Eröffnet wird diesmal mit einem Instrumentalintro, dem "Choir Of The Damned". Bis heute ist diese eigenartige Mischung aus rauschendem Wind, sporadisch auftretendem Krähenkrächzen, billigem Synthesizerchor und einer einsamen E-Gitarre der Opener eines jeden Kreator-Livekonzerts. Obwohl das ziemlich "cheesy" ist, transportiert dieses Intro sehr gut das Bild einer menschenfeindlichen, kargen Umgebung, in der trotz allem Hoffnung herrscht. Man mag es kaum glauben, aber das Stück endet sogar auf einem Dur-Akkord, Sachen gibt's! Und Zack, die vermeintlich beruhigende Vorstellung wird mit dem ersten "richtigen" Stück "Ripping Corpse" total zunichte gemacht. Das fiese Sägen der einen Ganzton runtergestimmten Gitarren und das gefühlt bei 300 bpm kloppende Uffta-Uffta-Schlagzeug - das ist schon ein derber Kontrast. Und nur der Anfang der nachfolgenden Zweidrittelstunde härtesten deutschen Thrash Metals in Reinkultur.
Da fällt es schwer, ein Highlight herauszupicken, denn fast alle Songs haben etwas Besonderes. "Death is your Saviour" gefällt mit ähnlich schnellem Riffing wie "Ripping Corpse", besitzt aber mehr Abwechslung durch eingestreute Breaks. "Pleasure To Kill" dürfte jedem Kreator-Fan bekannt sein: erst auf die Zwölf, dann ein langsamer Zwischenpart, und dann - wieder auf die Zwölf! Es folgt mein Lieblingssong des Albums: "Riot Of Violence". Viele verschiedene Parts, ein Riff nach dem anderen, die auch mal untypisch-fröhlich klingen (z.B. das nach der ersten Strohe), Tempiwechsel, Milles Noise-Soli...
Mit "The Pestilence" wird es wieder geradliniger, auch hier reichen sich die Riffs in den knapp 7 Minuten, die der Song dauert, die Hand. "The Carrion" überrascht mit teilweise bluesig-angehauchtem Riffing und massivem Doublebasseinsatz, "Command Of The Blade" behandelt den Kreatordämon selbst und bietet wieder ein Riff nach dem anderen, seltsam, dass sie diesen Song nicht öfter mal live spielen. Der Rausschmeißer "Under The Guillotine" driftet die ersten ein, zwei Minuten schon ins Eintönige ab, in der zweiten Hälfte heißt es zum Glück wieder: Riffs, Riffs, RIFFS! Melodien sucht man auf dieser Scheibe wirklich vergeblich, aber wer braucht sowas schon... Kreator in den 80ern jedenfalls nicht!
Desweiteren ist anzumerken, dass Kreator sich technisch sehr verbessert haben; dennoch bemerkt man, dass die Band Probleme hat, ihrem eigenen Songmaterial spielerisch vollständig gerecht zu werden. Dieses Manko, was bei "Endless Pain" noch deutlicher zu hören war, zieht sich sowohl durch "Pleasure To Kill" als auch dessen Nachfolgealben bis einschließlich "Extreme Aggression", wenngleich in einem immer geringeren Ausmaß. Dies mindert die Qualität dieses Krachers gewiss ein wenig, dennoch sind hier guten Gewissens 9/10 Punkte mehr als angebracht.
Punkte: 9 / 10