Der „Paukenschlag“ in Form vom 2009’er Album „Imperium“ verzichtet wieder ganz auf langsame, verträumte Balladen oder komplett cleanen Gesang von Dennis und klingt ähnlich brachial wie „Elysium“, was aber auch heißt, dass die Abwechslung aus hart und gefühlvoll der ersten beiden Eisheilig Werke hier ebenfalls wieder nicht geboten wird. Ein paar einzigartige Merkmale hat „Imperium“ auf jeden Fall auch. Zum einen ist Dennis dazu übergegangen die Texte größtenteils nicht mehr zu singen, sondern zu sprechen. Alles melodische des Albums kommt also größtenteils durch die Instrumente. Das klingt teilweise ziemlich gut, erzeugt eine schöne Gesamtatmosphäre und ist auf jeden Fall mal etwas neues, wirkt auf Dauer aber auch etwas monoton und ist anstrengender zu hören, als mir lieb ist, gerade wenn das ganze Album so klingt. Zum anderen fallen die durchweg antikapitalistischen Texte sofort in’s Auge. Während Gesellschaftskritik als Thema bei Eisheilig bisher immer mal wieder kurz angeschnitten wurde, geht es hier 12 Songs lang um nichts anderes. Das ganze übrigens aus einer stark politisch linken Sichtweise. Textzeilen wie „Von Staatsgewalt zu Anarchie, von Rockefeller zu Marx“ oder „Reichtum wird das Kreuz der Menschheit“ sind hier die absolute Regel. Ich persönliche störe mich jetzt an linken Texten zwar nicht unbedingt und ganz sicher nicht so sehr wie an rechtem Gedankengut, aber von Eisheilig erwarte ich eigentlich mehr als 43:58 Minuten politische Propaganda. Schon auf „Auf dem Weg in deine Welt“ ist mir negativ aufgefallen, dass sich quasi alle Texte um Liebe und Beziehung gedreht haben, jetzt geht es ausschließlich um Klassenkampf. Wer die mystisch-verträumten, oft auch etwas kryptischeren Texte der ersten 3 Alben erwartet, dürfte also wieder einmal enttäuscht werden.
Immerhin passen die Texte aber ganz gut zum neuen Stil der Band, diese in gesprochener Form darzubieten, wie der Opener direkt Beweist, als die Band dem „Imperium der Schande“ den Kampf erklärt. Schlagzeug, Bass und Gitarren machen einen tollen Job dabei, dem Song etwas Rhythmus zu geben und es ist schön Eisheilig endlich wieder in ihrem Element und nicht in gezähmter Form wie auf dem Vorgänger zu hören. Auch die Produktion, die die Band hier zum ersten mal selbst übernommen hat gefällt. Alles klingt schön druckvoll und markant.
Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die 2 recht harten Nummern „Lauft“ und „Die Stunde Null“. Ersterer legt ein ziemliches Tempo vor, ist im Refrain auch bei den Vocals recht melodisch und lädt auf diese Weise zum Headbangen ein. Damit ist er auch einer der etwas leichter zugänglichen Songs auf „Imperium“. „Die Stunde Null“ dagegen macht in den Strophen noch eine leicht bessere Figur, da die Gitarren da einfach besser ins Ohr gehen und gibt so das etwas bessere Gesamtwerk ab.
Sehr interessant fand ich auch „Erben der Erde“. Der Song hat zugegeben ein paar Durchläufe gebraucht, bis ich etwas damit anfangen konnte, aber mittlerweile mag ich ihn. Mit einen harten Gitarren, den üblichen monoton gesprochenen Strophen, den elektronische Einflüssen, den eingebauten Samples aber vor allem dem hymnenhaften Refrain, in dem Dennis tatsächlich singt ist „Erben der Erde“ der abwechslungsreichste Song auf dem Album und lädt zum Mitsummen ein. Am meisten hervorstechen dürfte dagegen „Tanz das Kapital“ (bescheuerter Titel, ich weiß). Definitiv der poppigste und tanzbarste Song, der bis auf den Text so auch auf alle anderen Alben gepasst hätte. Hier wird ziemlich viel experimentiert und alles mögliche eingebaut, was die Band glücklicherweise auf sehr hohem Niveau umsetzt, sodass der Song noch lange nach dem Hören ein Ohrwurm bleibt, den man gerne im Kopf hat.
