Fear Factory Dog Day Sunrise (1995) - ein Review von DarkForrest

Fear Factory: Dog Day Sunrise - Cover
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6.50
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Death Metal, Industrial Metal, Thrash Metal


DarkForrest
20.03.2021 07:44

Nachdem Fear Factory mit "Soul Of A New Machine" ein solides Debüt hingelegt haben, sollten sie mit "Demanufacture" den absoluten Durchbruch schaffen. Was wurde dieses Album damals vergöttert! Wirklich jeder Arsch hat zumindest irgendwie von dem Album oder den einen oder anderen Song darauf gehört und die Band durfte sich für den Rest ihrer Karriere daran messen lassen.

Das Ding selbst wurde extrem oft in allen möglichen Versionen released und hat sogar ein eigenes Remix-Album spendiert bekommen. Auch wenn mich im Nachhinein tatsächlich nicht jeder Song zu 100% überzeugt (ja, steinigt mich) hat "Demanufacture" so viele Hits und einflussreiche Songs zu bieten, dass es fast schon seltsam erscheint, dass kaum irgendwelche Singles aus diesem Album entstanden sind. Wir hätten da einmal "Replica", welches vorab released wurde - klassische 1-Track-Single mit einem der großen Hits schlechthin. Nicht besonders spektakulär oder überraschend, aber passt soweit. Etwas ungewöhnlicher wird es bei der zweiten und damit auch schon letzten Single.

Einige Monate nachdem das Album draußen war, sollte doch noch ein Song als Single ausgekoppelt werden und man entschied sich ausgerechnet für ×Trommelwirbel× "Dog Day Sunrise". Klingt wie ein Scherz, aber von all dem, was "Demanufacture" zu bieten hat, fiel die Wahl tatsächlich nicht auf "Zero Signal", nicht auf "Pisschrist" oder von mir aus den Titelsong, sondern auf "Dog Day Sunrise" - einem Song, der für viele einen eindeutigen Schwachpunkt auf dem Album darstellt.

Warum ist das so? Der Song stammt ursprünglich von Head Of David, wurde von Fear Factory gecovered und das auch noch ziemlich originalgetreu. Das heißt, dass Fear Factory ihn nicht gerade in ihrem eigenen Industrial-/Groove-Metal Stil performen, sondern sich hier wirklich an Industrial-Rock? Post Punk? - keine Ahnung wie man das genau nennt - versuchen. Das bedeutet unter anderem komplett cleaner Gesang und auch keine zu harten Gitarren oder irgendwelche Double-Bass-Attacken von Raymond Herrera. Das ist auf jeden Fall mutig.

Ich persönlich mag "Dog Day Sunrise" in dieser Form allerdings sehr gerne. Ich kannte das Original vorher nicht und glaube sogar, dass ich da nicht der einzige bin und das Cover deutlich bekannter sein dürfte, als das Original von Head Of David. Im direkten Vergleich haben Fear Factory es für mich persönlich auch nochmal um einiges verbessert, sind aber wie gesagt dem Original sehr treu geblieben. Damit haben wir zwar einen ungewöhnlichen, aber sehr schönen Song, der "Demanufacture" zwischendurch ein bisschen entschleunigt und Abwechslung in die ganze Sache hinein bringt. Ich verstehe aber auch, dass die Nummer für einige Fans ein ziemlicher Kulturschock war - gerade wenn man bedenkt, dass Fear Factory damals noch deutlich weniger melodisch unterwegs waren als später und erst vor kurzem "Soul Of A New Machine" rausgehauen haben. Lustig stelle ich mir vor, wenn jemand, der damals nur das Debütalbum kannte zuerst zu der "Dog Day Sunrise"-Single gegriffen hat und dann wahrscheinlich dachte, aus Versehen die falsche Band erwischt zu haben.

