Fear Factory Bite The Hand That Bleeds (2004) - ein Review von DarkForrest

Fear Factory: Bite The Hand That Bleeds - Cover
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1 Review
3
3 Ratings
6.83
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Death Metal, Industrial Metal, Thrash Metal


DarkForrest
06.11.2021 11:48

Fear Factory haben mit "Archetype" 2004 ein wirklich ordentliches Comeback hingelegt. Wirklich gute Songs sind einige drauf, trotzdem sieht es mit den Singles etwas mager aus. Immerhin haben wir Promo-Singles zu "Cyberwaste" (guter Song) und "Archetype" (hervorragender Song). Beide Singles hatten damals sicher ihren Nutzen wenn es darum ging, den Fans zu zeigen, dass Fear Factory wieder eine Sache sind und um etwas Hype um das neue Album zu generieren, bieten aber inhaltlich nicht besonders viel und dürften heutzutage nur noch knallharte Sammler anlocken.

Ein paar Monate später kam dann allerdings doch noch eine dritte Single, die sich in zwei Bereichen etwas abheben sollte: der Song, der gewählt wurde, weicht sowohl stilistisch als auch in der Beliebtheitsskala bei den Fans ziemlich von den anderen beiden ab und diesmal sollte etwas mehr Content mit am Start sein. "Bite The Hand That Bleeds" sollte nämlich neben der Single noch eine DVD mit 5 Musikvideos rund um "Archetype" am Start haben. Ist das genug, um die Single kaufenswert zu machen? Ist "Bite The Hand That Bleeds" eine überhaupt gute Wahl für eine Single? Taugt der Song denn an sich was? Finden wir's raus!

Was das ganze Stück so besonders machen dürfte ist wie sehr es vom Rest des Albums abweicht. Gerade nach "Digimortal" klingt "Archetype" wieder ziemlich hart und brutal, was von den meisten Fans (inklusive mir) sehr begrüßt wurde. "Bite The Hand That Bleeds" liefert da schon einen ordentlichen Kontrast. Wir haben es hier nicht nur mit einer waschechten Ballade zu tun - man könnte sogar darüber diskutieren, ob das überhaupt noch Metal ist oder nicht schon moderner Rock. Das Tempo ist wirklich langsam, die Vocals entweder clean oder ein Flüstern und der Text dreht sich diesmal nicht um epische Schlachten zwischen Mensch und Maschine, sondern um dysfunktionale Beziehungen.

Bei vielen Fans kam das so mittelgut an. Ich habe von mehreren gelesen, dass "Archetype" quasi ab diesem Song langweilig wird. Ich kann das nicht unbedingt teilen. Alles in allem finde ich den Song ganz okay. Ist er ein Highlight auf "Archetype"? Definitiv nicht. Es gibt dort einige bessere Tracks. Trotzdem würde ich es den drei langweiligen Fillern "Undercurrent", "Default Judgement" und "Bonescraper" vorziehen. Zumindest sorgt es für etwas Abwechslung. Ein ganzes Album in diesem Stil stelle ich mir schrecklich langweilig vor, aber als kleine Auflockerung zwischen all der Action? Warum nicht? Das gleiche gilt für den Text, der mich immer wieder an "Leechmaster" vom Debüt denken lässt: nicht das wofür ich mir Fear Factory anmache, aber auch nett mal was anderes zu hören.

Etwas anders ist es allerdings aus "Bite The Hand That Bleeds" eine Single zu machen, denn der Song repräsentiert halt "Archetype" mal gar nicht. Bei "Cyberwaste" und dem Titeltrack weiß man eigentlich ganz gut, was man vom Rest des Albums erwarten kann, aber wer nach "Digimortal" erstmal vorsichtig war und mittels dieser Single in "Archetype" reinhören wollte, dürfte völlig zu Unrecht abgeschreckt worden sein, sich das Album zu kaufen. Andererseits gab es bestimmt auch den einen oder anderen Fan softerer Klänge, dem die Single sehr zusagen, das Album jedoch eher überfordern dürfte. Damit ist "Bite The Hand That Bleeds" einfach keine gute Wahl für eine Single.

Lustigerweise befindet sich auf der CD noch ein zweiter Track ohne Namen, der auf der Rückseite nicht aufgeführt ist. Und bevor ihr euch jetzt vor Aufregung in die Hose macht: er geht 9 Sekunden und besteht lediglich aus der Line "Nothing you say mattes to us!" aus dem Song "Cyberwaste". Betrachtet es als kleine Promo für "Cyberwaste" oder ein witziges kleines Easteregg. Das Ganze trägt zwar nicht wirklich was zur CD bei, schadet aber halt auch nicht. Aber wir haben ja noch eine ganze DVD…

