Ewigheim Bereue Nichts (2012) - ein Review von DarkForrest

Ewigheim: Bereue Nichts - Cover
2
2 Reviews
10
10 Ratings
8.30
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


DarkForrest
07.06.2020 10:32

Nach gut 8 Jahren Pause liefern uns Ewigheim endlich doch noch ihr make it or break it - Album "Bereue Nichts" und legen hier Tatsächlich einen wichtigen Wendepunkt in der Bandgeschichte hin. Endlich haben sie ihren Stil gefunden, den sie so auch ungefähr bis heute spielen werden.

Neben Yantit und Allen B. Konstanz ist jetzt auch erstmalig Lead Gitarrist Schwadorf an Board, was das Projekt gleich mal etwas Gitarrenlastiger macht. Überhaupt soll ab jetzt etwas mehr Metal durchdringen, das Tempo wieder etwas weiter anziehen und eine klarere musikalische Linie gefahren werden. Damit war und ist sicherlich nicht jeder begeistert und ich kann mir gut vorstellen, dass gerade Anhänger des Albums "Heimwege" die ganze Entwicklung als Rückschritt betrachten - kein aufwändiges Streicherensemble mehr, keine ultrasoften Balladen ohne Schlagzeug und Gitarre mehr und etwas weniger Variation zwischen den Song im Vergleich zu den ersten beiden Alben. Das ist zwar soweit alles richtig, aber ich würde dem entgegen halten, dass Ewigheim dafür jetzt einen Stil gefunden haben, den sie wirklich können und sich damit auch etwas weniger Schwankungen in der Qualität der einzelnen Songs ergibt. Und endlich sowas wie eine klare musikalische Identität zu haben, anstatt wild mit allen möglichen Genres zu experimentieren ist vielleicht auch ganz nice. Und natürlich muss man ganz klar sagen: "Bereue Nichts" ist immer noch ein sehr abwechslungsreiches Album.

Eine Sache, welche die neueren Ewigheim Alben eh ganz gut hinbekommen fällt mir auf "Bereue Nichts" allerdings nochmal ganz besonders auf - eine gute Mischung aus Songs, die sofort zu fesseln wissen und solchen, die ein paar Hördurchläufe brauchen. Das klingt banal, aber ohne eingängigere Songs wie "Morgenrot" oder "Dürrer Mann" wäre es ein etwas zähes Unterfangen, sich mit dem Album anzufreunden (was am Ende auch dazu geführt hat, dass ich ziemlich lange nicht so ganz an "Heimwege" drangekommen bin). Auf der anderen Seite sorgen komplexere Songs wie "Stahl Trifft Kopf" oder "Der letzte Mensch" dafür, dass das Album auch nach zehn Mal hören noch neue Songs zu bieten hat, die man nach und nach so langsam schätzen lernt.

Eingeleitet wird "Bereue Nichts" mit einer Mischung aus Intro und Titelsong. "Heimkehr / Bereue Nichts" ist tatsächlich ein etwas merkwürdiges Gebilde, in welchem Konstanz zuerst ca. 1 ½ Minuten eine fast a capella Nummer hinlegt, bevor dann die Instrumente einsetzen und der eigentliche Song beginnt. Dabei sind beide Teile so übergangslos miteinander verbunden, dass es Sinn macht, sie zu einem Song zusammen zu legen. Überhaupt ist der ganze Aufbau recht spannend, da wir hier eine ganze Menge zu hören bekommen. Zuerst das Intro, welches ein ganz klein wenig an das "Vorspiel" aus "Heimwege" erinnert - nur deutlich besser umgesetzt und selbstbewusster von Konstanz vorgetragen. Danach geht es eingängig im Midtempo weiter, bis es plötzlich richtig langsam wird, Konstanz zum Sprechgesang übergeht, wieder ein catchy Refrain kommt und schließlich in einen Schlusspart übergeht, der nochmal komplett anders als der Rest des Stückes klingt. Wichtig hierbei ist, dass trotzdem alles gut miteinander harmoniert, der Song weder sperrig noch überladen klingt und auch die einzelnen Parts sich hören lassen können. So ein Songwriting muss man auch erstmal hinbekommen.

Deutlich direkter geht dagegen "Staubfrei" zur Sache. Das Tempo ist durchweg ordentlich, die Gitarren fetzen und Konstanz gibt auch bei den Vocals ordentlich Gas. Wahrscheinlich zu viel Metal für alle, die Ewigheim eher ruhig mögen - ich find's natürlich geil. Vom Tempo her ist "Stahl Trifft Kopf" dann das komplette Gegenteil davon. Jetzt sind wir eindeutig im Doom Metal angekommen und wie bei vielen Doom Metal Songs wird "Stahl Trifft Kopf" mit jedem Mal hören besser. Am Anfang war es tatsächlich etwas Arbeit sich diesen 6.22 Minuten Klopper mit seinen schleppenden Gitarren zu geben aber mittlerweile ist es für mich nicht nur ein absolutes Highlight auf "Bereue Nichts" sondern in der gesamten Diskographie von Ewigheim.

