Die Tracklist ist kontrastreich gewählt, so ist der Opener und Titelsong "Generation Goodbye" ein gutes Beispiel für ersteres, die darauf folgende Single-Auskopplung "Hashtag Your Life" für Letzteres. Die beiden Songs geben zugleich den Ton für das ganze Album an, wenn auch der aufmerksame Zuhörer noch so einige Facetten mehr entdecken kann. Seien es gesangliche Experimente wie etwa die Mitgrölnummer "She Came She Saw", Ausflüge in ungewohntere Bahnen wie "Highlight Zone" oder etwa ein Sprung direkt zurück in die 80er-Jahre mit "Under Friendly Fire".
Wie es so ist mit guten Rock-Alben, dürfen aber natürlich die Balladen nicht fehlen. Da wäre zum einen das leicht kitschige, aber emotionale "If Clocks Were Running Backwards" und das dramatische "Masterpiece" (ein Duet mit Beyond The Black-Sängerin Jennifer Haben, man ignoriere sie einfach, denn man hört sie sowieso kaum). Diese Klammerbemerkung mag gemein klingen, doch sie führt mich zum nächsten Punkt.
Im Gegensatz zu der guten Jennifer scheint Sänger Hannes Braun einfach immer nur besser zu werden. Er besitzt eine kraftvolle, angenehme Stimme, gepaart mit der ihm eigenen nie versiegenden Power. Man unterschätzt ihn gerne mal, insbesondere, wenn man die älteren Alben der Band kennt (namentlich die ersten drei). Leute, irret nicht, was der Mann hier bietet, kann gut und gerne auf eine Stufe mit manch älteren Semestern gestellt werden und manch andere Frontsirene des Sleaze-Genres kann sich hier einiges abschauen. Erwähnt seien auch die bis anhin eher ungewohnt ausgiebigen Gitarrensoli und die tighte Spielweise der ganzen Band, die aber auf Live-Aufnahmen noch besser zur Geltung kommen.
Alles in allem haben wir hier ein fein geschliffenes Handwerkstück vor uns, das so authentisch und einheitlich klingt wie kein anderes Kissin' Dynamite-Album davor. Offensichtlich hat es der Band gut getan, die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Die Tage teeniehafter Partyhits, übermässig gestylter Haare und abstruser Ausflüge in "Fremdgenres" (wie etwa auf dem Vorgänger-Album) scheinen gezählt und das Rock'n'Roll-Herz freut es. Diese Scheibe enthält nicht nur starke Statements in den Lyrics (Anspieltipp: "Flying Colours"), sie ist ein Statement. Die niedlichen Jungs, die sich vor über zehn Jahren vorgenommen haben, die Welt zu erobern, sind erwachsen geworden und schreien das selbstbewusst in die Welt hinaus.
Fazit: Diese Scheibe macht süchtig und das gilt bestimmt nicht nur für mich, als jemand, der die Band gefunden, verloren, wieder gefunden und wieder verloren und wieder gefunden hat. Man darf sie auch neuentdecken, immer noch lieb haben oder einfach für die Gute-Laune-Garantie zwischendurch ins Regal stellen. Lohnen tut es sich auf jeden Fall.
Punkte: 9 / 10