Ewigheim Auf Die Harte Kulttour (2002) - ein Review von DarkForrest

Ewigheim: Auf Die Harte Kulttour - Cover
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1 Review
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2 Ratings
5.75
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Gothic Metal


DarkForrest
18.01.2021 19:11

Letztes Jahr habe ich viel Ewigheim gehört, sehr viel - so viel, dass ich am Ende jeden Release Stück für Stück durchgegangen bin und dazu ein Review geschrieben habe. Dabei war mir zwar klar, dass ich eine Single immer ausgeklammert habe, aber ich kann mir halt nur anhören und reviewen, was ich auch habe. Und so bin ich nie dazu gekommen, mir mal "Auf Die Harte Kulttour" anzuhören.

Das Ding ist ein gutes halbes Jahr nach dem ersten Album "Mord Nicht Ohne Grund" erschienen - ich schätze mal im Rahmen der ersten Tour der Band, wenn man nach dem Namen der Single geht. Wirklich einen bleibenden Eindruck hat sie unter den Fans jedoch nicht hinterlassen und man sich ziemlich intensiv mit Ewigheim beschäftigen, ohne großartig mit einem Song daraus konfrontiert zu werden. In wirklich großer Auflage ist "Auf Die Harte Kulttour" auch nicht erschienen. Sie ist auf 999 Stück limitiert und ausschließlich in Vinylform erhältlich - 333 schwarze Vinyls, 333 weiße und 333 durchsichtige.

Nachdem ich jetzt mal zu einem der 333 schwarzen Vinyls gegriffen habe, ist das erste und offensichtlichste Hindernis, etwas darüber zu schreiben, aus dem Weg geräumt. Dafür tun sich sofort zwei neue auf. Zum einen ist "Auf Die Harte Kulttour" nicht gerade prall gefüllt mit Songs, über die es sich zu schreiben lohnt. Zwei neue Songs und ein Remix verteilt auf ca. 10 Minuten müssen hier ausreichen. Das ist an sich in Ordnung und mehr hätte ich von so einer Tour-Single auch nicht erwartet, aber klarerweise fällt dann natürlich jeder einzelne Song mehr in's Gewicht. Wenn ein Song aus dreien scheiße ist, dann haben wir hier ein größeres Problem, als wenn ein Song aus - sagen wir mal - 12 nichts taugt. Und hier haben wir Problem Nummer zwei: kein einziger der drei Songs kann wirklich was, wodurch "Auf Die Harte Kulttour" leider ganz schnell zum mit Abstand schwächsten Release von Ewigheim wird.

Gehen wir nochmal kurz zurück in das Jahr 2002: Ewigheim hatten also gerade "Mord Nicht Ohne Grund" draußen. Das Album war chaotisch und hatte neben einigen großartigen Momenten auch einige etwas komische Stellen. Den typischen Sound, den die Band bis heute zelebriert, sollte sie eh erst ab 2012 mit "Bereue Nichts" finden und gerade der Erstling war mir persönlich an einigen Stellen zu unfertig, weshalb ich nicht der allergrößte Fan von "Mord Nicht Ohne Grund" war. Im Vergleich zum Sound von "Auf Die Harte Kulttour" ist es jedoch ein Meisterwerk. Diese Single klingt dermaßen krude, dass man hier nicht annähernd das Gefühl hat, es mit halbwegs erfahrenen Musikern zu tun zu haben, die sich bereits in anderen Projekten austoben durften. Es ist noch nichtmal der schrammelige Sound, der alles wie ein sehr frühes Demotape klingen lässt, sondern eher die Art wie die einzelnen Songs zusammengepfuscht wurden.
Immerhin bleibt uns hier ähnlich wie auf "Mord Nicht Ohne Grund" eine gewisse Abwechslung erhalten - tatsächlich klingt hier kein Song wie der andere. Der Unwissende Hörer mag nach dem ersten Durchlauf sogar davon ausgehen, es hier mit drei verschiedenen Bands zu tun zu haben.

