Eisheilig Auf Dem Weg In Deine Welt (2007) - ein Review von DarkForrest

Eisheilig: Auf Dem Weg In Deine Welt - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
4.80
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic: Gothic Rock


DarkForrest
18.10.2015 22:49

Wenn man sich die Diskographie von Eisheilig anschaut, dann sticht ein Album sofort auffällig hervor, nämlich „Auf dem Weg In Deine Welt“, das vierte der fünf Alben, welche die Band bis jetzt rausgebracht haben. Denn obwohl es immer mal wieder die eine oder andere musikalische Entwicklung bei der Gothic Metal Band gab und manche Alben eher Metal, andere eher Gothic waren, blieben diese doch eher überschaubar. „Auf Dem Weg In Deine Welt“ geht da in eine ganz andere Richtung.

Ich war damals durch viele negative Reviews vorgewarnt aber unbeeindruckt, denn gerade auf den ersten beiden Alben konnte ich auch gegen die Balladen nicht viel einwenden. Auch der recht plakative Goth-Kitsch, de manchmal recht deutlich zu Tage trat, ging für mich in Ordnung. Als dann im Herbst 2007 nur gut ein Jahr nach dem recht harten „Elysium“, „Auf dem Weg In Deine Welt“ auf den Markt geworfen wurde und ich zugegriffen habe, habe ich meine Meinung dann doch recht schnell geändert. So richtig war fast garnichts für mich dabei, nichts wollte zünden oder hängenbleiben und das Ganze Album klang in meinen Ohren einfach nur lahm. Als ich mir 1-2 Jahre später nochmal die zugehörige Single „Kein Land In Sicht“ organisierte und von dieser angenehm überrascht war, wagte ich einen zweiten Versuch, aber außer den beiden Songs der Single konnte ich dem Teil wieder nichts abgewinnen und seit dem blieb das Album ungehört. Jetzt, Jahre später bin ich noch einmal unvoreingenommen an das Album rangegangen und habe es erstmalig in Ruhe, aufmerksam und an einem Stück gehört und finde es zu meiner Überraschung nicht mehr total Scheiße, sondern nur noch ziemlich schlecht – Wahnsinn!

Was macht „Auf Dem Weg In Deine Welt“ für mich so langweilig? Cover und Booklet schonmal nicht. Das ganze Design finde ich sogar sehr gelungen, was ich von dem akustischen Material leider nicht sagen kann. Das Album klingt viel ruhiger als seine Vorgänger und zwar nicht so, als hätte man nach „Elysium“ auf das Level der Vorgänger zurückgerudert. Stattdessen wurde die düstere Stimme von Dennis Mikus (bis auf eine Ausnahme) komplett wegrationalisiert. Stattdessen baut er seine hohe und cleane Stimme aus, übertreibt es dabei aber so sehr, dass es stellenweise in grässliches Gejaule ausartet. Das Tempo wurde extrem gedrosselt und härtere Gitarren hört man entweder über ganze Songs garnicht mehr oder in so stark abgeschwächter Form, dass sie auch Fans seichter Rockmusik nicht überfordern und dabei haben gerade diese bei den Balladen damals immer einen tollen Kontrast gebildet (siehe z.B. „Mein Land“ auf „Die Gärten Des Herrn“). Was wir hier hören geht für mich kaum noch als Gothic Metal durch und ist eher mal im Rock und Pop –Bereich angesiedelt. Wie es so weit kommen konnte, weiß ich auch nicht, da außer dem Bassisten niemand ausgewechselt wurde und an dem soll es sicher nicht liegen. Das ganze klingt eher so als hätte man die ganze Band ausgetauscht.

