Hacride Amoeba (2007) - ein Review von Elric

Hacride: Amoeba - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
8.62
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Progressive Metal


Elric
02.06.2008 09:11

HACRIDE gehören zu jenen jungen Bands, die vertrackte Rhythmen mit atmosphärischen Parts koppeln, sich dabei aber keinem Genre wie Death, Thrash oder Progressive Metal klar zuordnen lassen. Stattdessen bedienen sie sich der besten Elemente, um ein Gebräu aus Aggressivität, intelligentem Songwriting und musikalischer Detailfülle zu kreieren, das sich dem Zuhörer beim ersten Durchlauf nicht so recht erschließen mag, sondern erst mit jedem Durchlauf wächst - aber dadurch um so spannender bleibt.

Wer also auf Bands wie Gojira (Songwriting), Meshuggah (Riffing) und vor allem Textures (Abwechslung) steht, der braucht gar nicht groß weiterlesen, sondern kann sich "Amoeba" gleich auf seinem Einkaufzettel notieren. Für mich persönlich ist dies schon eines der Highlights des noch jungen Jahres 2007! Denn "Amoeba" der Franzosen HACRIDE stellt ungefähr das dar, was das Album "Drawing Circles" von Textures im letzten Jahr war. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit verknüpfen die Jungs Polyrhythmus-Riffing, unzählige Breaks, ruhige Passagen und brutalen Schreigesang zu einer faszinierenden Melange, die durch die druckvolle Produktion dem Zuhörer den Staub aus den Gehörgängen bläst. Mag sich beim ersten Durchlauf noch vieles gleich anhören, so wird man mit jedem weiteren Anhören mehr und mehr Details erkennen. Und davon gibt es einige. So gehen z. B. kleine, melodische Gitarren-Fills im ersten Song "Perturbed" schon fast unter in der Vielschichtigkeit der Musik. Der zweite Song "Fate", der den Zuhörer durch das ruhige Intro erst in Sicherheit wiegt, bevor das Inferno dann über ihn hinein bricht, bietet durch den Wechsel von ruhigen zu schnellen Passagen und umgekehrt eine formvollendete Dynamik und beinhaltet nebenbei noch einige der technisch anspruchsvollsten Passagen der Scheibe. Völlig abgefahren wird es dann beim vierten Song "Zambra", der eine Coverversion der spanischen Kapelle Ojos de Brujo darstellt, die in ihrer Heimat mit ihrem Mix aus Hip Hop und Flamenco ziemlich erfolgreich sind und bei diesem Song auch mit HACRIDE zusammengearbeitet haben. So entpuppt sich dann auch der Song als eine überraschend gut funktionierende Mischung aus modernen, brachialem Metal und Flamenco-Einflüssen.

Wobei es allerdings insgesamt nicht ganz einfach ist, wirklich einzelne Songs besonders hervorzuheben. Jedes der insgesamt 10 Stücke (darunter ein Instrumental) bewegt sich auf dem gleichen hohen Niveau. Was auch kein Wunder sein sollte, denn die Band verbarrikadierte sich vier Monate im Studio, um diesen Geniestreich einzuspielen. Und dass die Musiker alles andere als blutige Anfänger sind, hört man sofort heraus. Mit beeindruckender Leichtigkeit zaubern die vier Franzosen einen Hammerpart nach dem anderen aus dem Ärmel und bedienen sich dabei der ganzen Bandbreite des extremen Metals. Besonders fällt natürlich die exzellente Gitarrenarbeit auf, aber auch der Rest der Truppe ist ein Highlight für sich. Den einzigen, aber wirklich nur sehr kleinen Kritikpunkt könnte man im Bereich des Gesangs anführen. Denn hier und da würde man sich etwas mehr Variationen im Gesang von Samuel Bourreau wünschen, der fast durchgängig nur am schreien ist und ruhigere Töne oder cleane Passagen nur selten anschlägt. Aber dies ist ein vernachlässigbarer Faktor bei einem Album, das eine enorme Langzeithaltbarkeit aufzuweisen hat. "Amoeba" läuft seit einer Woche fast ununterbrochen bei mir und zeigt nicht den leisesten Hauch von Abnutzungserscheinungen.

Dies ist eines der Alben, bei dem man auch nach der x-ten Wiederholung noch neue Details entdeckt, das dabei aber gleichzeitig nicht zu kopflastig, zu vertrackt, zu sperrig ausgefallen ist. Wem Meshuggah eine Spur zu heftig ist, aber trotzdem Musik mit Anspruch sucht, ist bei HACRIDE und "Amoeba" bestens aufgehoben. So hat sich moderner, eigenständiger Metal anzuhören!

(Review zuerst veröffentlicht auf: http://www.osnametal.de/art_cds.php?view=alphabet&letter=H&id=1015)

Punkte: 9 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.