Hektisches Schlagzeug, eigenwilliger Gesang o. Ä., und ganz besonders prägnant wirres Georgel, Gefiepe, und was Mr. Emerson halt aus seiner analogen Instrumentenfestung herauszuholen weis. Das mag im einzelnen häufig beeindrucken (den Propellerheads und Konsorten muss es in den 90ern beim samplen Freudentränen in die Augengetrieben haben...), aber der Musik insgesamt tut es nicht gut. Dagegen ist der exzentrische Rick Wakeman ja ein Waisenknabe, der regelrecht songdienlich arbeitet.
"Toccata" ist die fürchterliche Adaption einer (modernen) klassischen Komposition, danach kehrt mit "Still ... You Turn Me On" ein wenig Ruhe und Harmonie ein, schön, doch es geht arg unschön weiter mit "Karn Evil 9" in verschiedenen Impressoinen. Mal einigermaßen roh, mal so eine Art flotter Piano-Bar-Jazz, mal vermischen sich beinahe sakrale mit spacigen Klänge von Emerson (klar), in dieser Dichte empfinde ich das aber einfach den Hörgenuss viel mehr zerstörend denn bereichernd.
Ich hab das Ding in der Version www.musik-sammler.de/media/865701, und ich finde den Gesamtklang irgendwie blechern und dünn. Eine billige Pressung?
Ich sag's jetzt ganz simpel und despektierlich: Die Typen nerven (mich), das ist mir zuviel, ich will mir das auch nicht weiter versuchen schönzuhören oder zu erarbeiten. Großes Kunstwerk hin oder her. Da sind Strukturen, da stecken ne Menge famose Ideen drin, das ist mir schon klar.
Alles in allem könnte ich nach diesem Review durchaus etwas mehr als schändliche 3,5 Punkte vergeben, will ich aber nicht. Punkt. Sollen die Fans und ELP-Versteher jetzt wieder Höchstnoten zücken, dann renkt sich auch Notendurchschnitt wieder ein.
Der einzige Grund, warum dieser Prog Schrott noch in meiner Sammlung steht, ist das Artwork von H. R. Giger.
Ich muss jetzt Musik mit Seele hören, AC/DCs "Black Ice" vielleicht?
Punkte: 3.5 / 10