Ist ja alles ganz nett, was Bands wie SOLITAIRE und ENFORCER einem in der jüngeren Vergangenheit so auf die Ohren gegeben haben, aber letztendlich ist mir das oft zu technisch, zu unterkühlt. Eher so, als wären da Handwerker am Werk. Wenn nun aber echte Talente wie IRON JAWS die Bühne betreten, können die Handwerker dahin zurücktreten, wo sie hingehören – nämlich in die zweite Reihe.
Ja, Speed Metal wird auf der „Louder Is Not Enough“ gespielt und hier darf man guten Gewissens auch auf den mittlerweile doch eher abgedroschen wirkenden Begriff des Zelebrierens zurückgreifen. Denn das, was IRON JAWS hier auffahren, geht deutlich über das einfache Runterzocken einstudierter Nummern hinaus.
Zehn Stücke bietet die Scheibe, wovon nach Abzug des Intros und eines EXCITER-Covers noch acht richtige Nummern übrigbleiben. Macht knapp über 33 Minuten an eigenen Songs, was nun nicht gerade nach Überlänge klingt. Aber diese Nummern haben es in sich. Geboten werden ausnahmslos Hits mit hohem Wiedererkennungswert. Jedes Stück ist sehr gut arrangiert, Metaldave singt und screamt durchgehend wie ein junger Gott und es gibt bei vielen Songs auch immer wieder mal einen sehr passenden, kurzen Chorus im Refrain. Dabei ist es geradezu faszinierend, wie die Band hier lupenreinen 80er-Speed im Stile der frühen EXCITER und ABATTOIR spielt und dabei völlig eigenständig klingt. Hier werden keine zweifellos vorhandenen Vorbilder kopiert, sondern es wird sich gleichberechtigt neben sie gestellt. „Louder Is Not Enough“ braucht sich hinter keiner „Violence & Force“ oder „Vicious Attack“ verstecken. Eine „Master Of Disguise“ oder „Hellish Crossfire“ würde ich aber nicht zwecks Vergleich heranziehen, da die einfach in einer anderen Aggressions-Liga spielen.
Klingt zu gut, um wahr zu sein? Das dachte ich mir auch, als ich die Scheibe zum ersten Mal mit weit herunterklappendem Kiefer gehört habe. Und wenn ich die „Louder Is Not Enough“ schon gleichberechtigt neben einige Klassiker stellen möchte, so möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass sie hinter einer „Skeptics Apocalypse“ dann doch ein paar Zentimeter zurücktreten muss, was primär der Leistung von John Cyriis geschuldet ist.
Dennoch komme ich nicht umher, hier die gewagte Behauptung aufzustellen, dass hier das beste Speed Metal-Album seit 1985 vorliegt (wobei es mich aber auch nicht wirklich wundern würde, wenn jetzt irgendein Nerd um die Ecke käme und irgendwas total Unbekanntes aus dem Underground-Hut zauberte xD). Aber genau deswegen, weil es so lange keinen so exorbitant guten Speed mehr gegeben hat, weil der Stoff so eigenständig und dennoch lupenrein klassisch ist, weil jeder Song killt und sowieso alles kann, sehe ich mich hier gezwungen, die Höchstnote zu zücken.
© 2011, Iron Angel
Punkte: 10 / 10