"We, The Beast" ist ein Monstrum. Ein Gigant, der vor den fundamentalen Bestandteilen des Sludge nur so trieft. Nihilistisch, aggressiv, geistesgestört, roh, grobschlächtig und vor allem so heavy wie ein YOB-Konzert auf einem Neutronenstern. Von den neun Tracks kommen nur zwei über die 2:30-Marke hinaus, aber was an purer Energie und Härte darin verpackt wird, ist mehr als anständig.
Wenn mich meine Recherchen nicht trügen, übernahm hier (mittlerweile Ex-)Gitarrist Scott Stearn das Mikro und wird von eigentlichem Fronter Steve Barcus wenn, dann nur hintergründig unterstützt (zumindest gibt es einige Stellen, die klanglich zwei Sänger nahelegen, leider ist Info hierzu rar gesät). Scott faucht, schreit und kreischt sich durch die EP, dass es eine wahre Freude ist. Sein Repertoire reicht von "kein Bier mehr im Kühlschrank" über "keine Tollwutmedizin mehr im Erste-Hilfe-Kästchen" zu "keine verstümmelten Großstadttouristen mehr im Keller", auf einer Skala von relativ klar hin zu weniger geistig stabilen Registern. Er erreicht dabei nicht die extremen Gefilde von so psychopathischen Morlocks wie sie bei vergleichbaren Hardcore-Sludge-Kapellen wie IRON MONKEY oder GOATSBLOOD rotzen, aber wirkt dadurch nicht weniger unmenschlich und hasserfüllt.
Der Aggressivität und Einschlagskraft dieser EP hilft besonders weiter, dass -neben einem perfekten, dicken, tiefenlastigen Sludgegitarrensound- sich in den Liedern Hardcore Punk-Wurzeln ebenso wiederfinden lassen wie Doom Metal-Einflüsse, ja möglicherweise sogar mehr ausgeprägt sind. Die Platte kloppt, sägt und malmt sich durch 9 Tracks Schall gewordener Verkehrtheit, von schwer und doomig ('The Pessimist') zu gnadenlosen, chaotischen Punk-Blastattacken ('Get Thru') zu simplem stumpfen thrashigen Draufhauen ('Die, You're A Fucking Cop') und wieder zurück -auch innerhalb der Songs selbst-, wobei Giftriese Scott zu beiden Modi gleichermaßen seinen vitriolischen Senf dazugibt. Vertracktheit und Komplexität braucht man hier nicht suchen, Dinge wie Melodie und systematische Songstrukturen treten tendentiell zugunsten reiner Textur in den Hintergrund. Allerdings herrscht kein absolutes Noisecore-Chaos. Dampfwalzen wie 'The Pessimist' und 'We Don't Need You' enthalten erkennbare Strukturen in ihrer stumpfen, groovigen Simplizität und bei 'Die, You're A Fucking Cop' und 'It's Happening Again' spendiert die Band sogar richtige mitgröhlbare Refrains.
Abgerundet wird das Werk von 'Depression Session', einem siebeneinhalbminütigen Instrumental. Verstörende Soundclips großteils über einen repetitiven bösartig-trägen Riff gepackt, doch wird der debile Track -besonders mit dem richtigen Mindset und Stimmmung seitens des Hörers- an keiner Stelle öde. Hoffnungslosigkeit und Verkommenheit klangen nur selten so attraktiv.
Anspieltipps: The Pessimist, Die You're A Fucking Cop, It's Happening Again
http://powermetal.de/review/review-Fistula/We__The_Beast,17211.html
Punkte: 9 / 10