Ewigheim Irrlichter (2018) - ein Review von DarkForrest

Ewigheim: Irrlichter - Cover
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1 Review
3
3 Ratings
7.17
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Gothic Metal


DarkForrest
17.07.2020 13:15

Es gibt CDs, in die ich nur kurz reinhören muss, um damit richtig Spaß zu haben. Manche Alben klingen einfach von der ersten Sekunde an geil und entfalten ihre geballte Wirkung so ziemlich in dem Moment, in dem ich auf "Play" drücke. Dann gibt's CDs, die brauchen so ein bisschen. "Schlaflieder" von Ewigheim ist eigentlich ein ganz gutes Beispiel für diese Kategorie. Direkt nach dem ersten Hören konnte ich wenig damit anfangen, aber mit jedem Durchlauf ist es mir mehr an's Herz gewachsen und es hat nach und nach bei jedem Song "klick" gemacht. Tja und dann gibt es CDs, bei denen der Moment einfach nie so richtig kommt. Ich meine jetzt keine offensichtlich schlechten Alben oder alles, was sich in Genres bewegt, die ich eh nicht höre, sondern eher CDs, die ich eigentlich mögen müsste, die ich auch sehr gerne mögen würde, aber bei denen der Funke doch nie so ganz überspringt. "Irrlichter" ist leider so ein Beispiel. Ich habe es damals rauf und runter gehört, ihm seitdem immer mal wieder eine Chance gegeben und es jetzt vor meinem Review auch nochmal knapp 2 Wochen rauf und runter gehört. Aber offenbar hat mir das Album wohl schon recht früh alles gegeben, was es zu bieten hat, so dass da wohl nicht mehr viel kommen wird - und zwar ohne, dass daraus zwischen uns eine große Liebe geworden ist.

Dabei spricht erstmal kaum etwas gegen das Album. Schon allein das verträumte Cover macht direkt Lust auf mehr. Und wirklich offensichtliche Gründe, über die ich hier abkotzen könnte, kann ich gar nicht finden. Ich würde sogar sagen, dass "Irrlichter" das bis jetzt zugänglichste Album der Band sein dürfte. Keine seltsamen Experimente wie auf "Mord Nicht Ohne Grund", kein Übermaß an schweren Balladen wie auf "Heimwege" oder "Schlaflieder", keine Überdosis Metal wie auf "Bereue Nichts". Alles klingt recht ausgeglichen, ohne sich zu sehr auf eine Ausrichtung festzulegen, aber die einzelnen Komponenten harmonieren hier besser als auf "Nachruf". Der Sound ist ebenfalls eine runde Sache und zeigt, dass die Jungs schon länger im Geschäft sind. Selbst bei der Auswahl der Version kann man diesmal nicht viel falsch machen. Es gibt 10 Songs und eine stabile Laufzeit von knapp 45 Minuten und zwar auf jeder Version, denn Bonus Tracks gibt es diesmal genau 0. Wer also nicht unbedingt die KKTH Version will, verpasst hier also so oder so nichts.

Am ehesten könnte ich Ewigheim hier noch mangelnde Innovation vorwerfen. Es gibt auf "Irrlichter" relativ wenig, was ich so von Ewigheim noch nicht gehört habe und auch nicht viel, was das Album aus der gesamten Diskographie herausstechen lässt, außer vielleicht dass es technisch besonders sauber umgesetzt wurde und die Texte. Letztere kommen etwas anspruchsvoller und ernsthafter daher als ohnehin schon und bilden hier einen schönen Kontrast zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Dafür sind wir jetzt zum ersten Mal an einem Punkt, an dem ich mir wieder etwas mehr Experimente, Ecken oder Kanten gewünscht hätte, denn Ewigheim gehen hier schon ziemlich auf Nummer sicher.

Eingeleitet wird das Album mit dem Opener "Und Es Wird Licht", bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, ob es eher als 2 ½ minütiges Intro oder vollwertiger Song gedacht ist. Ich fühle mich durch den leisen, vorsichtigen Gesang von Konstanz und die ganz dezente musikalische Untermalung ja an "Vorspiel" erinnert, wobei "Und Es Wird Licht" deutlich ausgereifter klingt. Einfach so als Song muss ich mir das jetzt zwar nicht anhören, als Intro für das Album funktioniert es aber ganz gut und leitet "Irrlichter" schön sanft ein. Obwohl danach "Alles Wird Gut" nicht viel neu macht, ist dieser Song einer meiner beiden Favoriten auf der CD, die ich in meiner Ewigheim Sammlung nicht mehr missen möchte. Vor allem der kraftvolle Refrain kann mich hier gut überzeugen.