Wenn ihr das durchgehalten habt, werdet ihr dafür dann auch gleich mit dem deutlich zugänglicheren "Morgenrot" empfangen. Die Keyboards und der gemütliche Refrain sorgen dafür, dass hier alles sofort hängen bleibt. Gerade aber in den Strophen geht Konstanz sowohl textlich als gesanglich ganz schön zur Sache und ist zwischendurch kurz vorm Growlen, womit er bei mir direkt Bonuspunkte sammelt. Das anschließende "Schatten" zeigt dann, dass Ewigheim auch kurze Songs können. Trotz gerade mal ca. 2 Minuten Laufzeit haut der Song ziemlich rein und hey: manchmal ist nach einer Strophe und einem Refrain nunmal schon alles gesagt.

"Schmutzengel" kommt dagegen wieder etwas konventioneller daher und setzt ähnlich wie "Morgenrot" auf Kontraste zwischen härteren und melodischeren Parts, wobei hier im Gegensatz zum "Morgenrot" eher mal die Strophen melodisch sind und im Refrain ordentlich losgeheizt wird, wozu vor allem auch die Backroundshouts ihren Beitrag leisten. Wenn bis jetzt auf "Bereue Nichts" gefehlt hat, dann wohl die ruhige Ballade. "Was Bleibt…" versucht diese Lücke zu füllen, macht das aber auf eine doch recht andere Art als etwa "Mondtier" oder "Odem". Streichinstrumente sind hier weit und breit nicht zu hören und auch ohne ordentliche Gitarrenriffs geht es hier einfach nicht. Trotzdem hält sich "Was Bleibt…" zunächst erst einmal zurück, lässt Konstanz anfangs nur mit Keyboard begleitet singen, bevor der Song sich langsam an Intensität steigert bis wir irgendwann bei den schweren Gitarren im Refrain sind. Kombiniert das mit dem düsteren Text und wir haben eine 1A melancholische Nummer, die aber eben immer noch eindeutig im Metal angesiedelt ist.

"Dürrer Mann" kennen wir schon durch die gleichnamige EP. Ähnlich wie "Morgenrot" durch seine Keyboards sehr melodisch, gut tanzbar und eine prima Möglichkeit, beim ersten Mal hören direkt einen Ohrwurm zu haben. Ganz anders dagegen "Der letzte Mensch", welches definitiv Zeit und mehrere Anläufe braucht. Wenn man sich allerdings drauf einlässt, bekommt man eine wahrlich epische Nummer, die sich wirklich Zeit lässt, langsam an Intensität aufzubauen und dann ordentlich reinhaut.

Damit wäre "Bereue Nichts" offiziell zuende, allerdings gibt es noch ein wenig Bonusmaterial. Zuerst hätten wir da einen Hidden Track, der ein musikalisch begleiteter Zusammenschnitt aus den Monologen des Protagonisten des Films "Menschenfeind" von Gaspar Noé darstellt. Das klingt ziemlich random gelingt aber erstaunlich gut. Ich persönlich fand den Film nie besonders spannend oder erkenntnisreich, aber in dieser Zusammenstellung gelingt es Ewigheim eine ordentlich bedrückende Stimmung daraus zu erzeugen. Eigentlich das perfekte Outro. Für alle Besitzer der limitierten Digipack Version gibt es allerdings als Abschluss das keyboardlastige "Mal Ehrlich", auf dem die Band so richtig schön ihrem Zynismus frönt. Definitiv gut genug, um sich die limitierte Version zu kaufen und als Bonustrack auch passend, aber im Vergleich zur düster - schweren "Der Letzte Mensch" / Hidden Track - Kombination ganz hinten auf dem Album nicht gut aufgehoben. Wenn ihr euch das so am Stück anhört geht das jedenfalls mal gar nicht.

Ansonsten habe ich aber große Probleme auch nur irgendetwas zu finden, worüber ich bei "Bereue Nichts" meckern kann. Einfach jeder Song trifft meinen Geschmack, das Album macht auch 8 Jahre später noch Spaß und endlich ist die ganze Nummer mal eine wirklich runde Sache inkl. musikalischen roten Faden, der das Album zusammenhält. Jedem, der mit Ewigheim noch nicht so sehr vertraut ist würde ich genau dieses Album als Einstieg in die Welt von Blut, Kot, Blumen und Sonnenschein empfehlen.

Punkte: 9.5 / 10


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