FGFC820 The Hanging Garden (2005) - ein Review von DarkForrest

FGFC820: Hanging Garden, The - Cover
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7.00
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Dark Wave / Gothic: EBM, Industrial


DarkForrest
01.11.2020 13:42

FGFC820's "The Hanging Garden" war sehr lange Zeit ziemlich weit oben auf der Liste meiner Most Wanted CDs. Selbst als die beiden EBM/Industrial-Kriegshelden Rexx Arkana und Dräcos mit "Homeland Insecurity" das dritte Mal mit einem FGFC820-Album in die Schlacht gezogen sind, waren sie jetzt nicht super bekannt. Da kann man sich natürlich vorstellen, dass die Auflage für die Debüt - EP nicht besonders groß gewesen sein kann. Zusammen mit der noch selteneren Single "For Emergency Use Only" ist das definitiv eine der CDs von dem Duo, an die man nicht so schnell kommt.

Zumindest im Falle von "The Hanging Garden" bin ich letztes Jahr auf Discogs über einen griechischen Händler gestolpert, der dafür einen recht saftigen Preis haben wollte. Ich habe in der Situation natürlich das einzig vernünftige getan und damit meine ich natürlich nicht, nochmal 5 Jahre zu warten, bis evtl. ein besseres Angebot aufploppt. Offenbar gibt es zwei Versionen von "The Hanging Garden" - beide im Gegensatz zu späteren Werken unter Razorburn Records veröffentlicht, beide als CDr erschienen, aber mit dem Unterschied, dass eine Version wohl in einer schmucken DVD - Hülle mit Poster kommt, während ich mich mit der Slim-CD-Case Version mit Sticker begnügen musste. Da beide Versionen aber inhaltsgleich sind, ist es mir eigentlich egal, ob ich jetzt unnötig viel Kohle für die schlechtere Version rausgehauen habe.

Die Frage ist wohl eher, ob die Songs darauf den ganzen Aufwand auch wert waren. Zumindest muss ich direkt sagen, dass hier an der Anzahl nicht gespart wurde. 8 Stück sind für so eine EP ganz ordentlich und es ist eine sehr nette und bunte Mischung aus allem möglichen dabei. Und falls der Titel der EP den einen oder anderen schon stutzig gemacht hat: jep, wir haben es hier mit einem Cover des gleichnamigen Songs von The Cure zu tun. Mal abgesehen davon, dass es nicht so oft vorkommt, dass jemand sein Debüt nach einem Coversong benennt, haben die britischen Gothrocker doch recht wenig mit unseren beiden amerikanischen Elektro-DJs zu tun. Mein Interesse war also schon von Anfang an mehr als geweckt.

Wie klingt also der Opener "The Hanging Garden" und damit technisch gesehen der erste Song von FGFC820? Tatsächlich ziemlich wenig nach FGFC820, aber auch wenig nach The Cure. Nun, letzteres war zu erwarten, aber nicht auf die Art und Weise, die ich vermutet hatte. Rexx Arkanas Vocals sind doch in der Regel recht eindeutig - hart, laut, brutal, ordentlich verzerrt. Das heißt nicht, dass die Songs drum herum einseitig sind. FGFC820 haben die einen oder andere Ballade wie "Forsaken" oder "Love Until Death" am Start und können wirklich eine Vielzahl an Emotionen und Eindrücken hinterlassen. Allerdings immer, indem sie Tempo, Lyrics oder die ganzen elektronischen Arrangements drum herum entsprechen anpassen. Rexx Arkanas Vocals bleiben meist laut und hart.

Das ist bei "The Hanging Garden" doch schon auffällig anders - obwohl immer noch digital verzerrt, wurden sie deutlich heruntergefahren, klingen viel dezenter, ja manch einer würde sogar sagen, dass der Mann hier fast schon singt - schockierend, ich weiß. Dazu kommt, dass auch die gesamte Musik dem melancholischen Text angepasst wurde und das Endergebnis deutlich ruhiger klingt als das etwas schnellere Original. Dazu kommen einige sehr kreative Elemente wie der Hintergrundgesang, der einen sehr afrikanischen Vibe vermittelt. Das geht alles perfekt auf und macht "The Hanging Garden" echt zu etwas besonderem, wenn man sich darauf einlassen kann, einen FGFC820-Song zu hören, der einem nicht die Anlage um die Ohren fliegen lässt. Und hey: so sollte doch ein Cover idealerweise klingen - es fügt dem Original etwas ganz neues hinzu, klingt aber auch nicht wie ein typischer Song der Band, die ihn covert.

Der Babylon Remix von "The Hanging Garden" ist da ein sehr netter Vergleich. Falls ihr euch fragt, wie das Cover geklungen hätte, wenn die beiden es in ihrem typischen Stil interpretiert hätten, bekommt ihr hier den entsprechenden Gegenentwurf zum ersten Song. Die Vocals knallen hier wie man es gewohnt ist, die Musik ballert etwas mehr und es vergeht kaum ein Moment, in dem der Bass eurer Anlage nicht voll und ganz beansprucht wird. Natürlich weniger originell als die ursprüngliche Version, aber trotzdem ein sehr gelungener Remix.