Den Anfang macht "Nur Meine Liebe Zählt". Wer die Bonus-CD zu "Heimwege" hat, der kennt vielleicht sogar noch den Remix ohne Vocals. Hier haben wir das Original, welches ebenfalls kein Stück nach Ewigheim klingt. Die Musik ist wie im Remix zu 100% elektronisch und setzt auf sehr stumpfe Beats, während wir statt dem üblichen cleanen Gesang, digital verzerrte Screams als Gesang haben. Da ich mit härterem Industrial durchaus was anfangen kann, bin ich dadurch vermutlich weniger abgeschreckt als jeder, der hier Gothic Metal erwartet hat. Mich stört eher die Umsetzung. Sie ist jetzt nicht komplett beschissen, aber letztlich so derart simpel und unspektakulär, dass mir auf Anhieb sehr viele Industrial- oder EBM-Projekte einfallen, deren früheste Werke ich mir jetzt lieber geben würde. Interessant ist vielleicht noch, dass ausnahmsweise mal Konstanz und nicht Yantit den Text geschrieben hat und da nirgendwo ein anderer Sänger vermerkt ist, dieses Geschrei wohl tatsächlich von Allen B. Konstanz zu stammen scheint. Alles in allem würde ich "Nur Meine Liebe Zählt" noch so einigermaßen als kuriosen, aber unspektakulären Song auf so einer Single durchgehen lassen. Leider wird es ab hier nicht unbedingt besser.

"Der Wert Des Lebens" ist vom Konzept her der klassischste der drei Songs auf "Auf Die Harte Kulttour" - Cleaner Gesang von Konstanz, ein musikalisches Grundgerüst, dass man schon irgendwie im Gothic Metal anordnen kann und ein typisch zynischer Text von Yantit. Die Umsetzung ist aber sehr… speziell. Das Keyboardgeklimper mit der schrammeligen Gitarre dazu klingt sehr einfallslos und nervt auch bei nur ca. 3 Minuten Länge erstaunlich schnell, der Song ist unglaublich repetitiv und ich habe direkt das Gefühl, dass er für "Mord Nicht Ohne Grund" geschrieben aber aufgrund mangelnder Qualität schnell gestrichen wurde, bevor man ihn in halbwegs angemessener Qualität aufnehmen konnte, nur um ihn dann für diese Single wieder auszugraben, aber das ist reine Spekulation von meiner Seite.

So richtig reudig wird's dann aber auf der B-Seite mit "Ewigheim [Feat. Blechbüchse]" - einem Remix des Songs "Ewigheim" vom ersten Album. Bietet sich eigentlich an, da "Ewigheim" der elektronischste Song auf "Mord Nicht Ohne Grund" war. Das hier klingt einfach nur wie das Original in schlechtester Qualität oder so als würde man es auf einem Supernintendo wiedergeben wollen. Die Vocals, die Blechbüchse (wer auch immer das ist) besteuert sind dabei nicht mal das schlimmste darsn, obwohl sie die Sache auch nicht unbedingt besser machen - der Name ist definitiv Programm. Die minimalistische Elektromucke, für die sich jede Synthpopband aus den 80'ern schämen würde, killt mich aber endgültig.

Nach etwa zehn Minuten ist der ganze Spuk dann allerdings vorbei und ich bin zumindest um eine Erfahrung reicher. Immerhin: geschadet hat diese Single der Band nicht und erst vor einem Jahr haben Ewigheim mit "Weltuntergang" gezeigt, wie man seine Fans mit einer nahezu perfekten EP verwöhnt. Dieses Machwerk hier zeigt, dass man damals noch nicht ganz so sicher war, wie dieses Nebenprojekt von Yantit und Konstanz überhaupt klingen sollte. Aber auch für damalige Verhältnisse scheitert "Auf Die Harte Kulttour" ziemlich kläglich. Selbst wenn ihr "Mord Nicht Ohne Grund" mögt und vielleicht sogar für eines der besseren Alben haltet, dürfte es sich nur bedingt lohnen, diese Single hier auszugraben. Etwas schade, meine Reviews zu Ewigheim mit dieser musikalischen Kartoffel hier abschließen zu müssen, aber vielleicht lassen die Thüringer ja mal wieder was von sich hören. Mittlerweile haben sie ja ein Niveau erreicht, bei dem man sich schlecht vorstellen kann, dass sie mal sowas aufgenommen und für gut genug befunden haben, es auf ihre Fans los zu lassen.

Punkte: 3 / 10


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