Der geheimnisvolle Mann im weißen Anzug ist - natürlich - der großartig charmante Sänger und Künstler MAX RAABE. Das Umfeld sind wohl wir, die Hörer seiner neuen Live-CD "Heute Nacht oder nie". Die CD beinhaltet die Aufnahme des deutschen Ausnahmekünstlers in New York, genauer: in der renommierten und legendären "Carnegie Hall". Dort trat er im November 2007 mit dem 12-köpfigen Palastorchester auf. Die CD vereint einen guten und kurzweiligen Überblick über das künstlerische Schaffen von RAABE mit einer außerordentlichen Aufnahme und versteht es, den Hörer quasi mit dem ersten Einsetzen des Applauses in die Vorstellung zu versetzen.
Wer MAX RAABE schon einmal live gesehen hat, weiß dessen Qualität als charismatischen Entertainer mit seinem wunderbaren und subtilen Hang zur Selbstironie ebenso zu schätzen wie dessen sanfte und großartige intonierte Gesangs-Stimme. Das in Verbindung mit dem musikalisch überaus potenten Palastorchester macht aus jeder Vorstellung eine einzigartige Erfahrung, gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen höchst amüsant und swingend-zwingend schön, zum anderen ein Fenster in die Welt der "Goldenen Zwanziger". Und man muss wahrlich kein Historiker sein, um der Zeit zwischen dem Ende des I. Weltkrieges und dem Hitlerputsch Anno '33 etwas Faszinierendes abgewinnen zu können. Das Fenster wird also für ein paar Stunden von RAABE und Orchester aufgestoßen und lädt den Zuschauer ein, begünstigt durch Songauswahl, aber auch nicht zuletzt durch Bühnenbild und Ausstattung, aus dem Berliner Ritz auf die pulsierende Zeit der Zwanziger hinabzuschauen.
Ein erklärtes Highlight bei MAX RAABE sind die charmant vorgetragenen Ansagen zwischen den Liedern. Durch das englischsprachige Publikum vorgegeben, trägt RAABE seine stets amüsanten Sinnsprüche über das Leben in einem rührend naiven Englisch vor und kann - den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen - die New Yorker aufs Leichteste für sich gewinnen. Aber das Hauptaugenmerk der Veröffentlichung liegt natürlich auf den im grandios-nasalen Bariton vorgetragenen Songs, zum Großteil aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sowohl aus dem deutsch- als auch englischsprachigen Raum. Und so schafft es "Live In New York 2008" mit 36 Songs (inklusive Ansagen) und einer Gesamtspielzeit von über eineinhalb Stunden, die einzigartige Atmosphäre des Konzertes einzufangen und in das heimische Wohnzimmer zu transferieren.
Fazit: Ein wahrlich tolles Stück deutscher Sangeskultur. Ironisch und dabei nie lächerlich, witzig und nie platt, charmant und nie aufdringlich, großartig gesungen und nie langweilig, treibend und nie überbordend, melancholisch und nie tränenheischend, sanft und nie zu weich - einfach klasse. So lasset uns einstimmen in den nicht enden wollenden Schlussapplaus des New Yorker Publikums!
Anspieltipps: Heute Nacht oder nie, Du bist meine Greta Garbo, Am Amazonas, Mein kleiner grüner Kaktus, und und und ...
Zu finden auf Powermetal.de: http://www.powermetal.de/review/review-11715.html
Punkte: 8.5 / 10