Ein bisschen wehmütig wird mir beim Hören dieser Scheibe ja schon. Das Album, für dass man sich nur 1 mageres Jahr nach dem bereits eher (wieder) durchschnittlichen "Healed By Metal" gelassen hat, ist das Letzte, welches Stefan Arnold eingetrommelt hat. Sein Schlagzeugspiel war gewissermaßen ein Markenzeichen der Band geworden. Wer wie ich alle Alben besitzt, der hatte sich bereits an den Stil des Mannes gewöhnt und erkennt die kleinen stilistischen Akzente, die er auf jedem Album eingebaut hat. Als man ihn aus der Band geschmissen hat, war es ein Schock für mich, aber rückblickend sicher nur eine Frage der Zeit, bis der Sympathieträger das Weite suchen musste. Vermutlich hat er ein mal zu viel seinen Mund aufgemacht...nicht mit dem Metal Gott...der duldet keine anderen Metal Götter neben sich. Bleibt also abzuwarten, wie lange das Gespann Ritt/Boltendahl noch so gut harmonieren wird...
Mit "Fear Of The Living Dead", dem Titelsong also, beginnt die Scheibe und im Gegensatz zu einem anderen Rezensenten hier ist dieser Song der Einzige der mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist und den ich als Anspieltip werten würde. So fällt beispielsweise beim folgenden "Blade Of The Immortal" oder bei "Shadow Of The Warrior" auf, dass doch gute Ansätze vorhanden sind. Leider werden die Songs aber in der Regel durch SANTIANO-Schlager-Rentner-Schunkel Melodien ad absurdum geführt. Das ist übrigens nicht erst seit diesem Album so, sondern begann bereits auf "Liberty Or Death" in Ansätzen. Und das mit den guten Ansätzen - aber leider eben auch nicht mehr - durchzieht das gesamte Album.
Das kommt davon, wenn man alle 1 bis 2 Jahre ein neues Album herausbringen möchte, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Quantität und Qualität vertragen sich leider selten. Vor allem dann, wenn der künstlerische Zenit schon vor über 20 Jahren überschritten wurde. Und so zimmerten die Mannen um olle Bolle "Metal Gott" Chris Boltendahl, nun ein letztes mal mit Stefan Arnold, ein weiteres Einheitsbrei-Metal-Album mit wenig Höhepunkten. Ein Song oder ein Album braucht eben manchmal Zeit zum reifen...doch die gibt man den Songs bei GRAVE DIGGER leider nicht. Massenware vom Fließband soll produziert werden, damit auch regelmäßig Moneten auf dem Konto landen. Guter Ansatz für die beiden Hauptverdiener der Band, schlechter für die Fans...
Apropos Höhepunkte: derlei gibt es doch noch 2 zu nennen: Auf "Fist In Your Face" überrascht man doch noch einmal mit einem seltenen Blues Einschlag. Solche Nummern haben mir immer schon gefallen und sorgen für etwas Abwechslung im tristen Opa-Metal-Alltag. Der Zweite wäre dann "Zombie Dance". Ein Höhepunkt im negativen Sinne, so ein bescheuerte Lachnummer als offiziellen Track mit aufs Album zu packen ist in meinen Augen eine Verhöhnung der echten Metal Fans dieser Welt, die ein gutes GRAVE DIGGER Album erwartet haben. Da wird einem nun eindgültig klar, wie weich der olle Bolle nun in der Birne wird. Jegliche Kritik wird natürlich abgeschmettert mit der gewohnten Boltendahl-Ignoranz, der nämlich keine Kritik zulässt...muss er auch nicht. Lange Zeit vorher hat er begriffen, dass er als Künstler machen kann, was er will. Da hat er Recht. Denn die Fans, die seit Jahrzehnten ganz selbstlos kaufen und konsumieren (wie ich), egal, was für eine Jauchebrühe einem als traditionelles Gourmet-Metal-Süppchen angeboten wird, geben Ihm Recht.
Die besten Tracks des Albums sind übrigens die beiden Bonustracks "Glory Or Grave" und "Nightmare", was ja bereits Bände spricht...Und der erste Bonustrack ist wiederum auf jedem hier vertretenen Tonräger enthalten und ist somit eigentlich gar kein Bonustrack. Verstehe wer will!
Punkte: 4.5 / 10