Das dürfte wohl niemanden großartig überraschen, zumal Fursy Teyssier (Les Discrets) in der Vergangenheit unter anderem für das Artwork von Neiges (Alcest) Veröffentlichungen zuständig war und beide das gemeinsame musikalische Projekt "Amesoeurs" (frz. für "Seelenverwandte") gegründet hatten.
Als seelenverwandt lässt sich wohl auch die Musik der beiden Bands bezeichnen: Shoegaze und Post-Rock treffen auf Black-Metal Elemente wie stark verzerrte Gitarren vereinzelt rasende Drums sowie Geschrei. Die Mischung ist eine intensive und atmosphärische Klangwelt, die zum Nachdenken und Träumen einlädt.
Alcest eröffnen das unbetitelte Split-Album mit einem dynamischen Stück ihres kommenden Albums. "Percées de Lumière" (etwa: "Durchbrechungen des Lichts") besteht aus einem melodiösen Riff, welches sofort unter die Haut geht. Im Gegensatz zum Debütalbum "Souvenirs d'un autre monde" ist der Song überraschend eingängig und wartet mit Burzum-ähnlichen Schreien statt Neiges bisherigem klaren Gesang auf. Sound und Aufbau ähneln jedoch besagtem Debüalbum und stehen diesem in nichts nach. Alcests zweiter Song "Circe poisoning the Sea" ist nur exklusiv auf diesem Split enthalten, jedoch mit 3 Minuten auch nur halb so lang wie der erste. Er besteht ausschließlich aus einer melancholischen Gitarrenmelodie, sowie ruhigem Gesang ohne Text und lässt die Alcest-Seite somit sehr ruhig und meditativ ausklingen.
Les Discrets beginnen ihren Part ebenfalls mit einem kräftigen Song, setzen im Gegensatz zu Alcest insgesamt aber auch auf Akustikgitarren und ausgedehnte Melodien als auf schwarzmetallische Elemente. Ausschließlich der Opener setzt vorrangig auf verzerrte Gitarren. Fursys Gesang ist sehr angenehm und ähnelt in Gesangsweise und Anwendung dem von Neige, wobei die Stimmlage etwas tiefer anzusiedeln ist. Auch Fursys Texte sind ausschließlich auf französisch und handeln von der Naturbildern.
"Après l'Ombre" und besonders die Demoversion von "Song for Mountains" sind so aufgebaut, dass sie sich nach und nach entfalten und intensiver werden, was durch die ruhige Basis einer Akustikgitarren-Melodie und die Steigerung durch weitere Gitarren- und sich überlagernde Gesangsspuren auch sehr gut funktioniert.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass beide Seiten des Splits absolut gleichwertig sind und sich trotz der gemeinsamen Atmosphäre in genügend Punkten unterscheiden, um Abwechslung zu bieten. Somit sei dieser Split allen Liebhabern von Post-Rock, Shoegaze und generell atmosphärisch-verträumter Musik sowie natürlich Fans von Alcest, Amesoeurs und ähnlichen Bands ans Herz gelegt.
Punkte: 9.5 / 10