Obwohl erst zwei Soloalben veröffentlicht, will Farin Urlaub sich und wohl vor allem auch sein Racing Team bereits auf einer Live-CD verewigen. Dieses Racing Team, das im Jahre 2002 ursprünglich nur für zwei Auftritte bei Rock am Ring und Rock im Park ins Leben gerufen wurde, ist mittlerweile von einer Unterstützung für einen sonst überforderten Solokünstler zu einer richtigen Band herangewachsen. Farin Urlaub bezeichnet sein Racing Team in der Pressemitteilung zum Album als "die Zukunft", will sein nächstes Studioalbum schon gar nicht mehr im Alleingang aufnehmen, sondern das Racing Team voll einbinden.
Dass das funktionieren kann, zeigt das "Livealbum of Death" eindrucksvoll. Mit einem guten Mix aus alten und neuen Stücken spiegelt dieses Album die bisherigen Veröffentlichungen des großen Blonden gut wider. Angefangen bei "Mehr", dem ebenfalls-Opener auf dem zweiten Soloalbum "Am Ende der Sonne", der hier leider ohne Tour-Intro startet, bis hin zum "Abschiedslied" bietet dieses Album einen guten Querschnitt durch mittlerweile 4 1/2 Jahre Solokarriere. Verfeinert wird das ganze durch B-Seiten ("Petze", "Wo ist das Problem?") und Raritäten ("Der ziemlich okaye Popsong"). Viele hörten auf Konzerten zum ersten Mal "Noch einmal", den gut versteckten Hiddentrack auf "Am Ende der Sonne". Auch musikalisch bietet diese CD ein breites Spektrum. Von Punkrock ("Petze") über Ska ("Wunderbar") und balladeske Songs ("Phänomenal Egal") bis hin zur Mitspringhymne schlechthin - "Zehn". Die Single zum Album ist der Song, nach dem viele schon seit Jahren schreien. Bereits seit 2003 begeistert "Zehn" - neben dem ebenfalls bereits 2003 gespielten "Unsichtbar" übrigens - die Massen jedes Mal auf's Neue. Wer daran zweifelt, dass dieses Lied auch auf CD begeistert, wird nicht bestätigt. Als kleiner Kritikpunkt ist der anfängliche Soundbrei während der ersten anderthalb Songs anzuführen, wobei der vermutlich dadurch zustande kommt, dass es eben ein Live-Album ist.
Besonders gelungen ist "Immer noch", das Farin akustisch beginnt und es scheinbar auch so zu Ende spielen will. Zur Mitte stößt dann jedoch auch das Racing Team hinzu, Mr. Urlaub tauscht die Akustik- gegen seine Stromgitarre und es geht laut weiter. Insgesamt kommt das umarrangierte Stück so auf fast sechs Minuten Spielzeit. Ein weiteres Highlight ist "Dermitder" mit dem obligatorischen Posaunen-Gitarren-Battle zwischen Farin Urlaub und Posaunist Rob Solomon sowie dem Beweis, dass auch Posaunen für Stadionrock geeignet wären. "Wo ist das Problem?" wird auf die dreifache Länge der Studioversion gestreckt, was daran liegt, dass Farin Urlaub - auch hier obligatorisch und mittlerweile unverzichtbar - jedes seiner elf Racing Team-Mitglieder persönlich vorstellt. Alles in allem bietet dieses Album mit einer Gesamtlänge von knapp unter 88 Minuten mehr als jede andere mir bekannte CD, jedoch fehlen trotzdem einige Live-Perlen, namentlich also: "Sumisu", "Jeden Tag Sonntag", "Klasse", "Alle dasselbe", "Unsichtbar" (besonders schade, ist es doch eigentlich live immer noch besser als auf CD) und "Alle Fragen dieser Welt". Es bleibt also nur auf eine zweite Single zum Album zu hoffen, um eventuell auch ein paar dieser Songs - wenn auch nur zu Hause auf dem Sofa - live erleben zu dürfen.
Farin Urlaub fragte im März 2005 im Gästebuch seiner Seite: "Könnt ihr euch DIE Stücke in LAUT und SCHMUTZIG und LIVE vorstellen???!!" - Ja, wir konnten - eigentlich. Allerdings wurde zumindest ich bei der Live-Umsetzung einiger der neuen Stücke bitter enttäuscht, womit ich jedoch nach eigenen Erfahrungen ziemlich alleine dastehe und spätestens wenn mir "Sonne" entgegendonnert, ist es auch um mich geschehen. Insgesamt ist das "Livealbum of Death", dessen Namensgebung übrigens unerwarteterweise in den Händen eines Fans lag, ein mitreißendes Livealbum, das vor allem von der Energie des Farin Urlaub Racing Teams und nicht zuletzt auch von der der Fans lebt.
Punkte: 7.5 / 10