Für die siebte Runde standen die Chancen erstmal nicht schlecht für einen größeren Evolutionssprung. Mit Magnus Rosén und Stefan Elmgren verließen gleich zwei langjährige Mitstreiter die Templer. Für ersteren steht nun seit 2007 wieder Fredrik Larsson am Bass, der bereits am Debüt-Klassiker "Glory to the Brave" mitwirkte. Die Wahl des Elmgren-Nachfolgers an der Lead Gitarre überraschte da schon mehr, als 2008 ex-Poodle Pontus Norgren zur Band stieß. In jedem Fall würden doch schon diese zwei Mannen frischen Wind in den seit "Chapter V: Unbent, Unbowed, Unbroken" (2005) ziemlich festgefahrenen HammerFall-Sound bringen. Dies erwies sich im Nachhinein leider als nur bedingt richtig...
Machen wir uns nichts vor: dass die Schweden nochmal zu ihrer ungezügelten Wildheit der ersten drei Alben (speziell "Glory to the Brave" und "Renegade") zurückkehren, ist mittlerweile äußerst unwahrscheinlich. Der Sound, den Charlie Bauerfeind der Band seit dem 2002er Viertwerk "Crimson Thunder" zusammenschustert, ist von vorne bis hinten auf Stadiongröße gebürstet: monströse Drums, fette Gitarren und überdimensionerte Backing Vocals. Viele Leute mögen das kommerziell finden, ich persönliche bleibe bei der Bezeichnung Stadion-Power Metal und bekenne mich dazu, auch diese "neuen" HammerFall sehr ansprechend zu finden.
Nunja, wie angedeutet blieb der nächste große Schritt in der Bandhistorie aus, doch ein Schritt nach vorne ist "No Sacrifice, No Victory" allemal. Ich würde mal behaupten, hiermit ist das Quintett nach den eher durchschnittlichen "Chapter V" und "Threshold" auf "Crimson Thunder"-Niveau zurückgekehrt. Klar, der bombastische Bauerfeind-Sound ist immer noch da, allerdings klang er noch nie so ausgewogen wie hier. Lediglich die übertrieben fetten Background Chöre stören mich weiterhin.
Spielerisch und kompositorisch zeigen sich Cans, Dronjak und Co. hingegen erfreulich frisch und (und dieses Wort kommt mir hier häufiger in den Sinn) spritzig. Neben den obligatorischen Mid Tempo-Brechern wie "Punish and Enslave", "Hallowed be my Name" oder dem Titelsong, tritt Anders Johansson an den Drums auch öfter mal wieder das Gaspedal voll durch, eine Entwicklung die sich zugegeben schon auf "Threshold" andeutete. Da wäre einmal das grandios losrumpelnde "Legion", das Albumhighlight "Bring the Hammer down" und der Rausschmeißer in "Hero's Return"-Manier, "One of a Kind", der mit einem Manowar-typischen ruhigen Mittelteil glänzt. Auf dem ebenfalls gut abgehenden Instrumental "Something for the Ages" gibt Norgren seinen gebührenden Einstand. Erfreulich auch der direkte Einstieg mit dem Stampfer "Any Means Necessary" und die Tatsache, dass die Band mittlerweile nach grausigen Versuchen wie "Always Will Be" oder "The Fallen One" auch ganz brauchbare Balladen schreibt, wie "Between Two Worlds" beweist. Lediglich das The Knack-Cover "My Sharona" hätte man sich schenken sollen, aber das haben andere schon genug geschunden.
Noch ein Wort zur Gesangsleistung von Joacim Cans: der Mann wird immer besser, das muss man doch mal zugeben. Mittlerweile schafft er es auch in höheren Lagen nicht mehr nur nach Trallala, sondern auch mal bissiger zu klingen und überzeugt hier mit einigen sehr gelungen Melodielinien. Schlagwerker Anders Johansson ist weiterhin nicht so vollends nach meinem Geschmack, da er zwar ein knackiges Fundament liefert, aber es ein wenig an interessanten Fills mangeln lässt. Ansonsten gibt es musikalisch nichts auszusetzen. Schön übrigens, hin und wieder einen Bass deutlich rauszuhören...
Es wird vermutlich drei Gruppen im HammerFall-Lager geben. Leute, die auf ein neues "Glory to the Brave" warten, werden dieses Album hier wie schon die drei Vorgänger eher verreißen. Die, die auf den Pomp-Power Metal von "Crimson Thunder", "Chapter V" und "Threshold" stehen, werden "No Sacrifice, No Victory" lieben und dürfen zu meiner Wertung gerne noch einen Punkt addieren. Und die, die beide HammerFall-Phasen mögen, aber schon gerne mal wieder was ruppigeres von den Templern hören würden, für die ist dieses siebte Album der beste Beweis, dass sie die Hoffnung vielleicht doch noch nicht aufzugeben brauchen. Und da ich so einer bin, gibt es 8.5 Punkte für ein gelungenes Stück Edelmetall.
Punkte: 8.5 / 10