Mit "Resolution Number One" haben wir den allerersten von mittlerweile 12 Resolution-Songs. Das sind kurze instrumentale Stücke, die auf den Alben und EPs alle paar Songs mal das ganze Geschehen etwas auflockern. Während die neueren Resolution-Songs etwas an Komplexität zugenommen haben, sind vor allem die früheren Vertreter meistens extrem minimalistisch und "Resolution Number One" demonstriert das auch gleich sehr deutlich. Ich würde das ganze fast schon eher als einminütige Soundcollage bezeichnen, in der diverse Störgeräusche halbwegs melodisch aneinander gereiht wurden, statt als Song im klassischen Sinne. Erwartet also nichts tanzbares. Trotzdem ist es ganz nett für das was es ist und zeigt wie FGFC820 auch aus fast nichts etwas machen können.

Der nächste Song "World Of God" wurde so vom (damals) kommenden Album "Urban Audio Warfare" vorweggenommen. Insgesamt auf jeden Fall einer der ambitionierteren Songs. Mit seinen fast 6 Minuten Laufzeit braucht es alleine 1 ½ Minuten Zeit bis, sich Rexx Arkana überhaupt erst zu Wort meldet. Ansonsten haben wir hier einiges an Tempowechseln, Sprachsamples und sonstigen Spielereien, die so einen Song mit Inhalt füllen. Ich weiß, dass ich damals auf "Urban Audio Warfare" zwar nie ein Problem mit "World Of God" hatte, mir die etwas simpleren Songs, die mit weniger Aufwand mehr ausgedrückt haben aber immer etwas lieber waren. Das hat sich hier kaum geändert. Es gibt hier definitiv einige schöne Momente zu bestaunen und es wird beim Anhören sofort klar, dass die Jungs hier Handwerk beherrschen, aber weniger hätte es auch getan.

Nun, der Soman Body Remix versucht sich genau daran und macht eine clubtaugliche Nummer aus "World Of God". An der Struktur des Originals wurde wenig verändert, aber die Elektronik gleich mal hochgefahren, sodass gar nicht erst irgendwelche ruhigen Momente aufkommen können. Das klingt am Anfang nett, bis man merkt, wie repetetiv das ganze schnell wird. Für die Tanzfläche geht das sicher so klar, auch um es komplett im Hintergrund zu hören. Aber wenn ihr versucht, auch den Remix aktiv anzuhören (okay, ist wahrscheinlich auch 'ne beknackte Idee) dann wird es sehr schnell langweilig.

Zeit für einen neuen Resolution-Song! "Resolution Number Two" ist etwas länger, ähnlich minimalistisch aber etwas zugänglicher als Teil 1. Auch hier haben wir es ganz sicher mit keiner Offenbarung zu tun, aber das Tempo und der Klang insgesamt sind fast schon entspannt, passen sich ganz gut an die eh schon etwas ruhigere Atmosphäre der EP an und lassen einen nochmal kurz durchatmen, bevor es in die letzte Runde geht.

Zum Abschluss erwarten uns noch zwei Instrumentals namens "Malfunction" und "Cold Front". Alle beide mögen damals vielleicht noch etwas komplexer gewesen sein als der übliche Resolution-Song, aber auf den neueren Alben wären sie wahrscheinlich nicht viel mehr als das. Wer hier also zum Abschluss noch zwei vollständig ausgefleischte Songs erwartet, könnte etwas enttäuscht werden. Zumindest "Malfunction" kommt mit einer echt ordentlichen Dynamik daher und hat etwas mitreißendes, sodass ich es mir gut und gerne zwischendurch mal geben kann. "Cold Front" mag technisch gesehen vielleicht sogar etwas komplexer sein, kann bei mir aber nicht so richtig zünden. Das liegt vielleicht daran, dass es wenig originell klingt. Während "Malfunction" doch ziemlich nach FGFC820's eigenem Stil klingt, könnte "Cold Front" auch die Grundlage für ein beliebiges Stück von Suicide Commando, :Wumpscut: oder Hoccico sein, welches es am Ende nie geschafft hat, released zu werden und dann auf irgendeiner Compilation verwurstet wurde.

Insgesamt liefen FGFC820 hier einen wirklich ordentlichen ersten Eindruck ab, der aber auch etwas Luft nach oben übrig lässt. Wenn ich mir tatsächlich zuerst "The Hanging Garden" geholt und angehört hätte, dann wäre mein Interesse zumindest soweit geweckt worden, dass ich weiter drangeblieben wäre und mich von einem der drei Alben hätte verzaubern lassen. Gerade wenn ich "The Hanging Garden" aber mit späteren Werken vergleiche, kann ich fehlen mir hier die etwas kraftvolleren Momente - ihr wisst schon: die Songs, die einem komplett die Birne abreißen, die Bude auseinander nehmen und absolutes Chaos auf der Tanzfläche veranstalten. Immerhin ist das im Laufe der Jahre zu einer absoluten Stärke der beiden Jungs geworden. Auf "The Hanging Garden" lässt sich das eher mal erahnen. Dafür hat die ganze EP eine etwas ruhigere, fast schon melancholische Atmosphäre, was natürlich auch nicht schlecht sein kann.

Anfangen würde ich als jemand, den das Projekt interessiert, jetzt nicht unbedingt mit "The Hanging Garden". Für Fans, welche die Alben gehört und für gut befunden haben, dürfte diese EP aber mehr als interessant sein und die eine oder andere Überraschung bieten. Ich würde sie also zumindest für Leute empfehlen, die sich mit dem Projekt schon etwas besser auskennen, aber wahrscheinlich sollte ich eher mal viel Glück dabei wünschen, sie in die Hände zu bekommen. Ich versuche in der Zeit irgendwie an "For Emergency Use Only" zu kommen.

Punkte: 7 / 10


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