Um FAINT HORIZON gut finden zu können, bedarf es nicht nur einer gut ausgeprägten Resistenz gegen, sondern sogar einer regelrechten Begeisterungsfähigkeit für die Extraportion Kitsch, die den Musikern aus jeder Pore trieft. Somit wird man beim durchschnittlichen Metalhead vermutlich für kaltes Schaudern sorgen, während man in den stets auf Romantik und Theatralik bedachten Kreisen der Gruftie-Szene mächtig Eindruck hinterlassen könnte. Besonders der schmachtende Sopran-Gesang von Anissa Taggatz dürfte massivst polarisieren, insbesondere, weil die Dame sich gesangstechnisch überhaupt nichts vorwerfen zu lassen braucht, sondern die von ihr gewählte Stilistik brilliant in Szene setzt.
Hat man den meterdicken Rosa-Plüsch-Besatz erst einmal durchdrungen, darf man durchaus überrascht sein angesichts der Qualität des Songwriting-Grundgerüstes. Ein Gespür für eingängige Melodien und vielseitige Arrangements zeichnen die Kompositionen aus, die von gleichermaßen eigensinnigen wie poetischen deutschsprachigen Texten gekrönt werden. Dass man dabei oftmals gefährlich nahe an primitivster "Reim dich oder ich fress dich!"-Holzhammer-Lyrik vorbeischrammt, ist durchaus gewollt. Dass FAINT HORIZON dennoch an ihrem Weg festhalten und bewusst auf Kollisionskurs mit potentiellen Kritikern gehen, verdient Respekt. Für höhere Wertungsregionen sollten die Hanseaten dennoch ihre rockige Seite stärker betonen und Kitsch und Patos ein wenig zurückschrauben.
(http://www.metal.de/cdreviews.php4?was=review&id=15354)
Punkte: 6 / 10