Schaue ich mir das Bandfoto auf der Rückseite der hier vorliegenden Single an, so ist es hoffentlich nur ein großer Zufall, dass sich Tobias Kersting und Markus Kniep erschreckend ähnlich sehen (Obacht, Jens!). Ansonsten hat man beinahe typischerweise (für Singles) auf den Reaper für das Frontcover verzichtet. Stattdessen ist eine Hand zu sehen, mit perfekt gefeilten Fingernägeln, die aus der Erde reckt.
Rein musikalisch machen GRAVE DIGGER anno 2024 genau das, was man seit etwa 30 Jahren macht. Die A-Seite ist entsprechend ein typischer von Double-Bass getragener Mid-Tempo-Stampfer, bei dem man kein Risiko eingeht. Der Song hätte so auf beinahe jedem Album der letzten 20 Jahre erscheinen können. Tobias Kersting packt dabei ein Riff aus, welches ohne Zweifel als GRAVE DIGGER typisch bezeichnet werden kann, ein 0815 GRAVE DIGGER Riff, möchte man sagen, welches leider aus der mittlerweile schieren Masse nicht herauszustechen vermag. Ebenso der Rest des Songs ist alles Standard. Nicht schlecht, auch nicht besonders gut, da halt zu oft gehört. Einzig und allein das kurze und ebenfalls unspektakuläre Gitarrensolo verzückt mich ein wenig, da es nicht nach Ritt klingt. Auch im Refrain verzichtet man auf die Anteilnahme von Hansi Kürsch, Doro oder Santiano (kein OH OH OHH). Sehr gut!
Leider klingt die Produktion des ganzen wieder etwas verwaschen. Die Gitarren erinnern mich, rein produktionstechnisch, sehr an das "Clash Of The Gods" Album. Das Schlagzeug klingt sehr steril und dünn. Hier tut sich hoffentlich auf dem folgenden Album noch etwas. Aber das ist ja wirklich Geschmackssache.
Mit der B-Seite gedenkt man der 30 Jahre zurückliegenden EP "Symphony Of Death" und hat mit 'Back To The Roots" einen meiner Lieblingssongs dieser Platte neu eingespielt. Das Re-recording hält sich nahezu 100%ig am Original und fühlt sich dadurch für mich gewissermaßen wie eine Homage an diese Zeit an. Ob die Wahl des Songs "Back To The Roots" tatsächlich einen tieferen Sinn hat (immerhin hatte man ja in der Vergangenheit öfters damit geworben, back to the roots gehen zu wollen, härter und schneller sein zu wollen etc. oder aber das erfolgreiche "Tunes of War" Album zum dritten Male einzuspielen), wage ich zu bezweifeln. Denn ganz ehrlich was soll schon noch kommen? Überraschen kann die Band mit ihrer Musik keinen mehr, höchstens mit einem richtig starken Heavy Metal Album. Warten wir's ab.
Schlussendlich war das Ziel sicherlich nur, den neuen Gitarristen vorzustellen, ein Lebenszeichen zu senden und das hat man, wie heute wieder üblich ist, mit einer Vinyl Single getan. Die Entscheidung dafür begrüße ich sehr, macht so eine 7" SIngle doch viel mehr her, als eine CD, für die man hätte ebenfalls 10 Euro verlangen, und vllt. sogar noch ein bis zwei zusätzliche Stücke finden müssen. Natürlich gibt es beide Songs auch auf allen erdenklichen Plattformen zum Stream oder Download. Das heißt im Gegenzug auch, dass man sich mit dem Kauf der Single keine wirkliche Rarität ins Haus holt, dürfte den meisten Konsumenten unserer Tage aber Wurscht sein.
Punkte: 6.5 / 10