Gehen wir das mal Song für Song durch: „Wir Leben“ hält sich sogar noch ganz gut. Anfangs war ich sogar angenehm überrascht und hatte doch noch Hoffnung für das Album. „Wir Leben“ ist relativ abwechslungsreich, hat eine super eingängige Melodie, verbreitet eine positive Stimmung und wartet bis zum Schluss mit immer wieder neuen Passagen auf, dass er sich während seiner 5 Minuten Spielzeit nicht abnutzt. Gerade als Intro macht er sich ganz gut. Nur Dennis‘ Gesang fällt hier bereits leicht unangenehm auf, ist hier aber noch auszuhalten. Nur der Refrain hätte deutlich mehr von einer kräftigeren Stimme profitiert.

„Dein Stern“ nervt dagegen direkt. Kitschig (das Wort wird hier wohl oft fallen) dümpelt er in den Strophen so vor sich hin bis im Refrain völlig unerwartet ein Gitarrenriff aufploppt, das null zu der Stimme von Dennis passt, die mir jetzt schon gehörig auf den Sack geht. Lustig finde ich auch, wie die Band den Song irgendwie mystisch bis orientalisch klingen lassen will, was einfach nur sehr aufgesetzt / prätentiös wirkt und bei „Märchenreich“ auf „Elysium“ besser funktioniert hat.

Der Titeltrack geht auch völlig spurlos an mir vorbei. Langweilige vier Minuten zu denen es nichts weiter zu sagen gibt, außer vielleicht, dass Dennis Gesang mittlerweile so schlimmes Gejaule abgibt, dass man denkt, der Mann habe starke Schmerzen und dass vor dem Refrain dem ganzen Song etwas irritierende Soundeffekte beigemischt wurden.

„Steh Auf!“ hat mich durch das Ausrufezeichen im Titel auf etwas mehr Tempo hoffen lassen und etwas mehr Tempo habe ich auch bekommen, natürlich im Rahmen der Möglichkeiten in denen sich die Band auf diesem Album bewegt. Gut ist „Steh Auf!“ leider nicht, alles wirkt recht unorganisiert und überladen. Auch nach 3 mal durchlaufen lassen, höre ich nichts Erinnerungswürdiges raus. Außerdem wirkt es so als ob ein anderer Sänger erfolglos versucht einen Song im Stil von „Elysuim“ zu performen. Sehr bizarr.

„Die Dunkelste Stunde“ ist dann wieder sehr ruhig und naja ... dunkel. Erstaunlicherweise scheint dieser Song wie gemacht für Eisheiligs neuen Stil. Am Ende klingt es garnicht mal so schlecht und endlich nach einem Song der halbwegs passt. Auf jedem anderen Album wäre er sogar eine sehr nette Abwechslung gewesen. Hier geht er allerdings ziemlich unter. Kein wirklich guter Song, aber ein halbwegs hörbarer.

Ganz schlimm finde ich dagegen „Ich Halte Dich“. An dem Ding stört mich echt alles. Der schmalzige und kitschige Text, der Gesang mit dem er vorgetragen wird, das Songwriting, keine Ahnung wo ich da anfangen soll. Richtig mies!

„Gold“ kommt ebenfalls sehr ruhig daher (ist ja nicht so, als hätten wir schon genug Balladen). Immerhin schafft die Musik eine recht gechillte Atmosphäre, aber der Gesang? Hilfe! Und was sollen diese harcore-Kitschtexte? Instrumental hätte aus dem Song vielleicht sogar etwas werden können.

„Kein Land In Sicht“ ist wahrscheinlich der poppigste und eingängigste Song auf dem Album, welcher zu recht auch eine Single spendiert bekommen hat, dnn was soll ich sagen: Er gefällt mir sehr gut. Er geht richtig schön in’s Ohr, alles wirkt durchdacht und jedes Element da wo es hingehört um im richtigen Moment zu zünden. SO hätte „Auf dem Weg In Deine Welt“ mit Eisheiligs Rock/Pop – Stil klingen müssen.

„Wird Alles Gut“ war ebenfalls auf der Single zu finden und hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ein sehr, sehr ruhiger Song, sogar für dieses Album. Auch für „Wird Alles Gut“ scheint Dennis‘ neue Stimme wie gemacht zu sein. Der Song klingt meloncholisch, traurig aber nicht banal, kitschig oder nervig. Wären alle Songs auf diesem Album so wie „Kein Land In Sicht“ oder „Wird Alles Gut“ wäre ich wesentlich gnädiger damit.