Auch noch erwähnenswert sind die beiden ruhigen Songs „Das letzte Gericht“ und „Now we Leave“. Ersterer fällt vor allem durch seinen Chorgesang im Hintergrund auf. Er hat zwar durchaus seine Längen, aber auch seine Höhepunkte. Vor allem der Moment, wenn Dennis mit düsterer Stimme „Du bist nicht allein“ singt/spricht hat schon was. „Now we Leave“ sticht natürlich dadurch in’s Auge, dass es ein englisches Eisheilig-Lied ist, was bis auf den Hidden-Track auf „Eisheilig“ eine Neuheit ist. Wirklich viel abgewinnen kann ich dem Rausschmeißer aber nicht. Kein wirklich nerviger Song, aber auch keiner, der im Gedächtnis bleibt.
Bleiben noch „Zeitgeist“, „Blut der Wölfe“ und „Krieg dieses Planeten“. Alles Songs, die irgednwo ihre Momente haben, die mich aber nie langfristig begeistern konnten. „Zeitgeist“ dreht zwar im Refrain richtig auf, langweilt aber sonst. „Blut der Wölfe“ hat mitunter schön wuchtige Gitarren, ist mir sonst aber zu schwerfällig und „Krieg dieses Planeten“ ist für mich feinster Durchschnitt, den man sich immer im Hintergrund anhören kann, ohne dass es nervt, aber auch ohne dass etwas hängen bleibt.
Seit „Die Gärten des Herrn“ schließen Eisheilig sehr gerne mit instrumentalen Songs ab, welche ich teilweise sogar absolut großartig finde, so wie „Nordtal“ zum Beispiel. Da man „Now we Leave“ wohl als Abschluss schon passend genug fand, hat man sich entschieden, mit „New World Order“ Pt.1 und Pt.2 2 kurze Instrumentals zwischen die Songs einzubauen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das das mitunter etwas monotone Album eher auflockert oder ihm eher doch mehr das Tempo nimmt. Beide Songs klingen dabei so ähnlich, dass ich sie nicht wirklich unterscheiden kann. Von den Instrumenten ein bisschen wie „Nordtal“ mit traditionellem Frauengesang, was dem ganzen eine interessante Richtung gibt und Meeresrauschen im Hintergrund. Eigentlich wunderbar entspannend...wenn es nicht in 2 Teile gesplittet wäre, die zu kurz sind um sich wirklich auf die akustische Erfahrung einzulassen und sich obendrein auf einem Album befinden, dass sowohl inhaltlich als auch musikalisch null dazu passt. Schade eigentlich, denn unter den richtigen Bedingungen hätte da mehr draus werden können.
Insgesamt war ich aber ganz zufrieden mit „Imperium“, muss aber auch dazu sagen, dass es einige Zeit und ein paar Anläufe gebraucht hat, bis ich damit warm geworden bin und außer „Tanz das Kapital“ was bei mir hängen geblieben ist. Durch die immer gleichen Themen in den Lyrics und den etwas monotonen Stil mit den gesprochenen Vocals kann „Imperium“ schonmal ein recht trockener bis anstrengender Hörgenuss sein, vor allem wenn man sich das Album am Stück geben will. Ich lädt es eher dazu ein, mir 2-3 der besseren Songs mal einzeln anzuhören oder meine Eisheilig-Playlist aufzustocken. Gleichzeitig ist es aber auch sehr schön, die Band wieder in ihrem Element zu hören und selbst bei den etwas unspannenderen Songs, entschädigen die schweren Gitarren und die düsteren Vocals. Wirklich schlechte Momente oder nervige Songs wie auf „Auf dem Weg in deine Welt“ gibt es hier garkeine. Manche Songs wollten bei mir erst später so richtig zünden, andere garnicht. Aber zu jeder Zeit bleibt Imperium hörbar, was schonmal ein großer Fortschritt zum Vorgänger ist und schöne Momente gibt es einige, nur leider ein paar weniger und in etwas geringerer Intensität als auf den ersten 3 Alben. Ein bisschen Abwechslung, sowohl textlich als auch musikalisch hätte dem Album wohl wirklich gut getan. Trotzdem muss man der Band lassen, dass sie nach einem schlechten Album wieder einen Stil gefunden haben, der ihnen liegt, ohne dabei auf Nummer sicher zu gehen und sich zu wiederholen. Keine Ahnung, ob von Eisheilig, die jetzt schon 6 Jahre nichts mehr von sich haben hören lassen noch etwas kommt. Ein zweites Album in dem Stil würde ich mir nicht unbedingt wünschen, aber als „Momentaufnahme“ taugt es viel mehr als noch „Auf dem Weg in deine Welt“.
Punkte: 7.5 / 10