Vor zehn Jahren landeten sie mit "The Evolution Of Chaos" ein starkes Comeback, das aber leider unter einer etwas missratenen Produktion zu leiden hatte. Besonders der flache, pappige, undynamische Schlagzeugsound trübte das ansonsten hochqualitative Songmaterial.
Dann folgten wieder lange Jahre der Stille. Überwiegend verursacht durch Aushilfsengagements der Gitarristen Lee Altus und Kragen Lum bei Exodus. Trotzdem fand, in diesen 10 Jahren, anscheinend niemand Lust an einem neuen Album zu arbeiten. Somit wurde die ganze Arbeit alleine Kragen Lum überlassen, der somit erstmals und ganz allein in der Pflicht stand, dem Erbe des Namens Heathen gerecht zu werden.
Songwriterisch muss man ihm wirklich auf die Schulter klopfen. Das Album bleibt zwar ganz klar hinter seinen drei Vorgängern zurück, wird dem Namen des "Heiden" aber trotzdem vollauf gerecht. Besonders die starken Leadgitarren und natürlich die gesangliche Leistung von David muss hervorgehoben werden. Das haben andere Thrash-Bands in dieser Form nicht zu bieten. Gerade was hier an Refrains geboten wird macht den Unterschied aus.
Mir persönlich wäre sogar etwas weniger Thrash lieber gewesen. Bei Heathen bin ich ganz klar Fan der balladesken und melodischen Parts, die gerade auf dem Vorgängeralbum mit `No Stone Unturned`, `A Hero's Welcome` und `Red Tears Of Disgrace` prominent vertreten waren. Hier kann David halt auch am meisten glänzen. Wenn man solch einen Sänger in seinen Reihen hat muss man ihn doch auch von der Leine lassen dürfen.
Auf "Empire Of The Blind" stehen eigentlich nur `Sun In My Hand` und `Shrine Of Apathy` in dieser Tradition und gefallen mir persönlich deshalb natürlich am besten. Doch auch der thrashende Opener `The Blight`, der Titelsong (Thrashhymne), und das tolle `In Black` können überzeugen. Die restlichen Songs sind beileibe nicht schlecht, fallen im Heathen-Kosmos aber leider nur in die Kategorie "Gut". Zu hoch liegt hier einfach die Messlatte.
Eine schöne Idee hat Kragen noch in dem Instrumental `A Fine Red Mist` umgesetzt. Hier duellieren sich zuerst die beiden Exodus-Gitarristen Gary Holt und Rick Hunolt, dann die beiden ursprünglichen Heathen-Axtmänner Lee Altus und Doug Piercy, bevor Kragen dann selbst (als neuer Boss sozusagen) die Nummer ins Ziel soliert. Shredding-Massaker-Deluxe!
Jetzt noch das größte Manko: Leider haben sie aus dem "Evolution-Fiasko" nichts gelernt und die Produktion schon wieder an die Wand gefahren. Zumindest teilweise - während die Leadgitarren und der Gesang ganz toll von Produzent Zeuss in Szene gesetzt wurden, klingen die Rhythmus-Gitarren und die Drums furchtbar flach und leblos. Diese tollen Musiker würden mit einem dynamischeren Klangbild sehr viel mehr glänzen. Man muss aber davon ausgehen, dass ihnen selbst der Sound so gefällt, sonst hätten sie das sicher nicht so veröffentlicht. Oder wir bekommen 2030 einen remasterten Re-Release von "Empire..." wie aktuell mit "The Evolution..." geschehen.
geschrieben für DARK STEEL ZINE.
Punkte: 7 / 10