Was hat sich im Jahr 2002 geändert? Herzlich wenig und doch eine ganze Menge. Zum einen klingt das Material noch eine Kante moderner, aber natürlich nicht 'Nu'. Außerdem sind die Kompositionen etwas kompakter gehalten und kommen so deutlich geradliniger daher. Und zu guter letzt hat man die Instrumente noch ein gutes Stück näher zusammengerückt, so dass die Songs intensiver durch die Boxen tönen. Dabei ist es Produzent, Bassist und Workaholic Joey Vera (Hauptberuflich ARMORED SAINT, ehrenamtlich FATES WARNING etc.) gelungen jedem Protagonisten genügend Spielraum zu lassen und trotzdem den Focus auf das Chamäleon am Micro zu legen. Denn neben netten Spielereien am Bass wie beim Titeltrack, den fetten Groove, den Pete Parada an seinen Drums in so ziemlich jeden Song einbaut und modernen, erstklassigen Riffs von Bernie Versailles wie bei "Suffocated", sind es vor allem die abwechslungsreichen Vocals von Ray Alder, die "Superholic" ihren Stempel aufdrücken. Der ist mal pendelnd zwischen aggressivverzerrt und hochmelodisch wie beim dynamischen Opener "Losing Ground", im nächsten Moment schmeichelt er sich in die Lauscher ein wie beim Ohrwurm "The Perfect Star" oder der akustischen Ballade "I A.M.", kurz darauf entlockt er seinen Stimmbändern einfach Zaubermelodien wie beim sehnsüchtigen "Home" und klingt dann wieder klagendeindringlich wie bei "Save Me". Superb!
Abgerundet wird "Superholic" von der schrägrockigen Coverversion des THE CURE-Klassikers "Fascination Street". Klasse.
Letztlich bleibt zu sagen, dass "Superholic" ein absolut ebenbürtiger Nachfolger des Debüts ist und ENGINE die modernere Schlagseite ganz hervorragend zu Gesicht steht. Mal abgesehen davon, dass dies einmal mehr der Beweis für die große Stimme von Herrn Alder ist. Zugreifen muss also jeder, der auf modernen Metal im allerbesten Sinne steht. Oder auf FATES WARNING.
Anspieltipps: Losing Ground, The Perfect Star, Superholic, Home, Save Me
http://www.powermetal.de/review/review-1484.html
Punkte: 9 / 10