Das zweite Album "Second Nature" von 2014 zerfällt in zwei Abschnitte: Am Anfang und am Ende hört man je einen sehr proggigen Longtrack, die Stücke dazwischen tendieren doch relativ stark Richtung AOR.
Der Longtrack "Open Up Your Eyes" zu Beginn weist alle Merkmale einer Prog-Rock Perle auf: lange Spielzeit mit komplexem Aufbau, Drum-Gewitter, ausgiebiges Gitarrensolo, lange Spannungsbögen, rhythmisch verzinkte Unisono-Passagen. "Mask Machine" folgt darauf. Es stampft zwar über weite Strecken in einem einfachen 4/4-Takt durch, doch der kommt mit gehörig Eier daher, weil enorm wuchtig. Außerdem hat der Song eine griffige Hookline. Die folgenden Stücke könnte man in die Schublade Styx/Kansas stecken. Kurze Passagen mit Finessen wechseln sich ab mit etwas glatten, pathetischem AOR. "One Love Forever" ist folkig angehaucht und erinnert an die Pop-Rocker von den Hooters. Die Gitarrensoli von Steve Morse heben das Niveau bei all diesen Stücken aber stets deutlich an.
Als Abschluss dann der zweite Longtrack "Cosmic Symphony". Auf 11 Minuten wechseln sich gitarrenbetonte Passagen (sowohl akustisch wie elektrisch) ab. Am Ende steigert sich das Ganze in einen minutenlagen Bombast mit fetten Chören und darüber gelegten Soli.
"Second Nature" ist von herausragenden Musikern eingespielt und hat daher beträchtliche Qualitäten, nicht zuletzt den fetten, transparenten Sound. Um richtig zu begeistern wie etwa Alben der Prog-Kollegen von Haken oder District 97 sind mir die Flying Colors aber etwas zu kalkuliert und routiniert.
Die beiden Longtracks wären mir 9 Punkte wert, der Rest, welcher leider zahlenmäßig überwiegt, 6 Punkte - also insgesamt 7,5.
Punkte: 7 / 10