Fear Factory Fear Is The Mindkiller (1993) - ein Review von DarkForrest

Fear Factory: Fear Is The Mindkiller - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
6.40
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Death Metal, Industrial Metal


DarkForrest
21.02.2021 08:06

Nachdem Fear Factory mit "Soul Of A New Machine" ein ordentliches aber ungewöhnliches Debüt hingelegt hatten, sollte es noch ein wenig dauern, bis sie mit "Demanufacture" wirklich die breite Masse von ihrem Sound überzeugen konnten. Vorher sollten sie die Metalszene jedoch mit der EP "Fear Is The Mindkiller" auf eine harte Probe stellen, denn wenn schon ihr erstes Album sicher nichts für jeden Metalfan war, dann sollte sich ihre erste EP wirklich nur noch an ganz spezielle Geschmäcker richten.

Was wir hier haben ist nichts anderes als eine Handvoll Remixes von diversen Songs aus dem "Soul Of A New Machine"-Album. Ja, auch das zweite Fear Factory Album hat mit "Remanufacture" sogar ein ganzes Remix-Album spendiert bekommen, aber "Fear Is The Mindkiller" war definitiv der erste Versuch der Band, aber ihren Sound mit Techno- oder Industrialklängen zu vereinen. Natürlich ist das ein ziemlich gewagtes Vorhaben, denn ich weiß gar nicht, wie groß die Zielgruppe für sowas ist oder vor allem damals war. Tatsächlich sollte man, um damit etwas anfangen zu können sowohl härterem Metal als auch härterer elektronischer Musik nicht abgeneigt sein und beides gerne in Kombination hören. Da ich in diese schmale Nische falle, ist diese EP wohl wie für mich gemacht.

Was direkt auffällt ist die relativ kleine Auswahl an Songs. 4/17 Songs des ersten Albums wurden geremixed, einer davon zweimal. Das heißt, dass wir hier nicht mit einer abartigen Menge sehr ähnlich klingender Songs überflutet werden und auch nicht 10 mal den selben Song in unterschiedlichen Versionen hören müssen. Gleichzeitig haben wir damit natürlich einen recht geringen Spielraum zum Verkacken und ein größeres Problem, wenn zum Beispiel drei Remixes komplett für die Tonne sind.

Lustigerweise haben Dino Cazares und Co. im Prinzip gar nicht so viel zur EP beigetragen. Klar - sie haben die zugrunde liegenden Songs abgeliefert, aber das Remixen haben Rhys Fulber und ein paar andere Remixer übernommen. Und man merkt sofort, dass sie nicht nur einigermaßen wissen, was sie da tun, sondern auch versuchen, etwas komplett neues zu schaffen und nicht einfach nur die Songs 1:1 stehen lassen und sagen wir mal die Gitarren durch ein paar sehr einfache Synths und Beats ersetzen, damit zufrieden sind und dann in den Feierabend gehen. Zum größten Teil wurden die Songs ordentlich auseinander genommen und neu wieder zusammengesetzt.

Der "Suffer Bastard Remix" von "Martyr" zeigt das gleich am Anfang am deutlichsten. Überhaupt war ich etwas erstaunt, dass "Martyr" es zu einem Remix gebracht hat, da der Song zwar ganz ordentlich in "Soul Of A New Machine" eingeführt hat, aber für meine Ohren gar nicht so viel mitgebracht hat, was man verwerten könnte. Offenbar lag ich mit dieser Einschätzung falsch, denn schließlich wurde hier ein Remix von über 7 Minuten Länge gebastelt, der den Song kurz komplett zerlegt hat und neben vielen neuen (hauptsächlich elektronischen) Elementen auch aus, was die Band so zur Verfügung gestellt hat, recht geschickt einstreut. Besonders einprägsam finde ich die kurzen abgehackten Gitarrenriffs, die hier immer wieder auf den Hörer einprasseln.

Was mich dagegen gar nicht wundert ist ist dass "Self Immolation" es gleich mit zwei Remixes auf die EP geschafft hat. Der Song frisst sich trotz der kurzen Laufzeit einfach so effizient in eure Gehörgänge und ist für sich genommen schon ein absoluter Ohrwurm, der sehr viele unverwechselbare Merkmale mitbringt. Beide Remixes fallen gleich mal dadurch auf, dass sie selbst die Vocals zerhackt und in schneller Aneinanderreihung wieder zusammengeklebt haben, was zu einem ganz coolen Effekt führt. Ansonsten tut die elektronische Unterstützung dem Song ganz klar sehr gut. Allerdings klingen beide Remixes etwas zu ähnlich für meinen Geschmack. Der "Vein Tap Remix" klingt etwas tiefer, drückender und basslastiger, während der "Liquid Sky Remix" etwas klarer, abgerundeter und auch länger daherkommt. Am Ende mag ich zwar beide, brauche aber nicht unbedingt beide.

Mit "Scapegoat" im "Pigfuck Remix" wird versucht ein eigentlich schon perfekter Song noch weiter zu verbessern. Dabei wird am eigentlichen Aufbau vergleichsweise wenig verändert und stattdessen das Original mit allen möglichen Effekten ordentlich aufgemotzt. Falls euch die Version auf "Soul Of A New Machine" also nicht Industrial genug war, bekommt ihr hier die Version, welche die Industrial Metal Anteile quasi auf die Spitze treibt. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass man sich das sogar noch ganz gut anhören kann, aber ich bevorzuge am Ende doch klar das Original gegenüber dieser überladenen Version hier.

Auch "Scumgrief" im "Deep Dub Trauma Remix" ist ein interessantes Experiment. Das Original hatte uns alles das, was Fear Factory interessant gemacht hat in einem recht unkonventionellen Aufbau präsentiert, während dieser Remix auf einen wesentlich harmonischen Ablauf achtet. Auch das funktioniert erstaunlich gut. Als Ergebnis haben wir einen recht langsamen und entspannten Song, der aber nichts von seiner Härte einbüßt.

Ganz zum Schluss hätten wir als kleinen Bonus noch die LP Version vom Original "Self Immolation". Abgesehen vom minimal roherem Sound unterscheidet es sich aber nicht von der CD Version. Letztlich hätte ich für sowas vielleicht nicht unbedingt den einen Song ausgewählt, der bereits zweimal auf der EP vorhanden ist, aber gleichzeitig ist es eine geile Nummer und zumindest für diejenigen, die das Album nicht haben sicherlich ganz interessant, das Original nochmal auf der EP mit drauf zu haben aber für mich jetzt nichts, was die EP großartig besser oder schlechter macht.

Am Ende bleiben 5 Remixes die allesamt zumindest irgendwie was taugen, zum größten Teil aber darüber hinaus für mich nochmal eine ganz eigene Alternative zum Original sind und alles bieten, was ich mir von so einem Remix wünschen würde. Lediglich die Tatsache, dass beide Remixes von "Self Immolation" sehr ähnlich klingen und sich quasi gegenseitig ersetzen können und dass "Scapegoat" kaum von der Remix-Behandlung profitiert, schmälern die Qualität von "Fear Is The Mindkiller" für mich ein wenig.

Bleibt am Ende die Frage, für wen diese EP etwas ist. Für den Club dürfte das ganze mit seinen Death Metal Growls und harten Gitarren eher ein Mittel sein, um die Tanzfläche schnell frei zu bekommen und gleichzeitig weiß ich nicht wie viele Metalheads sich dafür öffnen können. Ich bin aber ganz froh, zur kleinen Zielgruppe von "Fear Is The Mindkiller" zu gehören.

Punkte: 8 / 10


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