Nach dieser ruhigen Nummer wird man dann zum Schluss von den Gitarren auf „Geh Durchs Feuer“ hochgeschreckt. Meine Güte! Der Song klingt wie ein klassischer Eisheilig Song auf „Elysium“ oder später „Imperium“ inklusive harter Riffs und düsteren Vocals. Wirklich gut ist er leider nicht. Zu flach, zu monoton zu langatmig in den Strophen. Auf jedem anderen Album wäre er als Füllmaterial schnell vergessen gewesen, hier fällt er jedoch ziemlich stark auf. Er hört sich auch eher wie eine –Seite oder ein Bonustrack aus Zeiten von „Elysium“ an, nur dass er nie als solcher verwendet wurde. Ich kann da wirklich nur spekulieren, aber vielleicht ist „Geh Durchs Feuer“ ja einfach nur altes Material, dass verwurstet wurde, indem man es noch hinten an „Auf Dem Weg In Deine Welt“ drangeklatscht hat.

Aber nicht ganz hinten, denn es gibt tatsächlich noch einen Hidden Track. „Die Gärten Des Herrn“ und „Elysium“ wurden durch sehr schön verträumte Instrumentals ausgeleitet, die ich beide über alles geliebt habe. Auch dieser Song ist instrumental gehalten und geht in eine ähnliche Richtung wie „Nordtal“ nur etwas epischer vielleicht. Nicht ganz so gut wie die Outros der anderen beiden Alben aber auch nicht schlecht.

Wie bewerte ich jetzt aber das ganze Album? Schwierig... ein ganzes Album in derart seichtem Stil durchzuziehen ist für eine Band wie Eisheilig ein ziemlich ambitioniertes Unterfangen. Meinen Geschmack trifft das an sich nicht. Aber ich bin auch durchaus offen für neues und mag ja auch gerade „Kein Land In Sicht“ und „Wird Alles Gut“ und nicht „Steh Auf!“ oder „Geh Durchs Feuer“. Das Problem ist eher, dass die Band das was die Band vorhatte nicht gut genug umgesetzt wurde. Meistens wirkt es aufgesetzt, kitschig oder einfach nur langweilig und belanglos. Selbst im Gothic/Rock/Pop – Kitsch Bereich gibt es sicher besseres Material. Der eine oder andere Song hätte für sich alleine auf den härteren Alben als Abwechslung und Auflockerung vielleicht noch eine Daseinsberechtigung gehabt aber das Album in der Form ist dann doch eine ziemliche Herausforderung an meine Geduld. Nochmal werde ich es sicher nicht am Stück hören.

Mehr als 3.5 Punkte sind da bei allem Respekt für die Band nicht drin. Etwa die Hälfte des Albums ist richtig Scheiße. Nicht nur langweilig oder belanglos sondern so richtig nervig und peinlich, dass ich da konsequent Punkte abziehen muss. „Die Dunkelste Stunde“, „Geh Durchs Feuer“ oder der instrumentale Track gehen sicher irgendwie noch in Ordnung, reichen aber nicht wirklich aus um etwas rauszureißen. Lediglich „Wir Leben“, “Kein Land In Sicht“ und „Wird Alles Gut“ bewahren das Album davor eine komplette Katastrophe zu sein. Gerade im Vergleich zu den viel besseren anderen 4 Alben der Band fällt „Auf Dem Weg In Deine Welt“ sehr unangenehm auf und ist eigentlich nur etwas für Harcore Fans der Band und selbst denen würde ich eher zur Single „Kein Land In Sicht“ raten, die so gesehen nämlich sehr gut ist. Wer Eisheilig noch nicht kennt, sollte irgendwo anders anfangen, egal wo, denn jedes andere Album der Band würde ich empfehlen, nur nicht dieses hier.

Punkte: 3.5 / 10


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