Jingo De Lunch B.Y.E. (1992) - ein Review von Lord

Jingo De Lunch: B.Y.E. - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
8.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Hardcore


Lord
08.08.2010 16:34

Ob ich objektiv vote lass ich mal so im Raum stehen - ich LIEBE dieses Album! Neige dazu, unpopulärerweise, es als das beste der Band zu betrachten. Vielleicht noch dicht dran ist "Axe to grind", das ebenfalls irre gross ist!

1992 erschien das Werk, in meinem Fall ist es die Picture Disc, die seit ca. 1993 regelmässig auf meinem Plattenteller rotiert und die Boxen zum rauchen bringt - denn je lauter man sich "B.Y.E." anhört, desto besser kann man die Power spüren, die Energie und den Dreck. Man hört bei maximaler Lautstärke die einzelnen Nuancen einfach besser und der Sound beginnt zu fräsen, zu sägen und zu bohren. Hört man es leise, kommt der Druck zero zur Geltung. Habe ich so selten bei einem Album erlebt.

Was auffällt ist, dass die Songs oft zusammen gehängt sind, so hat die Scheibe musikalisch eine Art Konzeptcharakter - sei das beim Intro "Intro", das fliessend in das Kick-Ass-Stück "Chew and spit" übergeht; das Intro baut die Spannung gekonnt auf, so dass "Chew.." förmlich explodiert - flottes Tempo, gute Lyrics. "Je ne sais quoi" wird ebenfalls direkt angehängt; es klingt wie das lange, langsame Groove-Outro zu "Chew and spit"; brillant gemacht! Der Song beinhaltet geile Riffs und einen Hangover-Flow. So bilden die ersten 3 Tracks ein Trio, das eigentlich wie ein langer Song klingt. Das hat eine gewaltige Atmosphäre, die einem in eine Art Traumwelt führt.
Noch krasser, wenn auch komplett anders, sind die 3 letzten Songs:
Das erdrückende, schwere "Pleasure to pain" macht den Anfang dieses abgeschossenen Schwebezustandes; es eröffnet mit einer tonnenschweren Melancholie. Man schwebt irgendwo zwischen Halbschlaf und Traum. Während des Songs wird wieder diese geknickte Power gefahren, die das "B.Y.E." Album so intensiv macht; eine Mixtur aus Leiden, Hoffnungslosigkeit, Aufgeben und dennoch endloser Power, Kampf und Stolz.
Dann folgt das Albumhighlight; "Sanguis Malus"... Zwar ist der Song nicht direkt an "Pleasure to pain" angehängt, nicht fliessend im Übergang, dennoch gehören die Songs zusammen. Hier wird das perfektioniert was in "Pleasure..." bereits brillant angeschnitten wird. Eine Schwere, eine Paralyse umhüllt und schier purer Melancholie - traumhaft, gespengstisch, kaputt, apokalyptisch und fertig. Als würde keine Sonne mehr scheinen, als wäre alles zu spät - erst ganz gegen Ende kommt das melancholische Gitarren-Outro, das wieder Hoffnung in sich birgt; wunderschön. Die verhaltene Rückkehr des Lichtes. Perfekt.
Und das Trio am Ende der Platte rundet das Outro "Outro" (hähä) gekonnt ab. Auch hier fantastische Gitarrenarbeit.
Es muss allgemein bemerkt werden; musikalisch ist die Platte - irgendwo zwischen Rock, Metal und Punk - ein Leckerbissen, die Mannen um Frontfrau Yvonne Ducksworth machen ihre Sache hammer!

Die Sängerin allerdings auch; man höre "The crawl"! An manchen Stellen klingt sie etwas nach Linda Perry von den 4 non Blondes, und das ist ein Kompliment!
Zu erwähnen ist sicher noch das Hanoi Rocks Cover "Delirious"; Jingo machen die Sache sensationell, und auf "B.Y.E." klingt der Song nicht wie eine Fremdkomposition, sie scheint dazu zu gehören als wäre es ein eigener Track der extra als Kontrast zum Outro-Trio geschrieben wurde; frech, rotzig, positiv! Geil!

Mir persönlich bedeutet die Scheibe sehr viel, sie war vorallem im Winter 1994/95 täglicher Begleiter und Anker gegen die eintönige Langeweile des Lehralltags. Bereits morgens um 5:30 nachdem der Wecker ging hörte ich via Kopfhörer die Scheibe, eben in diesem traumartigen Halbwachzustand. Wer die Scheibe SO erlebt, wird ein Leben lang von ihr beeindruckt sein. Ähnlich ging es mir nur noch mit - ganz anderes Terrain - "Wildhoney" von Tiamat.

Erinnerungen, viel Erlebtes, Gefühle - alles da für 10 Punkte!

Punkte: 10 / 10


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