Der eigentliche Song wäre damit also schonmal sehr ungewöhnlich und auch eine etwas seltsame Wahl für eine Single, aber ich persönlich bin absolut cool damit. Bleibt die Frage, was die Single überhaupt inhaltlich zu bieten hat. Da hätten wir einmal "Dog Day Sunrise" im Original und einer stark editieren Version, einen Remix und einen neuen Song. Die editierte Version von "Dog Day Sunrise" ist soweit ich weiß der einzige Song, der bis zum Schluss exklusiv nur auf dieser Single zu haben sein sollte und im Prinzip eine stark gekürzte Version vom Original. Ich bleibe dabei, dass ich keinen großen Mehrwert darin sehe, einen gut funktionierenden Song einfach nur zu beschneiden, aber okay. Immerhin muss ich sagen, dass hier recht beeindruckende Arbeit gemacht wurde, denn mit einer Restzeit von 2.47 Minuten wurden ganze zwei Minuten entfernt und dafür klingt das ganze nicht nur erstaunlich gut, sondern bringt auch das gesamte Feeling der Vollversion ziemlich gut rüber. Also, wenn ihr er mal eilig habt, aber noch unbedingt schnell eine Dosis "Dog Day Sunrise" braucht: das hier ist euer Song.

Als Remix hätten wir "Replica" vom "Demanufacture"-Album - hier im "Electric Sheep Remix" (nette Anspielung auf Blade Runner). Zum Original muss man nicht viel sagen: absoluter Brecher und dabei extrem innovativ. Wer hier einen aufwendigen Remix wie auf "Fear Is The Mindkiller" erwartet, wird aber etwas enttäuscht werden. Streng genommen ist das hier eher eine etwas anders abgemischt Version mit mehr Samples und einem Sound, der jetzt noch industriallastiger klingt. Das ist okay, hatte der Song aber überhaupt nicht nötig, sodass "Replica" nicht unbedingt von dieser Behandlung profitiert, aber wer das Original mal in neuem Gewand hören mag, hat hier die Gelegenheit dazu. Später sollte dieser Remix auch auf dem einen oder anderen Re-Release von "Demanufacture" als Bonus erscheinen, aber zumindest damals war der Track exklusiv für diese Single.

Und dann haben wir da noch "Concreto", welches lose auf "Concrete" basiert, welches damals wiederum aber noch gar nicht veröffentlicht war. Im Vergleich zu allen anderen Songs auf der Single geht "Concreto" sehr brachial zur Sache und man merkt sofort, dass wir es hier ursprünglich mit einem älteren Song zu tun haben. Interessant sind vor allem die verzerrten Vocals von Burton C. Bell, die man in dieser speziellen Form bis dato glaube ich noch nicht gehört hat. Schwer zu beschreiben - muss man sich selbst anhören. Davon abgesehen hat "Concreto" genau den schweren und drückenden Klang, den ich an alten Fear Factory-Songs schätze. Auch "Concreto" wurde später als Bonus auf irgendwelche Re-Releases mit drauf gepackt - unter anderem bei "Obsolete" - war damals aber nur auf "Dog Day Sunrise" zu hören.

Auch wenn ihr heutzutage zwar fast alle Tracks dieser Single auf den Alben bekommt - wenn ihr die richtigen Versionen kauft - und es damit kaum noch einen Grund gibt, zu "Dog Day Sunrise" direkt zu greifen, bewerte ich es mal nach damaligen Maßstäben. Und da würde ich sagen, dass die Single auch damals schon eher was für Liebhaber war. Ein Cover, das sehr hart mit dem Stil der Band bricht, ein Remix, der eher mal den Sound des Originals stark verändert und ein ganz alter Song, der neu aufgenommen wurde. Das alles ergibt eine sehr heterogene Mischung und zumindest für die echten Fans dürfte das eine oder andere Schmankerl dabei gewesen sein. Ich persönlich finde so ziemlich alles darauf ganz ordentlich, aber gleichzeitig hat mich auch nichts auf "Dog Day Sunrise" komplett umgehauen.

Punkte: 6.5 / 10


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