Kool Savas John Bello Story III (2010) - ein Review von WeGi

Kool Savas: John Bello Story III - Cover
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7.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rap / Hip Hop



07.06.2010 01:29

Es ist zur Zeit ja gerade angesagt, als richtig cooler Rap-Hörer Kool Savas zu haten. Egal was er macht es ist immer falsch und schlecht und sowieso ist er ja ein “Rap-Opi” (Original-Wortlaut; Anm.d.Red: er ist Mitte 30) und sollte sofort abtreten.

Zugegeben die John Bello Story Nummero 2 war eine unwürdige Fortsetzung des ersten Teils und fügte dem Rapspiel nicht wirklich etwas hinzu, außer den ersten Massencollabo-Track “Der Beweis Mammut Rmx“. Trotzdem hatte ich Kool Savas, allein wegen seiner früheren Musik und der viel versprechenden Ausschnitte, welche man in der John Bello Show sehen konnte, eine Chance gegeben und mir die “Essah Edition” vorbestellt, was die Premium Edition darstellt.

Das Intro “Denn ein Bello kommt selten allein” startet und ich verspüre erstmal ein unruhiges Grummeln in der Magengegend. Der selbe Savas, der die besten Intros der Deutschrapgeschichte ablieferte, startet mit Schäfchengezähle, wobei er einfach Schäfchen durch Bellos ersetzt.

Der Zweite Song ist die bereits bekannte Single “Immer wenn ich Rhyme”. Und auch, wenn der Song Phrasenüberladen daherkommt bleibt doch ein gewisser Ohrwurmeffekt. Olli Banjo bleibt zwar unter seinen Möglichkeiten, droppt, aber trotzdem noch die beste Line des Songs. “Ihr rappt scheiße über große Knarren, gutes Koka / ich dagegen guck ein Wholecar/, verstehste?”

Und jetzt dreht das Mixtape erst so richtig auf. “Mach doch deinen Scheiß” hat gleichzeitig eine so geniale und trotzdem einfache Grundidee, dass man sich fragt, warum da vorher keiner drauf kam. Savas, Banjo, Kaas, Franky Kubrick und Mo Trip haben aus Schnipseln eines Klaus Kinski Ausrasters einen Track gebastelt, indem sie die Schnipsel in ihre Texte einbauten.

Kinski, der Battlerapper-Prototyp als Lieferant für Punchlines in einem Hip-Hop-Song. Der Beat unterstreicht das ganze noch schön mit wuchtigen Drums und einer kräftigen Snare.

Die Generation Internet-Parodie “Myspace” ist einfach nur herrlich mit anzuhören und sorgt für so einige Lacher. “Orchestrator” ist ein Song, der gleichzeitig das umsetzt, was in dem Text von Savas und Ercandize proklamiert wird. “Meine Stimme mein Instrument“. Stimmungsvoll arrangiert und gut unterstrichen von Savas und Ercs Punchlines und Flow. Ein kleines Stück pursten HipHops Anno 2010.

Die guten Ideen und Songs ziehen sich nur so weiter durch das Album. Ob “Rhytmus meines Lebens” mit super Eurodance Sample, der den Rhytmus eines Tourmusikers überraschend stimmungsvoll beschreibt, Techno Pilot, der mit einem Techno-Beat vom feinsten die Leute wegdisst, welche auf den Techno-Rap Zug aufspringen und gleichzeitig zeigt, wie das eigentlich geht, die Hater-Abrechnung “Stop Stop” bei der Curse, Amar, Banjo und Ercandize und Savas alle treffend das sinnlose gehate Ad Absurdum führen, oder einfach nur “Tribut” das einen Savas in Höchstform präsentiert.

Unterstrichen wird das ganze von den sehr atmosphärischen Tracks “Weck mich nicht auf” mit Curse und der John Bello Story, bei der Franky Kubrick die Lebensgeschichte Savas unglaublich stimmungsvoll und unkitschig erzählt.

Dazwischen triben sich natürlich auch durchschnittliche Tracks wie Booyaka Shot und Sei Nicht schüchtern. neben dem Intro reiht sich an Totalausfällen noch “Weg nach draußen” ein, was wohl ein bisschen an LMS-Zeiten anknüpfen sollte, aber höchstens als R.Kelly Hommage durchgeht.

Was nach mehrmaligen durchhören auffällt ist, dass sich ein sehr deutlicher musikalischer Roter Faden durchzieht, obwohl wir es hier nicht mit einem Soloalbum, sondern mit einem Mixtape zu tun haben. Die Produktionen sind außerdem sehr aufwändig und hören sich stets zeitgemäß an.

Die Features wirken diesmal, im Gegensatz zum Vorgänger, auch bedachter ausgewählt worden zu sein. Olli Banjo, Curse und Ercandize liefern Rap auf allerhöchstem Niveau ab. Amar, Kaas, Franky und Azad bringen ebenfalls sehr gute Parts, bei denen man merkt, dass sie 100% gegeben haben. Lediglich Caput, Mo Trip und Savas Bruder Sinan wirken leicht deplaziert auf einem solchen Release.

Das Gesamtbild ist durchaus als sehr gut zu sehen. Das Album steigert sich durch mehrmaliges hören nochmals etwas. Wer zeitgemäßen HipHop hören will, sollte zugreifen, Savas-Fans sowieso. Das Album ist dazu noch sehr musikalisch ausgefallen und reitet nicht irgendeine der bereits vorhandenen Rap-Beat Schienen weiter zu Tode.

P.S. Der “Immer Wenn ich Rhyme Mammut Remix” ist wie sein Vorgänger wieder sehr geil ausgefallen. Besonders Tuas Part ist Gänsehaut pur.

Punkte: 7 / 10


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