Zunächst mal haben sich Ann und Nancy mächtig ins Zeug gelegt und 7 Songs selbst geschrieben, die das Publikum zwangsläufig nicht kennt. Rein kommerziell gesehen war das wahrscheinlich eine schlechte Entscheidung.
Und dann fiel mir auf, dass hier nahezu komplett auf Kitsch verzichtet wurde. Das fängt schon beim Artwork an, wo weder Christbäume, Krippen, Nikolausmützen, Christbaumkugeln etc. drauf sind, sondern eine Winterlandschaft. Bei Musik-Sammler geht es aber vor allem um die Musik und auch hier tropft kaum Schleim aus dem CD-Player. Stattdessen finden sich zuhauf ungewöhnliche Akkorde und teilweise sogar gewagte Gesangsmelodien, die selbst auf einer regulären Produktion gewöhnungsbedürftig wären, z.B. "Mary", "Christmas Waits". "Ave Maria" wird nicht gesungen, wie man es bis zum Erbrechen kennt, sondern weitestgehend verfremdet, sodass die bekannte Melodie nur gelegentlich durchschimmert. So interpretiert kann man sich den alten Kalauer sogar anhören! "Let's Stay In" ist eine reinrassige Bar-Jazz Nummer mit einer Art Sprechgesang zwischendurch und ziemlich abenteuerlichen Wendungen bei der Gesangsmelodie.
Die Instrumentierung ist auch geschmackvoll. Es wird nichts zugekleistert. Man hört meist akustische Gitarren, dezentes Schlagzeug und zurückhaltende Keyboards. Zusätzliche Instrumente, z.B. eine Klarinette bei "William And Rose", dienen nur zur gelegentlichen Ergänzung.
Dass die Schwestern auch bei dieser Produktion göttlich singen, bräuchte eigentlich nicht eigens erwähnt werden :-)
Als Weihnachts-CD gesehen ist mir "Heart Presents A Lovemongers' Christmas" eine glatte 10 wert. Als normales Popalbum rezensiert wäre eine Wertung schwierig.
Punkte: 10 / 10