The Machete Untrue (2007) - ein Review von DarkForrest

Machete, The: Untrue - Cover
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7.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Thrash Metal


DarkForrest
12.08.2023 08:39

Obwohl sie wohl eher ein unbekanntes Side-Project war, hat die finnische Thrash Metal Truppe "The Machete" nach ihrem Debüt "Regression" noch ein zweites Mal zugeschlagen und mit "Untrue" 2007 noch einen Nachfolger auf uns losgelassen. Genauso wie das erste Album, ist "Untrue" mehr oder weniger zufällig in meiner CD-Sammlung gelandet und genauso wie "Regression" wurde es erst einmal viele Jahre lang von mir sträflich vernachlässigt. Aber da ich mir die letzten Wochen beide Alben mal intensiv angehört habe, konnte ich mir jetzt auch zu "Untrue" ca. 16 Jahre nach Release mal eine Meinung bilden - yay!

Oberflächlich betrachtet hat sich nicht sonderlich viel verändert: auch dieses Mal werden wir mit 11 Songs konfrontiert, die sich am ehesten im Thrash Metal bewegen, aber mitunter recht kreativ mit anderen Genres spielen und in extremeren Fällen auch mal in Death Metal, aber auch Hardrock abdriften können. Auch am Lineup hat sich nicht fast nichts verändert, außer dass mit Antti Vajanto jetzt noch ein zweiter Bassist dazugekommen ist, der hier und da aber auch mal Background-Vocals übernimmt oder sogar mal für kurze Saxophon-Parts zu haben ist - cool.

Was mich dagegen zuerst abgeschreckt hat, ist der Sound. Während "Regression" für ein Debüt-Album erstaunlich professionell abgemischt klingt, hat "Untrue" wesentlich mehr Ecken und Kanten. Zuerst dachte ich fast schon, dass ich mir aus Versehen die Demo zugelegt hätte, aber nein: "Untrue" klingt einfach etwas ungeschliffen. Das wirkt vor allem etwas komisch, wenn man gerade ausgiebig den Vorgänger gehört hat, ist jetzt aber auch nicht extrem und ich bin ja auch schon einiges gewohnt. Hier und da ergänzt sich der Sound auch ganz gut mit den Songs und lässt diese noch etwas brutaler wirken. Allerdings haben meine Ohren ein bisschen gebraucht, um sich daran zu gewöhnen.

Unnötig schwierig wird dieser Prozess auch durch den Opener "Human Being Human" gemacht, der das Tempo direkt voll aufdreht, gleichzeitig aber wenig Struktur gibt, um sich daran festzuhalten. Erst nach ⅔ des Songs wird das Tempo mal ein wenig gedrosselt, was für mich gleichzeitig auch der beste Moment von "Human Being Human" ist. Der Rest des eh schon sehr kurzen Songs bietet eine ziemlich brutale Performance mit ordentlichen Background Vocals, ist mir aber viel zu hektisch - vor allem als Opener.

"Warmonger" schafft es dann schon eher, mir das Album schmackhaft zu machen. Das Riff ist absolut klasse und auch der Rest des Songs braucht sich nicht zu verstecken. Im Vergleich zu "Human Being Human" ist alles etwas grooviger und melodischer und vielleicht nicht mehr ganz so brachial schnell, aber immer noch im oberen Mittelfeld angesiedelt, was Härte und Aggression angeht.

Als nächstes käme dann der einzige Song, der damals beim oberflächlichen Hören direkt bei mir hängen geblieben ist - ausgerechnet "Shatters" - eigentlich nicht unbedingt der eingängigste Song. Dafür wird hier allerdings ziemlich wild mit allen möglichen Arten von Vocals experimentiert: ein recht langsamer, fast schon schwerfälliger Aufbau, der sich dann in wunderbar tiefen Growls entlädt und schließlich in cleanen Gesang übergeht. Man muss dazu sagen, dass Sänger Tuomo Saikkonen das sogar einigermaßen ordentlich alles unter einen Hut bekommt und auch die musikalische Untermalung hier passt. Trotzdem wirkt der Song hier und da etwas sperrig.

Dass The Machete aber auch sehr ordentliche Brecher raushauen können, bei denen es permanent auf die Fresse gibt, beweist "Blow By Blow", welches die Härte von "Human Being Human" gekonnt mit der Eingängigkeit eines "Warmonger" kombiniert. Als Fan von Face Down oder den früheren Sachen von The Haunted trifft das hier genau meinen Geschmack.

Mit "No Solace" wird es dann wieder etwas experimenteller. Der Beginn deutet sogar eine reine Ballade an, die es dann am Ende zwar nicht gibt, allerdings bewegt sich "No Solace" größtenteils tatsächlich eher im langsamen Tempo und hat mal wieder ein paar schöne Wechsel zwischen cleanen Vocals und Growls am Start. Insgesamt wirkt das Ganze etwas ausgereifter als bei "Shatters" und vielleicht trägt dazu ja auch die Laufzeit von fast 5 ½ Minuten bei, da der Song so genug Zeit hat, ordentlich zur Geltung zu kommen.