Insgesamt könnt ihr hier 5 Musikvideos bestaunen - wobei "Archetype" gleich in drei Versionen enthalten ist. "Bite The Hand That Bleeds" ist natürlich auch mit von der Partie. Wie man schon damals bei Resident Evil sehen konnte, hat es Fear Factory irgendwann wohl nicht mehr gereicht, den Soundtrack für irgendwelche unbekannten Games zu liefern und stattdessen wurden irgendwann Filme angepeilt. Diesmal sollte es SAW sein, welcher "Bite The Hand That Bleeds" im Score enthalten sollte, was wohl auch der Grund dafür ist, warum der Song überhaupt eine eigene Single spendiert bekommen hat. Abgesehen davon, dass sich jeder selbst fragen kann, wie passend es für einen Film wie SAW ist, dass ausgerechnet die Ballade des Albums für den Soundtrack ausgewählt wurde, ist das Musikvideo ziemlich gut gelungen. Es zeigt sowohl Szenen des Films als auch der Band und schafft es sogar noch das Thema der Lyrics mit unterzubringen. Alles wurde ganz gut miteinander verknüpft, man sieht die Band in rostigen Ketten und sogar ein paar Filmrequisiten wie die umgekehrte Bärenfalle, die nochmal extra für das Video rausgekramt wurden.

"Cyberwaste" kennen wir schon von der Australian Tour DVD, aber der Vollständigkeit halber ist es hier nochmal vertreten. Nicht das spektakulärste Video. Man sieht die Band in einer leerstehenden Halle spielen und… naja das war's eigentlich auch schon.

"Archetype" ist wie gesagt gleich dreimal am Start. Hinter dem Zusatz "Narrative" verbirgt sich das aufwendigere Musikvideo inklusive verschiedener Locations - ja, eine leerstehnde Fabrikhalle ist auch wieder mit dabei, aber auch ein Hausdach und ein paar Schnipsel, die sowas ähnliches wie eine kurze Geschichte erzählen. Alles in allem ganz nett gemacht. Hinter dem Zusatz "Performance" verbirgt sich dann doch nicht etwa eine Live-Performance von "Archetype", oder? Nein, natürlich nicht. Stattdessen ist es eine Version des Videos für alle, die nochmal gesondert ein Video haben wollen, welches die Band ausschließlich in der ollen Fabrikhalle sehen möchte. Obwohl "Cyberwaste" der härtere Song ist und wir im Prinzip das gleiche Szenario haben (Band spielt in leerstehnder Halle umgeben von irgendwelchen beliebigen Leuten), kommt "Archetype" selbst in dieser Form dynamischer und cooler rüber als "Cyberwaste" - keine Ahnung warum.

Wirklich seltsam wird es bei bei der dritten Version von "Archetype". Je nachdem ob man auf das Backcover oder das DVD-Menü schaut steht da entweder "Anime" oder "Remix". Am Ende stimmt beides. Es handelt sich um den Remix von "Archetype" unterlegt mit Aufnahmen des Animes "Galerians: Rion" und meine Fresse ist das schrottig! Ich gebe zu, dass ich null Ahnung von Animes habe. Was mich aber direkt irritiert ist die seltsame 3D-Grafik, die ungefähr so aussieht wie eine gerenderte Cutscene aus einem PC-Spiel der frühen bis mittleren 90'er (nicht vergessen: wir reden hier über das Jahr 2004). Alles ist ziemlich over the top (was wohl in Animes nicht unbedingt untypisch ist), zwischendurch dürfen die Charaktere mit ihrem unfreiwillig komischen Voiceacting ziemlich oft dazwischen quatschen und gleichzeitig sehen wir immer wieder Shots von Sänger Burton C. Bell, der angestrengt versucht, das ganze möglichst ernsthaft zu verkaufen. Manch einer mag darin sicherlich einen gewissen trashigen Charme finden, ich empfinde dann doch eher Fremdscham.

Das wär's dann auch schon - einmal der Song und einmal 5 Musikvideos. Reicht das für eine gute Single? Wenn ihr mich fragt: nö. Der Song an sich ist nicht schlecht, aber auch nichts besonderes und gänzlich ungeeignet für eine eigene Single und die Videos sind von stark schwankender Qualität, insgesamt aber nicht so gut gealtert. Es ist nett, dass man sich den Aufwand gemacht hat, noch eine DVD mit wirklich allen Musikvideos zu "Archetype" drauf zu legen. Das macht "Bite The Hand That Bleeds" zumindest minimal interessant für Sammler, aber mich hat es tatsächlich nicht vom Hocker gerissen - zumal man auch wirklich festhalten muss, dass das Album zu dem Zeitpunkt schon über ein halbes Jahr auf dem Markt war. Ich habe mir die DVD genau zweimal in Ruhe angeschaut: einmal kurz nach dem Kauf und einmal kurz vor dem Review und falls ich sie überhaupt nochmal anfassen werde, werden vorher wohl einige Jahre vergehen, in der diese CD-DVD-Kombination bei mir im Schrank verstauben wird. So gesehen hätte ich selbst von einem oder zwei lieblosen Remixes fast schon mehr gehabt, aber wollen wir mal nicht ganz so hart sein. Für den besonders eifrigen Sammler mag "Bite The Hand That Bleeds" vielleicht den einen oder anderen Blick wert sein, aber mein Spaß damit hielt sich in Grenzen.

Punkte: 4.5 / 10


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