So wirklich zünden wollte es damals nicht bei mir. Solider Trash Metal, nicht gut oder schlecht genug, um bei mir wirklich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. So richtig bin ich auch kaum über die ersten 3 Songs hinaus gekommen. Erst als ich „Bound By Chains“ ein Jahr später aus dem Regal gekramt und dem Album deutlich mehr Zeit gegeben und mehrmals in Ruhe durchgehört habe, konnte ich mich etwas mehr dafür erwärmen. Gut, dass ich’s getan habe, denn „Out Of he Ashes“ und die ersten beiden „Thrashed“-Splits konnten mich dann voll und ganz überzeugen und ich bin froh, den Rest, der noch kam, nicht verpasst zu haben.
Generell unterscheidet sich der erste Ausflug in die Green Zone ein wenig vom Rest, was die Band so rausgebracht hat. Okay, grün war damals schon die Lieblingsfarbe der Band, Maskottchen Horst war auch schon auf dem Cover zu sehen und allzu große Lineupwechsel sind seit damals auch nicht verzeichnen. Allerdings werden weder die Härte von „Out Of The Ashes“ oder „Into The Black“ noch die Abwechslung oder technischen Feinheiten von „In Hell“ oder dem Neuling „Welcome To The Green Zone erreicht“. Dafür klingt das ganze ziemlich schrammelig und abgefuckt, was für ein Thrash-Album ja nicht unbedingt verkehrt ist. Der Sound ist insgesamt aber ein eher zweischneidiges Schwert. Dafür, dass Godslave hier eigenständig und ohne Label die ganze Produktion auf die Beine gestellt haben, kann man eigentlich nicht meckern. Im Gegenteil: Alles wirkt erstaunlich professionell. Auf der anderen Seite: Wenn man das ganze mit späteren Werken vergleicht, klingen die Gitarren noch nicht ganz so knackig und vor allem die hohen Screams bei den Vocals klingen eher nach laschem Gekrächze ohne wirklich Nachdruck zu erzeugen. Die tiefen Growls sind davon weniger betroffen. Am Slavegrunter selber liegt’s dagegen weniger. Der hatte damals beide Elemente schon ganz gut drauf und konnte diese auch geschickt miteinander verbinden. Der Rest der Musik wirkt etwas weniger ausgereift. Das eine oder andere Riff oder Gitarrensolo kommt etwas ungelenk daher und fließt nicht so schön in den Rest der Songs ein, wie ich das von späteren Alben kenne und liebe. Aber gehen wir mal der Reihe nach:
„A New War“ ist leider direkt nicht gerade mein All-Time-Favourite wenn es um Godslave Songs geht. Okay die Vocals klingen hier sehr gut und was ich gerade zu der gelungenen Kombination von hohen Screams und tiefen Growls geschrieben habe, trifft hier voll zu, aber zum Refrain hin wird mir das Tempo zu sehr gedrosselt. So richtig will die Nummer nicht Fahrt aufnehmen und das Album damit in Schwung bringen. Die letzte Minute des Songs besteht dann aus Stille, was so glaube ich auch nicht gewollt war. Nicht schlimm, wenn man sich die Songs einzeln gibt, aber wenn man „Bound By Chains“ am Stück hören will, nervt die unfreiwillige Schweigeminute.
„Metal Machines“ zeigt dagegen wunderbar, dass der Sound noch ausbaufähig ist. Ein eigentlich sehr geiler Song, der hier nicht so wirklich sein volles Potential entfalten kann. Gerade die Backround-Vocals im Refrain klingen unfreiwillig komisch. Auf „Thrashed Vol II“ gibt es den gleichen Song dann nochmal in gut und meine Fresse: Wie sehr die Neuaufnahme den Song doch verbessert hat! Trotzdem: auch das Original „Metal Machines“ treibt ganz gut an und sorgt dafür, dass ich endlich ein wenig in Stimmung komme. „Final Rage“ drosselt diese dann allerdings gleich wieder. Irgendwie wirkt das Ding unfertig. Nichts will so richtig zusammen passen. Erst recht das plötzliche Gitarrensolo nach der Hälfte des Songs klingt eher merkwürdig und „awkward“. Da die Lyrics auf „Bound By Chains“ an sich auch eher schwer zu verstehe sind, fängt man irgendwann an, lustige Sachen rauszuhören. Bei „Final Rage“ wird das erstmal deutlich, wenn ich bei jedem Refrain „Metal Sau!!!“ höre.
