Was den Hörer hier erwartet, ist - gelinde gesagt - eine echte musikalische Grenzerfahrung, und das in jeder Hinsicht. Nahezu spielerisch jonglieren Lifelover mit süßen, fröhlichen Melodien und Rhythmen (am Ende des Openers "Nackskott" ist gar mit "Bom Sicka Bom" ein Teil des schwedischen Liedes vom "Michel aus Lönneberga" enthalten), bevor sie einem mit erdrückender, aber dennoch stets melodischer Wucht derart an die Gurgel gehen, dass man am liebsten an Ort und Stelle auf die Knie gehen sich zusammensacken lassen möchte. Ausgelöst wird dieses Gefühl vor allem durch die Gesangsarbeit Jonas „B“ Berqvists, der - egal ob zu klingendem Piano oder dem mal abgrundtief verzerrten, mal cleanen Gitarrensound - das Leid einer ganzen Welt hinauszuschreien scheint. Nicht selten jagt einem genau dieser mal kreischende, mal wimmernde, mal resignierende, mal wutentbrannte Gesang einen eiskalten Schauer über den Rücken - exemplarisch hierfür wohl Lifelovers Paradesongs "Nackskott" und "M-S Salmonella" oder "Söndag". Aber auch die Songs mit überwiegend klaren Vocals wissen zu gefallen, allen voran "Nästa Gryning", der eine schicksalhafte Atmosphäre verbreitet, die seinesgleichen sucht.
Alles in allem verstehen es Lifelover, eine ganze Palette an unterschiedlichen Einflüssen und Melodien zu kombinieren, von denen man sich nur schwer vorstellen kann, dass sie zusammen funktionieren. So reicht das Repertoire vom Depressive Black Metal bis hin zum Jazz, wobei Lifelover nie bei einer Station zu lange anhalten, sondern sich immer wieder einzelner Elemente bedienen. Lediglich einige wenige Lückenfüller trüben den Eindruck dieses ansonsten tadellosen Meisterwerkes.
Punkte: 9 / 10