Vor allem aber ist "By The Way" insgesamt musikalisch deutlich entspannter als die Gefühlsachterbahnfahrt des vorherigen Albums. Das mag man positiv oder negativ bewerten, bei mir hängt's von der Stimmung ab, aber grundsätzlich mag ich unerwartete Wendungen und Steigerungen in Musik - und beides fehlt hier weitestgehend. Zwar gibt es auch hier wieder einige ausufernde Instrumentalpassagen, aber insgesamt weniger und auch nicht mehr so aufregend wie noch auf den vorherigen Alben.
Der sehr gewöhnliche, geradlinige (und kurze) Opener ist in meinen Augen sogar völlig überflüssig - warum ausgerechnet eine Band mit einem eigenen Stil damals etwas so Austauschbares und fast schon Biederes veröffentlicht hat, erschließt sich mir nicht. Vielleicht wollte man einfach einen flotten, eingängigen Einstieg ins Album, aber der repräsentiert hier absolut nicht das, was die Band für mich ausgemacht hat. Die folgenden Stücke sind da schon besser (und interessanter gestaltet) - zumindest, wenn man mal Lust auf weniger aufregende Musik hat - denn so heavy und dynamisch wie auf dem zweiten Album (und auch dem Debüt) ist hier nichts mehr.
Inga Rumpfs Gesang hat sich auf "By The Way" allerdings nochmals ein wenig gesteigert, der rettet das Album noch über guten Durchschnitt und sorgt in der richtigen Stimmung sogar für den einen oder anderen Gänsehautmoment.
Für Musikliebhaber, die von Alben der (Früh-)70er und späten 60er nicht genug bekommen können, und natürlich Fans von Ingas Stimme, ist die Scheibe noch empfehlenswert - aber zuerst sollte man definitiv die beiden Vorgänger (vor allem das zweite Album) haben!
Punkte: 7.5 / 10