Völlig zu unrecht, wie ich meine. Denn ganz offensichtlich ist progressiver Rock die Passion von Jem Godfrey, der er hier ungehemmt frönt. Schon das mehr als sieben Minuten lange Instrumental 'Hyperventilate' begeistert mit tollem Pianointro, virtuosem Gitarrenspiel und halsbrecherischen Breaks. Und auch wenn die Zutaten bekannt sind, klingt das Ergebnis doch frisch und vor allem modern. Hier wird sich nicht angebiedert an den Sound der 70er und Acts wie GENESIS oder YES. Das folgende 'No Me, No You' erinnert mich in den Strophen gar ein wenig an OOMPH!, während der Chorus sich sanft-poppig in die Ohren schmiegt. Und genau diese extrem eingängigen Refrains zeigen deutlich, womit Jem sonst sein Geld verdient. 'Snow Man' ist da nur ein weiteres Beispiel.
Die beiden letzten Songs sind dann zwei Epen, die sich gewaschen haben. Das zehnminütige 'Black Light Machine' brilliert mit einem fulminanten Instrumentalpart, welcher weit weg von dem üblichen Geklimper und Geschrubbe mit völlig abgefahrenen, originellen Tastentönen von Jem Godfrey überrascht, während das 25-minütige 'Milliontown' alle Stärken von FROST* bündelt: innovative Instrumentalabfahrten, eingängige Gesangsmelodien, tolle Pianoparts und dazu der markante Gesang von John Mitchell.
Tja, und so trocken das Höschen nach dem ersten Hören des Namens Jem Godfrey und seiner üblichen Beschäftigung war, so feucht wird es nach dieser knappen Stunde großer, progressiver Kunst sein.
Ganz klar. Wer KINO, ARENA, SPOCK'S BEARD, TRANSATLANTIC und Konsorten großartig findet, aber auch seine Freude an PORCUPINE TREE hat, wer ein modernes, progressives Rockalbum hören will, das dennoch seine Wurzeln eindeutig bei den Helden der Siebziger und Achtziger hat, der kommt an FROST* definitiv nicht vorbei. Völlig geil.
Anspieltipps: No Me, No You; The Other Me; Black Light Machine; Milliontown
http://www.powermetal.de/review/review-7957.html
Punkte: 8.5 / 10