Diese Zeile schallte einem im Frühjahr 2005 von so ziemlich jeder Seite entgegen. Madsen haben mit "Die Perfektion" ihrem selbstbetitelten Album bereits im März eine Single vorgeschickt, die zu überzeugen schien, denn sie wurden, ohne ein Album vorzulegen, zu Rock am Ring - in den Augen vieler nach wie vor die Mutter aller Festivals - eingeladen. Auch sonst bespielten Madsen so ziemlich jedes Festival, was ihnen angeboten wurde.
Das Album schlug ein wie eine Bombe und stieg prompt in die Charts ein. Böse Zungen sollten meinen, Madsen wären auf der "Neuen Deutschen Welle" mitgeschwommen, jedoch hält sie in meinen Augen ein wichtiger Aspekt von dieser Vermutung fern: Sie haben keine Sängerin.
Thematisch beschäftigt sich das Album schwerpunktmäßig mit dem wohl bisher am öftesten besungenen Thema: der Liebe. Die 11 teils melancholisch angehauchten Songs beschäftigen sich mit dem Verlassenwerden, Ignoranz der Angebeteten, Beziehungskrisen und Lügen. Es werden jedoch auch so banale Themen wie zum Beispiel die Antipathie gegen Kinder angeschnitten. Alles in allem kann man sagen, dass das Gesamtpaket der Texte eher für Verlassene und Frustrierte als für frisch Verliebte zu empfehlen ist. Trotzdem sind mit "Panik" und dem Off Beat-Stück "Mein Therapeut und ich" auch ein paar Stücke vertreten, die durchaus für gute Laune sorgen können. Wo wir gerade beim Off Beat sind, kommen wir vielleicht gleich mal zum Musikalischen:
Zwar ist das Album mit nicht einmal 38 Minuten ziemlich kurz gehalten, doch gerade das macht es so prägnant. Es ist kurz, knackig und direkt gehalten - "voll auf die zwölf" würden einige dazu wohl sagen. Sebastian Madsens Stimme gleitet zwar überwiegend ins Schreien über, allerdings sind auch viele rhythmische Gesangsparts zu entdecken, die jedoch teilweise etwas unbeholfen und schief klingen, was aber nicht weiter stört.
Wer etwas Ausgefallenes erwartet, wird bei diesem Album wohl eher enttäuscht werden. Die typische Rockbesetzung von Gitarre, Schlagzeug und Bass wird lediglich durch ein vorrangig subtil eingesetztes Keyboard unterstützt. Etwas vollkommen Neues stellen Madsen eigentlich auch nicht dar. Von vielen wurden sie als die "ruhige Variante der Sportfreunde Stiller" bezeichnet, manche erinnern sie an die frühen Jahre von Tocotronic.
Für ein Erstlingswerk kann "Madsen" als durchaus gelungen bezeichnet werden. Es ist eigentlich kein Ausrutscher zu benennen, da alle Songs durchweg überzeugen. Thees Uhlmann (Tomte) ging in einer früheren Rezension gar soweit, das Album als "die beste Debüt-LP seitdem ich über Musik schreibe" zu bezeichnen.
Pünktlich zur Weihnachtszeit bringen Madsen nun eine Touredition ihres Albums heraus, der für einen geringen Mehrbetrag eine DVD beiliegt. Diese enthält neben sechs Live-Songs von der MTV Campus Invasion und allen bisher veröffentlichten Videos eine Dokumentation über die Aufnahmen des Albums sowie ein "Dummy Werk für provisorisches Tracklisting". Diese DVD bringt zwar nicht im Geringsten die Kraft und Energie rüber, die Madsen auf ihren Konzerten vermitteln, jedoch ist sie eine schöne Ergänzung zum Album, das in jener (limitierten!) Neuauflage nicht mehr im üblichen Jewelcase, sondern im umweltfreundlicheren Pappschuber daherkommt - Madsen, eine Band mehr die sich Gedanken über ihre Umwelt macht!
Punkte: 9 / 10