Kreator Violence Unleashed (2016) - ein Review von DarkForrest

Kreator: Violence Unleashed - Cover
1
1 Review
3
3 Ratings
8.50
∅-Bew.
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Metal: Thrash Metal


DarkForrest
02.02.2020 22:26

Es kommt eigentlich extrem selten vor, dass ich mir irgendwelche Zeitschriften kaufe und auch so bin ich eher nicht so ganz up to date, wann wie was rauskommt oder was gerade so in der Metalszene abgeht, aber als ich Anfang Januar 2017 zufällig die Legacy am Bahnhof in 'nem Kiosk rumliegen sah, war mein Interesse doch geweckt: Oh, Kreator bringen ein neues Album raus und was ist das da - eine Bonus CD mit raren Songs und Material des besagten neuen Albums liegt auch bei? Na da muss ich doch zugreifen! Gesagt - getan, Heft gekauft und Bonus CD begutachtet.

"Violence Unleashed" ist vielleicht nicht der extremst kreativste Name, aber immerhin bezieht er sich auf das neueste Album "Gods Of Violence". Die äußere Gestaltung beeindruckt mich schon mehr. Anstatt einfach ein Cardsleeve mit irgendeinem Platzhalter - Foto der Band oder so in's Heft zu hauen gibt es ein Jewelcase mit ziemlich geilem Albumcover. Wirklich: ich mag die ganze Farbgestaltung irgendwie und bei den doch recht zugekleisterten und überladenen Albumcovers der letzten Kreator CDs finde ich das Motiv hier angenehm bodenständig

Wichtiger ist aber natürlich die Frage, was drinsteckt in der Heft-CD und das kann sich durchaus sehen lassen: ein Track vom damals noch unveröffentlichten "Gods Of Violence", 3 eher seltene Songs und zwei Liveaufnahmen, insgesamt fast 27 Minuten Laufzeit - nicht übel. Interessanterweise hat man sich entschieden, den Titeltrack des (damals) kommenden Albums vorweg zu nehmen. Allerdings war das keine verkehrte Entscheidung. "Gods Of Violence" hat ein eigenes kleines Intro und eignet sich damit ziemlich gut als Opener, qualitativ ist es definitiv einer der besseren Songs des Albums und einigermaßen repräsentativ ist das ganze auch noch. Wer den Song mag, dürfte auch mit dem Album was anfangen können.

Die nächsten drei Songs wurden zwar alle auf irgendeine Art schon mal veröffentlicht, aber ich hatte keinen einzigen davon in meiner Sammlung. Nach "Phantom Antichrist" hat die Band ziemlich viele Singles auf Vinyl rausgehauen, auf denen sich die Songs auch wiederfinden. Tja, ich sammel im Moment nur CDs und dementsprechend fand ich es auch ziemlich klasse, das way ich verpasst habe auf "Violence Unleashed" mal nachholen zu dürfen. Los geht es mit "The Number Of The Beast" - zu finden auf der "Big Teutonic 4" Split und klarerweise ein Cover vom Iron Maidens Klassiker. Das Ganze ist definitiv gelungen. Die Stimmung des Originals wurde gut eingefangen, gleichzeitig hört man raus, dass Kreator den Song performen. Genau so sollte ein Cover klingen.

"Wolfchild" gab es als B-Seite auf der "Civilization Collapse" Single. Was für ein Ohrwurm! Erinnert mich von der Wirkung und auch dem ganzen Aufbau her ziemlich an "Fallen Brother". Das heißt konkret, dass ich direkt nach dem ersten Hören Bock hatte, es auf voller Lautstärke nochmal zu hören. Nachdem ich es dann so 10 bis 15 mal über ein paar Tage verteilt gehört habe, hatte ich einen fiesen Ohrwurm und das Ding so dermaßen über, dass ich es gar nicht mehr hören konnte - halt genau so wie bei "Fallen Brother". Ein paar Monate die Finger davon zu lassen sollte es aber richten.

"Iron Destiny" ist soweit ich weiß nur auf der japanischen Version von "Phantom Antichrist" erschienen und eine dieser Hymnen, in denen die Band ihre Antihaltung ein wenig abfeiert, was mir von den Lyrics her gut passt. Musikalisch erinnert es mich ein bisschen an "From Flood Into Fire" oder ähnliche etwas langsam gehaltene Songs mit der obligatorischen ruhigen Gesangspassage vor dem letzten Refrain. Insgesamt eine gute Ausbeute: alle drei Songs gefallen mir persönlich sehr gut und würden meiner Meinung nach so sogar live funktionieren. Mit "Fallen Brother" oder "From Flood Into Fire" hätten sie auf den Alben jeweils andere Songs, die musikalisch vielleicht etwas zu ähnlich klingen, aber hier sind sie natürlich bestens aufgehoben.

Bleiben noch die zwei Live Aufnahmen - beide vom Wacken 2014 und beide auch auf der Bonus DVD vom "Gods Of Violence" Album zu finden. Also auch nicht wirklich exklusiv, aber eine nette Beigabe. Nur die Auswahl wundert mich etwas. Ich liebe beide Songs und beide halten sich nicht umsonst so hartnäckig in den Live Sets bis heute, aber "Phobia" ist seit 1997 treuer Begleiter auf jedem Konzert, "Violent Revolution" seit 2001, es gibt von beiden Songs mittlerweile wirklich zahlreiche Live Versionen und sagen wir mal so: meine erste Reaktion war jetzt nicht gerade "Boah geil - mal wieder 'ne neue Live Version von "Phobia"! ". Damals war gerade "Phantom Antichrist" der heiße Shit und es gab auch genug Songs, die es in's Liveset und damit auf die DVD geschafft haben. Jeder davon wäre auf "Violence Unleashed" eine etwas spannendere und frischere Wahl gewesen als die beiden Exemplare hier. Aber okay, "Phobia" klingt live immer geil, wird hier sehr ordentlich gezockt und auch das Publikum singt im richtigen Moment und in der richtigen Lautstärke "Is there something after you - something after you" mit, wie sich's gehört. "Violent Revolution" dagegen ist hier nicht unbedingt in seiner besten Version zu hören. Ich liebe den Song wirklich unheimlich, aber speziell hier klingt Mille etwas außer Atem, trifft nicht jeden Ton optimal und verschluckt auch gerne mal ganze Silben und Worte - merkwürdig.

Trotzdem ist "Violence Unleashed" am Ende des Tages ein klasse Deal. Eine schöne kleine bunte Mischung aus allem möglichen, eine Möglichkeit in's neue Album reinzuhören oder auch einfach nur ein paar rare Songs nachzuholen und das in durchweg guter Qualität. Da Kreator auch nicht gerade mit klassischen Best Ofs um sich werfen würde ich sogar behaupten, dass "Violence Unleashed" sich super für Leute anbietet, die on Point zusammengefasst haben wollen, wie die Band so in der letzten Dekade klang. Perfekt wären eigentlich nur komplett exklusives Material, alternative Versionen vom zugehörigen Album oder eine etwas andere Auswahl der Live Stücke gewesen, aber für einen sehr guten Eindruck bei mir reicht's locker aus.

Punkte: 8.5 / 10


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