Beim Titeltrack wäre das dagegen „Es ist 7,7“ anstatt „Metal screaming - Power Feeding“. Davon abgesehen ist „Bound By Chains“ aber ein echtes Highlight auf dem gleichnamigen Album. Dass ich damals nie so richtig an den ersten 3 Songs vorbeigekommen bin ist nämlich schade, denn ab hier wird das Album deutlich besser. Abwechslungsreiche Vocals, tolle Backroundshouts, die mich wiederum wundern lassen, was da bei „Metal Machines“ passiert ist und ein lässiges Riff, das Lust auf mehr macht. Das etwas doomige „King“ gefällt ebenso und zeigt, wie vielseitig Godslave sind und dass sie sich gernretechnisch nicht so streng einordnen lassen. Find ich gut. Auch hier wechselt das Tempo plötzlich und ich muss wie bei „Final Rage“ nach ca. der Hälfte gucken, ob ich noch beim richtigen Song bin. Wieder ein etwas ungeschickter Übergang, aber eher zu verzeihen, da das Endergebnis wenigstens eine ordentlich knackige Passage darstellt, die aber in einem Song wie „Final Rage“ fast besser aufgehoben wäre. „King“ ist auch so schon eine ziemlich runde Sache.
„Lost Warrior“ gefällt direkt mit schönem Intro. Während die Strophen ziemlich mitreißen, wird das Tempo im Refrain dann wieder gedrosselt, diesmal jedoch ohne etwas an Power abzugeben. Nettes Stück, dass ordentlich Arsch tritt. Davon mal ein Remake mit aktueller Produktion wäre ziemlich fett. „Slaves Of The Night“ ist mein persönlicher Favorit auf „Bound By Chains“. Angenehmes Tempo, wieder gute Backroundvocals, geiler Mix aus Screams und Growls und das Riff nach 1.15 Minuten würde bei mir auch heute noch in einer Top 10 der geilsten Godslave Momente stehen, wenn es so eine Liste gebe.
Bleibt nur noch der Rausschmeißer „The Curse“, welches nicht nur durch sein angenehm Ruhiges Intro irgendwie ziemlich chillig ist. Der Song lebt ziemlich von den Gitarren, die ihren Job hier überaus gut machen und gibt dem Album einen sauberen Abschluss. Mit seinen über 6 Minuten ist er die längste Nummer, auch wenn der Abschluss eher aus komischen Genuschel besteht. Wenn ich die Worte ausmachen könnte, wäre es vielleicht sogar witzig (-:
Insgesamt ist „Bound By Chains“ ein solides Thrash Album mit einigen Stärken und Schwächen. Mit den Mitteln, die Godslave damals wohl zur Verfügung standen ist das ganze eine ziemlich beeindruckende Nummer geworden. Im Vergleich zu späteren Alben ist hier aber noch Luft nach oben, die zum Glück auch schon direkt danach sowas von genutzt wurde. Mit knapp 33 Minuten und 8 Songs ist „Bound By Chains“ auch vergleichsweise kurz, dafür ziemlich abwechslungsreich. Godslave haben sich damals schon recht vielseitig präsentiert. Für den Einstieg würde ich das Ding eher weniger empfehlen, da es nicht so schön zugänglich ist, wie alles, was danach kam und auch ich habe mehr als einen Anlauf gebraucht, bis mir das Teil was gesagt hat. Ich tu mich mit der Wertung auch nicht ganz so leicht. Fanboy-Bonus oder eine extra gnädige Wertung für Debuts von kleinen Bands gebe ich generell nicht, weil das ja das Gesamtprodukt auch nicht besser macht. Gleichzeitig möchte ich auch keine Punkte abziehen, nur weil ein Album in Relation zu späteren Werken der Band weniger überzeugen kann. Aber da ich auch heute immer wieder mal gerne in „Bound By Chains“ reinhöre und das nach über 7 Jahren kann ich wohl getrost sagen, dass es den Test der Zeit bestanden hat und das ist mir schon ein bisschen was wert. 7 Punkte gibt’s von mir für in vielversprechendes Debut mit ein paar Macken.
Punkte: 7 / 10