Inbreeding Rednecks Corpse Molester (2009) - ein Review von DarkForrest

Inbreeding Rednecks: Corpse Molester - Cover
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9.00
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore


DarkForrest
09.05.2023 20:11

Irgendwann 2009 habe ich mal Urlaub in Dänemark gemacht und bin dabei irgendwo in Esbjerg in einem Plattenladen gelandet. Was ich dort genau gekauft habe, weiß ich nicht mehr, aber am Ende hat mir der Verkäufer eine nette kleine CD gratis mit in die Hand gedrückt. Ich weiß nicht, ob er verschiedene CDs zur Auswahl hatte oder das bei jedem Kunden gemacht hat - es war auf jeden Fall ein allgemeiner Plattenladen, der so ziemlich alle Genres bedient hat. Offenbar sah ich aber wohl aus wie jemand, zu dem eine CD namens "Corpse Molester" von Inbreeding Rednecks gut passen würde - wundervoll!

Damals mit Anfang 20 habe ich mir zwar schon ganz gerne immer mal wieder Cannibal Corpse gegeben, war aber im Grunde noch dabei, die etwas härteren Subgenres im Metal für mich zu erkunden. Und genau in diesem Moment kam "Corpse Molester" daher und hat mich ziemlich umgehauen. Seitdem läuft es bei mir in regelmäßigen Abständen und ich habe bis heute keine nennenswerten Abnutzungserscheinungen bemerkt. Man kann natürlich sagen, dass ich hier nie ganz objektiv war und mein junges und leicht zu beeindruckendes Ich da eine verzerrte Meinung hat, wobei ich zumindest sagen muss, dass die wenigen Leute, bei denen ich mich getraut habe, eine Kostprobe zu geben, durchaus angetan waren.

Was hat mir der Typ im Plattenladen da also in die Hand gedrückt? Die Inbreeding Rednecks sind eine kleine dänische brutal Death Metal Band, die 2009 mit "Corpse Molester" ihre erste EP aufgenommen und dann erst 2013 ihr Debütalbum "Abnormal Life Portrayed" abgeliefert haben. Kurz danach sind sie dann aber auch schon wieder sehr schnell in der Versenkung verschwunden, ohne je wieder etwas released zu haben. Die Namen der Band und der EP weisen schon darauf hin, dass wir es lyrisch mit sehr anspruchsvoller Kost zu tun haben. Neben höchst intellektuellen und gesellskritischen Werken wie "Cannibalistic Murder Rape" erwarten uns auch fantasievolle und verspielte Stücke wie "Robes Made From Virgin Skin".

Aber mal im Ernst: Während die Texte vielleicht nicht über die Komplexität eines guten Splatterfilms hinauskommen, hat "Corpse Molester" rein musikalisch einiges zu bieten. Sofern ich das als Nicht-Musiker beurteilen kann, wirkt es musikalisch durchaus komplex und klingt technisch sauber umgesetzt. Gleichzeitig werden hier natürlich Tempo und Härte geboten, wie man es sich von einem ordentlichen Brutal Death Metal Album nur wünschen kann. Wenn "Corpse Molester" mit der geballten Kraft einer Mittelstreckenrakete durch eure Gehörgänge pflügt, dann wird es schwierig, nicht sofort losmoshen zu wollen - sofern ihr natürlich für diesen Scheiß zu haben seid. Abgerundet wird das alles durch eine erstaunlich ausgewogene Produktion, die sauber genug klingt, dass jedes einzelne Instrument super zur Geltung kommt, ohne dass alles zu glatt klingt.

Sänger Jakob Bloch growlt, schreit und brüllt, als würde sein Leben davon abhängen, Drummer Mads Pedersen legt ein beeindruckendes Tempo vor und auch der Rest der Truppe lässt einem kaum Luft zum Atmen. Das heißt aber auch, dass euch die EP fast 20 Minuten lang ununterbrochen in die Fresse tritt, ohne dass es zwischendurch zur Auflockerung mal irgendwelche melodischen oder experimentellen Passagen gibt. Die Inzucht betriebenen Hinterwäldler wissen hier ziemlich genau, was sie wollen und was nicht und manch einem könnte es dadurch vielleicht doch an Abwechslung fehlen.

