Krokus Change Of Address (1986) - ein Review von Lord

Krokus: Change Of Address - Cover
1
1 Review
17
17 Ratings
7.18
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Hardrock, Heavy Metal
Rock: Hardrock


Lord
19.02.2012 01:30

Ein fades Wassersüppchen, das die einstmals grossartigen KROKUS hier zusammen gebrüht haben. Angepasst, ohne Ecken und Kanten, harmlos, langweilig - ohne Biss. Kaum vorstellbar, dass hier dieselbe Band agiert, die nur 3 Jahre zuvor mit übermachtigen Killern wie "Headhunter" oder "Nightwolf" um sich geschmissen hat... Nun, es ist ja auch nicht ganz dieselbe Band!

Der wichtigste Faktor fehlt nämlich: Chris von Rohr! Dieser wurde 1983 aus seiner eigenen Band geschmissen, nachdem sich von Rohr mit Manager Butch Stone überworfen hatte. Der stets etwas ungemütliche von Rohr wurde nun vom schleimigen Ami-Manager gegenüber seinen Bandkollegen ausgespielt und so kam es zum Rausschmiss. Nun, da mussten Fernando von Arb und Sänger Marc Storace den Kuchen nur noch durch zwei teilen, plus ein paar Angestelltenlöhne entrichten... Money talks. Und Butch Stone hatte freie Hand mit KROKUS zu machen was er wollte.
Dies passierte schon gut zu hören auf dem 1984er Album "The blitz", bei dem Energie, Power und Kanten schon arg zurück genommen bzw. abgeschliffen wurden. Auch "The blitz" war bereits schon langweilig und grösstenteils leer - ohne den Kompass von Rohr litt die Band unter Orientierungslosigkeit und vertrauten nicht mehr dem bodenständigen CH-Bauchgefühl sondern den Schulterklopfern, die so tödlich für eine Band sein können... Allen voran Butch Stone, der aus der Band einfach nur Kohle rauspressen wollte. Ecken und Kanten wurden komplett abgeschliffen, aus dem wilden Haufen wurde eine zahme Amisülze Band gemacht. Doch man ist eben was man ist und wenn man versucht etwas zu sein, das man nicht ist, fällt das irgendwann auf und man fällt durch. So begann 1984 langsam der Abstieg von KROKUS, die 1983 noch Platin in der USA mit dem bissigen "Headhunter"-Album einfahren konnten.. Damals noch unter Regie von Chris von Rohr!

...Und so endete man im Jahr 1986 auf dem Karrieretiefpunkt mit dem ausgepowerten, gebremsten "Change of address" Album... Angekommen im Gagaland. Zug entgleist, Karre platt. Müde, ausgelaugt, schwach.
Am besten hört man das an der Stimme von Übersänger Marc Storace, der hier seine langweiligste Vocal-Performace abliefert. Passend zu der laschen 80s-Produktion des Albums, nahm man Storace den Dreck aus seiner Stimme und machte ihn gefügig und handzahm... Fernando von Arb begann langsam hinter den Schleiern einer Kokswand zu verschwinden und war schlicht nicht in der Lage, den Karren aus dem Sumpf zu ziehen...

Das Ergebnis ist ernüchternd. Lasche Songs ohne Substanz noch und nöcher. Ansatzweise gute Ideen wurden durch dööfliche Refrain und Kinderliedmelodien kaputt gemacht - man höre den Opener "Now", der eigentlich ein gutes Riff am Start hat, durch die poppige Produktion und Synthies aber komplett zerstört wird. Dann die peinliche Single "Burning up the night" - was für ein schmalbrüstiger Rocksong. Lächerlich. Noch schlimmer ist "Hard luck hero"... Absolut peinlich. Das sollen die Mannen sein, die "Long stick goes boom" wie Baumstämme auf die Menschheit losrollen haben lassen? Nein. Und "Hot shot city" ringt mir nur noch ein bemitleidendes Köpfschütteln ab.
Dann die schwächste Coverversion von Alice Coopers "Schools out" die ich je vernahm.. Der Papageien-Look der Band im Video spricht Bände. Kann man nicht ernst nehmen.
Einzig "Say goodbye" kann überzeugen - aber kein Wunder, es ist ja auch ein schier 1:1 Rip-Off vom 1980er Überepos "Tokyo nights". Nur halt mit schwülstigem Kinder-Refrain. Text ist aber gut und Melodie geht auch in Ordnung. Bezeichnend jedoch, dass man einen alten Song aufwärmen musste, um noch ein bisschen was Gutes am Start zu haben.
Die Schwachstromhalbballaden "Let this love begin" und "Long way from home" reissen auch nichts, sind gefällig, jedoch nicht zu vergleichen mit "Screaming in the night" oder "Winning man". Anderes Level, andere Welt.

Alles in allem ein sehr schwaches Album ohne wirkliche Höhepunkte. Zurecht waren die Fans, die noch mit "Headhunter" verwöhnt wurden kurze Zeit zuvor, irritiert und kehrten der Band angewidert den Rücken - vom Totenkopfimage zum Papageienlook erträgt nicht Jeder und fühlt sich zurecht verarscht.

Man ziehe sich zur Ansicht auf youtube mal die Clubshow in New York/Brooklyn Zoo 1982 rein - das ist Dreck, das ist Energie, das hat Substanz... Das ist KROKUS (auch wenn die Band selber genau diesen Auftritt nicht sonderlich mag, 3 Bandmitglieder waren an dem Tag krank)!! Dagegen klingt hier diese Scheibe wie ein lauwarmes Fürzchen an einem Frühlingsmorgen.
1988 holten KROKUS Chris von Rohr zur Rettung der kaputten und zerstrittenen Band zurück um man schoss "Heart attack" raus, das wieder etwas stärker war. Dennoch war es das eigentliche Ende der Band für 20 Jahre - auch wenn unter dem Namen "KROKUS" Legendenverunstaltung getrieben wurde mit x-Line-Up-Wechsel und schwachen, nichtssagenden Platten in den 90ern und bis Mitte 2000.

So schwach wie auf "Change of address" waren die Schweizer jedoch nie wieder.

Punkte: 3 / 10


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