Von den 12 Liedern kann ich mir gerade mal die Hälfte wirklich anhören. Und selbst die sind noch stellenweise verbesserungswürdig. Ich meine, was ist denn los? "Alter Mann" und "du bist so still" haben noch ziemlich Feuer und Energie, Letzteres glänzt wieder vom Kontrast (hartes Instrumental und Gesang, aber sanfte und positiv gestimmte Lyrics), somit eines der besten Lieder auf diesem Album.
Die meisten anderen Lieder kommen aber nicht an diese Messlatte heran. Man hört zwar Knorkator, aber ohne Power. "Lied vom Pferd", "Wir werden alle sterben", alles Lieder, die nur von Knorkator kommen könnten, aber irgendwie hauen die mich nicht vom Hocker. Das klingt alles so vorhersehbar und vor allem so dahingeklatscht. In diesem Fall können wirklich nur die Lieder überzeugen, die etwas satirischen Gehalt haben. Die ungewohnt ernsten Stücke "Geld" und "Eigentum" sind somit, nach den ersten beiden Liedern, meine nächsten Anlaufstellen auf diesem Album. Da ist nicht nur Satire, sondern auch etwas Sozialkritik vorhanden. Klar, nicht was man von Knorkator gewohnt ist, aber verglichen mit dem meisten Rest auf dem Album großartig.
Womit wir zu den letzten beiden Liedern kommen, die mich wirklich ansprechen. "Nur mal angenommen" verarscht die Philosophen auf ganzer Ebene. Ich hab nichts gegen Philosophen, dennoch mag ich diese absurde Übertragung der "was wäre, wenn?" Frage. Im Grunde genommen beschreibt "nur mal angenommen" perfekt, wo man landet, wenn man über bestimmte Dinge zu lange nachdenkt, oder Gedanken zu weit fortführt.
"Für meine Fans" ist ein Hit, bleibt ein Hit. Wer damals schon "Klartext" mochte, der wird "Für meine Fans" lieben, sollte aber nicht erwarten, dass er auf diesem Stück zurückgeliebt wird. Knorkator sind so "ernst" wie immer. Und wer diese Band kennt, weiß, dass sie nie das tun, was man erwartet, so auch auf einer solchen Lobhymne für die Fans.
Tja, das war's dann auch. Ich würde noch gerne "Franz Hose" dazufügen, vielleicht verstehe ich ja irgendwann die Genialität dieses Stücks, wenn ich des französischen mächtig bin. "GV" biedert sich an die kindischeren Zeiten von "Hasenchartbreaker" an, das "Liebeslied" ist ganz nett, kann aber genauso von jeder anderen Teenieband stammen. Die "sinfonische Dichtung" ist meiner Meinung nach nett anzuhören, aber auch entbehrlich.
"Das nächste Album aller Zeiten", leider eines, mit dem ich mich nicht gerade anfreunden kann. Die Füller sind klar erkenntlich, und das hat dann auch nichts mit Genialität oder Satire zu tun. Man kann ja seine Fans verarschen, aber bitte so, dass es auch Spaß macht. (Siehe "Schweigeminute") Denn einfach mal ein paar 0815-Lieder auf Platte quetschen, das kann jede Band, und das machen viel zu viele heutige Künstler leider auch, teils sogar ungewollt, man kanns halt nicht anders.
Punkte: 5 / 10