Überhaupt mag ich js diese sehr kurzen Songs im Thrash Metal nicht sooooo gerne und habe als alter Mann doch meine Probleme damit, richtig in den Song zu kommen, wenn er genau dann abbricht, sobald ich mental gerade so richtig in der Action bin. Streng genommen zählt "Ready For Blood" mit seinen knapp 3 Minuten wahrscheinlich noch nicht ganz zu dieser Kategorie Song, ist aber trotzdem insgesamt ziemlich kurz und knackig und im Gegensatz zu dem einen oder anderen Song auf "Regression", die mir zu schnell abgehandelt wurden, das erste Mal, dass mich ein kurzer, harter, schneller Song von The Machete wirklich glücklich macht. Bei "Ready For Blood" ist wirklich alles on Point und feinstes Moshpit Material ohne unnötige Längen.

"Back For More" kann da leider nicht mithalten und wäre mit seinen gut 2 ½ Minuten leider wieder ein Argument dafür, warum ich die ganz kurzen Songs nicht so mag. Lustigerweise steckt "Back For More" voller interessanter Ideen und wirkt auf mich fast so wie ein eigentlich recht langer Song, der unbedingt auf ein Minimum gekürzt werden musste. Natürlich ist das hier nicht der Fall, aber ich sehe hier jedes Mal einen spannenden Song aufblitzen, der viel zu wenig Zeit hat, zur Geltung zu kommen.

Dafür bringt "Ignorance" wieder einiges an frischen Wind auf "Untrue". Hier bewegt man sich genretechnisch etwas weiter vom Thrash weg und mehr zum Hardrock hin, was für mich eine ganz willkommene Abwechslung ist und gleichzeitig erstaunlich gut funktioniert.

"Crawing" ist dagegen eine echt seltsame Mischung aus allen möglichen Ideen, die man wohl irgendwie noch verarbeitet kriegen wollte. Wir haben hier ein paar Tempowechsel, die aus dem Nichts kommen, einen seltsamen Rhythmus und teilweise eher eingesprochene als gesungene cleane Vocals. Sehr chaotisch und seltsam das ganze. Ich kann's mir am Ende tatsächlich noch einigermaßen anhören, ohne dass es nervt, aber auch ohne, dass besonders viel hängen bleibt.

Kurz vor Ende haben wir mit "Life Sold" noch einen wunderbaren Ausflug in den Melodic Death Bereich - nicht übermäßig komplex, aber ein ziemlicher Ohrwurm, der für mich eigentlich als Opener viel besser aufgehoben wäre, als irgendwo versteckt an vorletzter Stelle - definitiv besser als "Human Being Human", um in das Album zu kommen.

Zum Abschluss haben wir genauso wie auf "Regression" einen langen und langsamen Ausklang. Damals hieß der Rausschmeißer "Bitter End" und war zum Schluss nochmal ein richtiges Highlight. Dieses Mal haben wir einen Song namens "Lie Agreed Upon", der leider nicht ganz mithalten kann. Wirklich viel hat sich an der Formel eigentlich gar nicht verändert. Ich glaube, was bei "Bitter End" gut funktioniert hat, war die Tatsache, dass man die Growls dort recht sparsam und bedacht eingesetzt hat, was diese Momente dann umso intensiver gemacht hat. Hier ist es quasi anders herum. Die Growls sind der Standard - was teilweise einen ganz guten Kontrast zu den ruhigen Passagen gibt - und die cleanen Vocals sind die Ausnahme, die dann aber recht seltsam klingen, wenn sie plötzlich aus dem Nichts hervorploppen. Trotzdem ist "Lie Agreed Upon" immer noch ein ganz solider Abschluss.

Kann "Untrue" am Ende mit "Regression" mithalten? Ja, kann es: unter'm Strich finde ich tatsächlich beide Alben gleich gut, ohne dass ich im Nachhinein sagen könnte, welches mir besser gefällt. "Regression" ist für mich sowohl vom Sound als auch von den Songs her die rundere und ausgereiftere Scheibe, die ich mir besser am Stück anhören kann. "Untrue" ist dagegen ein wenig experimenteller und wäre bei mir die erste Wahl, wenn ich mir einzelne Songs rauspicken müsste. "Warmonger", "Blow By Blow" und "Ready For Blood" sind absolut episch und auch einem ruhigeren "No Solace" oder "Ignorance" kann ich viel abgewinnen. Dazwischen verstecken sich aber auch ein paar Tracks, die man sich meiner Meinung nach komplett hätte sparen können. Der Opener verfehlt irgendwie sein Ziel, aus "Craving" werde ich nicht schlau und "Back For More" würde mir jetzt nicht fehlen, wenn es nicht auf dem Album wäre.

Falls man zufällig den Vorgänger kennt und auch noch mag, macht man mit "Untrue" sicher nicht viel falsch. Das Gleiche gilt für alle, die so wie ich etwas abwechslungsreichen Thrash feiern und immer auf der Suche nach Geheimtipps sind. Ich hätte mir aus Neugier auch locker noch ein drittes Album von The Machete zugelegt, aber leider haben die Jungs seit mittlerweile über 15 Jahren nicht mehr besonders viel von sich hören lassen. Auch wenn sie laut Metal Archive wohl noch aktiv zu sein scheinen, gehe ich jetzt mal davon aus, dass es so schnell keinen Nachfolger von "Untrue" geben wird.

Punkte: 7 / 10


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