Da sticht der Titeltrack "Corpse Molester" fast schon etwas hervor, da es sich dabei um ein gut einminütiges instrumentales Intro handelt. Allerdings nicht so als gemütlicher Einstieg, wie man das vielleicht erwarten würde. Nein, die Band heizt direkt los, während der Sänger für die erste Minute wahrscheinlich noch damit beschäftigt ist, seine Kehle mit frischem Menschenblut zu ölen. Für mich ist das ganze auch eher ein etwas komplexerer Intro zum ersten richtigen Opener "Participate In This Extinction", das man halt optional auch skippen kann, wenn man direkt zur Action kommen will.

Und ich muss sagen, dass "Participate In This Extinction" nicht in Sachen Action enttäuscht. Die Band harmoniert hier super und ballert einem direkt alles um die Ohren, was sie so zu bieten hat. Hier und da wird das ganze mal mit ein paar netten Screams oder einem ordentlichen Riff garniert und mehr braucht es eigentlich auch nicht.

Meinen persönlichen Höhepunkt erreicht "Corpse Molester" aber bei den nächsten beiden Songs und ich kann mich einfach nicht entscheiden, welchen von den beiden ich bevorzugen soll. "Robes Made From Virgin Skin" klingt dem vorangegangenem Song gar nicht mal so unähnlich, wirkt aber eher wie "Participate In This Extinction" auf Speed - unglaublich kraftvoll und kompromisslos!

"Art Of Vengeance" ist dagegen wahrscheinlich der abwechslungsreichste und komplexeste Song auf der EP, der hier und da mal ein paar Tempowechsel zulässt, die einen einerseits ziemlich erschlagen, aber andererseits nie deplatziert wirken. Und in der Mitte gibt's sogar eine kurze Passage, in der der Bass mal ganz gemütlich - begleitet von Todesschreien aus der Hölle - zur Geltung kommen kann, was gleichzeitig wahrscheinlich die melodischste Passage auf der ganzen EP sein dürfte.

"Cannibalestic Murder Rape" ist dann nochmal eine nette kleine Kraftprobe, bei der der Drummer unter Beweis stellt, dass euch wahrscheinlich eher beim Headbangen der Kopf abfällt, bevor ihm beim Spielen die Arme abfallen. Nicht unbedingt der längste Song, aber in meinen Ohren der mit dem konstantesten Tempo.

Zum Schluss gibt es mit "Deposing Entrails" dann noch einen Song, bei dem sich textlich alles um die inneren Werte dreht. Neben einem kurzen netten Duell zwischen Gitarre und Bass bekommt ihr hier noch ein paar wirklich fette Riffs ab, die sich die Band bis zum Schluss aufgehoben hat und damit endet die blutige Show dann auch schon.

Ich muss sagen, dass ich auch nach knapp 14 Jahren immer noch großer Fan von "Corpse Molester" bin und - um das mal vorweg zu nehmen - die EP für mich auch ein gutes Stück besser reinhaut als das spätere Album. Wirklich zu meckern gibt es hier gar nichts und jeder Song ist für sich genommen feinster Brutal Death Metal, der verdammt gut gealtert ist.

Idealerweise solltet ihr natürlich auf harten und kompromisslosen Metal stehen, um mit "Corpse Molester" auch etwas anfangen zu können. Die EP ist jetzt nicht gerade super melodisch oder abwechslungsreich. Inbreeding Rednecks bieten hier wenige eingängige Parts, an denen man sich festhalten kann und machen es für den Anfang vielleicht etwas schwierig, in die Songs hinein zu finden. Wenn euch das nicht zu trocken ist oder ihr vielleicht sogar gerade nach einer Granate mit ordentlicher Sprengkraft und ohne viel Schnickschnack drum herum sucht, dann könnte "Corpse Molester" aber ein wirklich lohnenswerter Geheimtipp für euch sein.

Punkte: 9 / 10


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