Auf "Where Legend Began" geht man noch einen großen Schritt weiter, hier hatte man sich fast vollständig von den Punkwurzeln entfernt, lediglich die rotzigen Vocals von Sänger Adie erinnern noch an die musikalische Herkunft der Band. Das Album ist insgesamt viel verspielter und ausgefeilter, "kauziger" ist man fast schon versucht zu sagen. Die Punkversion von MANILLA ROAD sozusagen.
Zu bemerken ist vor allem, dass viel Wert auf ausgeklügelte Gitarrenarrangements gelegt wird, was in energischen Riffs sowie ausladenden, langen Instrumentalparts zum Ausdruck kommt. Es scheint, als ist Gizz Butt, verantwortlich für den Metal-Einfluss im Sound der ENGLISH DOGS endgültig zum Leader der Band avanciert, seine Gitarrenarbeit steht auf dieser Scheibe ganz klar im Vordergrund. Gut zu hören ist dies im letzten Track "Epilogue", über 8 Minuten lang und komplett instrumental (!).
Weiterhin fällt auf, dass die Produktion sich deutlich von den Vorgängerscheiben unterscheidet: die Gitarren klingen nicht sonderlich prägnant, die Drums ballern nicht, der Bass ist viel weiter im Hintergrund als z.B. auf "Forward Into Battle". Das erschwert zunächst den Zugang zur Scheibe, jedoch kommt man nach einigen Durchgängen zu dem Schluss, dass dieser regelrecht furztrockene Sound bestens zum kauzigen Material der Scheibe passt. Das Album muss man sich erarbeiten, aber hat es erst gezündet entfaltet es sein volles Suchtpotential.
Das gleiche bezieht sich auch auf die Einzelsongs des Albums, da die Melodien meist nicht sofort zünden, sondern erst langsam ihre Widerhaken ausfahren. Da das ganze nicht so straight wie auf der Vorgänger-LP daherkommt muss man sich erst einmal an die neue Marschrichtung gewöhnen. Die Geduld wird aber belohnt, denn das gesamte Album besteht aus wunderbaren Songperlen obskuren Metals.
Der (verhältnismässig!) straighte Opener "The Eye Of Shamahn" (inkl. vorangestelltem Intro "Trauma") bretscht zunächst mal drauflos, bevor man mit "Enter The Domain" und "Premonition" (abgefahren geiler und mitreißender Solopart!) endgültig in der kauzigen Welt der ENGLISH DOGS gefangen wird. Ein Entrinnen ist unmöglich, aber das will man ja doch eigentlich auch nicht, denn auch Kaliber der Marke "Flashback" oder "A Tomb Of Traveller's Past" sind einfach viel zu außergewöhnlich und voller genialer Melodien und Ideen. Das schnelle, wieder mit grandiosen Melodien versehene "Middle Earth" läutet dann nur noch den Endspurt ein, bevor einem mit eingangs erwähntem "Epilogue" dann endgültig der Rest gegeben wird.
Wer Epic (Kauz) Metal liebt und mal eine etwas ungewöhnliche Variante dieses Stils hören möchte, dem sei dieses Album wärmstens empfohlen. Bitte auch keine Angst vor "Gerumpel" haben, denn dieses gibt es hier definitiv nicht!!! Wie schon erwähnt lassen lediglich die punkigen Vocals einen Verweis auf den Band-Backgrund zu.
Wer dagegen "One, two, three, four"-Punkgekloppe erwartet: Finger weg!
Klare 9 Zähler für diese Schwarte. Leider das letzte ENGLISH DOGS-Album der 80er.
Punkte: 9 / 10