Mit "Leuchtturm" wird es dann wieder ruhiger. Ich finde die Nummer etwas seltsam platziert, denn sie hätte perfekt nach dem Intro gepasst, um das Tempo ganz langsam zu steigern. Selbst thematisch wird sich hier auf das Intro bezogen. Der Song an sich hat je nach Stimmung eine hypnotische bis einschläfernde Wirkung. Obwohl er sich über knapp 6 Minuten erstreckt hat er keine so richtigen Längen, aber eben auch keine richtigen Highlights und starke Passagen und ist dabei so ein bisschen das Gegenteil von "Am Meer", welches bei ähnlicher Länge mit beidem reichlich gespickt war. Damit ist "Leuchtturm" eigentlich wunderbar auf "Irrlichter" aufgehoben. Etwas innovativer wird es mit "C'est La Vie", das mitten im Refrain anfängt und mitten in der Strophe aufhört. Wenn man sich nicht daran stört, dass der Song dadurch recht unvermittelt abbricht, dann ist das mal was angenehm neues. Auch die fast schon übertrieben fröhliche Grundstimmung habe ich von Ewigheim noch nicht so oft gehört - soweit ich mich erinnere einmal bei "Wenn Es Am Schönsten Ist". Gefällt mir insgesamt also recht gut.

"Verzeih Mir" ist an sich ebenfalls ganz solide geworden und vor allem Konstanz zeigt hier ganz unaufgeregt und souverän, wie man gute Vocals unterbringt. Die Gitarren vor allem im Refrain sind aber erschreckend austauschbar. Ähnlich geht es mir bei "Nackt Und Blutend" - eine ganz nette Hymne, deren Refrain großes Ohrwurmpotenzial hat, die aber ein paar ordentliche Gitarrenriffs vermissen lässt. Alles klingt irgendwie "okay", ist ordentlich umgesetzt, aber lässt mich nicht wirklich interessiert aufhorchen. "Ein Flügel Bleibt Dir Noch" vermag das schon eher. Das wäre nämlich der zweite Song, der mir auf Anhieb gefallen hat und den ich mir heute immer noch gut geben kann. Hier beweist die Band dann doch, dass sie sehr intensive Stücke schreiben kann. Ähnlich wie der eine oder andere Track auf "Schlaflieder", kann "Ein Flügel Bleibt Dir Noch" mit gutem Timing und Kontrasten zwischen sehr ruhigen Momenten und dann doch wieder wuchtigen Instrumentaleinsätzen punkten - stark!

Weniger originell ist dann wieder "Vom Mond Gemalt". Der Song legt von Beginn an gleich ziemlich los, hat aber ähnlich wie "Ein Stück Näher" auf dem Vorgängeralbum das Problem, dass davon wenig hängen bleibt und es trotz gutem Tempo erstaunlich schwach klingt. Doch wo "Ein Stück Näher" mit interessanten ruhigeren Momenten Punkten konnte, bin ich hier eher erstaunt, was textlich alles in "Vom Mond Gemalt" verwurstet wurde. Ich erkenne darin unter anderem "Tanz Um Dein Leben", "Was Bleibt…" und "Leib Im Laub". Ob das Absicht ist und man sich als Hommage auf diese Songs beziehen wollte oder doch eher die Ideen ausgegangen sind, weiß ich nicht, aber wenigstens habe ich jetzt mal ganz konkret etwas zu meckern.

"Spinnenkind" kann da schon mehr. Das dominante Klavier, die extra düstere Stimme von Konstanz und das ganze Musikvideo dazu sorgen für einen der gothiclastigsten Songs von Ewigheim. Kann man so machen, aber vielleicht sollte sich Texter Yantit einmal genauer anschauen, wie Spinnen aussehen: die Viecher haben nämlich 8 Beine und nicht 6.(-;
"Irrlicht" ist dann ein recht umfangreicher aber auch entspannter Auslang für das Album. Schönes Zusammenspiel aus Keyboard und Gitarre. Darüber hinaus kann ich gar nicht so viel zu dem Song sagen - insgesamt alles ganz nett, aber auch keine besonders großen Highlights, die das Stück bieten könnte. Und ja: das habe ich jetzt schon sehr oft geschrieben, aber genau das ist für mich irgendwie das Grundproblem mit "Irrlichter". So wirklich konkrete Negativpunkte höre ich hier kaum, aber leider auch kaum richtig geile Momente.

Das macht "Irrlichter" für mich unterm Strich zu einem eher mittelmäßigen Album. Bei den Fans ist es ja offenbar recht beliebt und das finde ich auch absolut okay. Vielleicht wurde hier auch in den 10 Anläufen, die das Album nimmt einfach nur etwas zu selten mein ganz persönlicher Geschmack getroffen und an sich ist es ja auch eine runde Sache, aber etwas mehr Abwechslung wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. Für komplette Ewigheim Neulinge oder Fans, die das Gothic im Gothic Metal besonders groß schreiben vielleicht sogar das Album der Wahl, wenn es um Blut, Kot, Blumen und Sonnenschein gehen soll.

Punkte: 6 / 10


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