Eisbrecher Rot Wie Die Liebe (2015) - ein Review von DarkForrest

Eisbrecher: Rot Wie Die Liebe - Cover
1
1 Review
3
3 Ratings
7.33
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
18.03.2022 16:34

Schon wenige Wochen nach ihrem Album "Schock" haben Eisbrecher noch eine kleine Single nachgeschoben. Vorher hatten wir "Zwischen Uns" als Promo und "1000 Narben" als vorab Single. Die spannende Frage dürfte gewesen sein, welcher Song auf "Schock" sich dafür am ehesten eignet. Das Album war jetzt zwar auch nicht gerade schlecht, aber es hat ein bisschen an Hits gefehlt. Während "Die Hölle Muss Warten" mit zwei, drei absolut großartigen Songs und daneben ziemlich viel Rotz an den Start ging, ist "Schock" zwar ein solides Album, macht aber zumindest in meinen Ohren größtenteils Dienst nach Vorschrift und ist voller guter Songs, von denen aber kaum einer sonderlich hervor sticht.

Am Ende ist es "Rot Wie Die Liebe" geworden. Vielleicht die einfachste und sicherste Lösung, da diese nette Ballade sich zumindest stilistisch etwas vom doch recht harten Album abhebt und sich tatsächlich auch relativ wenig gegen den Song sagen lässt. Ja, Eisbrecher schieben hier wirklich eine ruhige Kugel. Das Tempo ist langsam, Gitarrenriffs überzeugen durch komplette Abwesenheit und der Text trieft nur so vor Kitsch. Aber entgegen der gängigen Vermutung, dass ich Songs ja ausschließlich nach Härtegrad beurteile und alles ablehne, was mir nicht die Bude auseinander reißt, muss ich mich nach dem Genuß von "Rot Wie Die Liebe" nicht durch die Ohren übergeben.

Das liegt unter anderem auch daran, dass sich hier irgendwer auf jeden Fall ein paar Gedanken um das Songwriting gemacht hat. Alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt, die Melodie nimmt einen auch mit langsamer Geschwindigkeit gut mit und Alexx hier durchgehend tief gehaltene Vocals sind wie gemacht für die ganze Geschichte. Überhaupt wird das ganze hier sehr von seiner recht dunkel anmutenden Stimme getragen - ein wenig wie damals "Mein Blut", nur dass ich hier ähnliche Vibes bekomme wie damals bei "Herzdieb", wobei "Rot Wie Die Liebe" zumindest musikalisch noch dezenter daherkommt und konsequent der Versuchung widersteht, zu sehr in's rockige oder poppige abzugleiten.

Das heißt jetzt nicht, dass ich "Rot Wie Die Liebe" als Meisterwerk betrachte, aber es ist für mich eben doch nur mehr als ein Filler. Aber ist es auch ein guter Aufhänger für eine Single? So richtig sehe ich noch nicht, wie es sich für Remixes anbietet, aber ich bin ja offen und… wie war das? Oh… es befindet sich lediglich die Album-Version auf der Single. Kein Remix, kein Radio-Cut, kein Long-Cut, keine Live-Aufnahme und kein seltsamer Multimedia-Clip. Damit ist es auch fast wieder egal, welcher Song hier eigentlich für die Single gewählt wurde - vielleicht mal abgesehen davon, welche Vorlage man dann für ein Frontcover hat und womit man vielleicht das eigentliche Album noch weiter promoten will. Und da hat man denke ich mit "Rot Wie Die Liebe" nicht die schlechteste Wahl getroffen.

Spannend wäre jetzt nur noch, ob die B-Seite etwas taugt. Also es gibt doch hoffentlich eine B-Seite, oder? Ja die gibt es und die ist auch erst einmal vielversprechend. Ich hatte fast schon damit gerechnet, irgendeinen beliebigen Song von "Schock" dort zu finden. Hey, an diesem Punkt hätte es mich noch nicht mal überrascht, wenn sie zum dritten Mal "Zwischen Uns" draufgeklatscht hätten. Aber nein: wir bekommen hier mit "Ozean" einen ganz neuen und exklusiven Song. Na, wenn das mal nichts ist!

Die schlechte Nachricht dabei: "Ozean" ist wirklich nicht großartig. Das Grundrezept ist sehr Eisbrecher-typisch: eine Mischung aus Gitarren und Elektronik und ein möglichst epischer Refrain im Midtempo. Das ist okay, wenn auch etwas simpel. Das Problem ist, dass die einzelnen Elemente für sich gesehen schon wenig Eindruck machen. Die Melodie ist überhaupt nicht catchy. Die Gitarren wirken etwas verloren und den Vocals fehlt es ganz klar an Power. Dass dann auch noch alles recht ungeschickt zusammengesetzt wirkt und nichts so recht zusammenpassen will, macht die Sache nur noch schlimmer. Klingt insgesamt ein bisschen wie der durchschnittliche Filler auf "Die Hölle Muss Warten" und kann entsprechend nicht mit "Schock" mithalten. Immerhin: da "Rot Wie Die Liebe" meiner Meinung nach ein wirklich gut produzierter Song ist, wird dieser Eindruck durch "Ozean" quasi als Kontrast direkt noch weiter untermauert.

Klar: auch hier muss ich sagen, dass ich schon schlimmeres gehört habe als "Ozean". Und es ist ja auch nett, dass wir sogar mal einen exklusiven Song spendiert bekommen. Ist bei Eisbrecher ja auch eher die Ausnahme als die Regel. Trotzdem ist mein Verdacht, dass das Ding entweder noch ganz schnell zusammengebastelt und für die Single auf die Beine gestellt wurde oder wir es hier mit Restbeständen zu tun haben, die damals nicht so ganz auf "Die Hölle Muss Warten" gepasst haben.

Was sagt das nun über "Rot Wie Die Liebe" aus? Ein wenig ist das hier ja das Kontrastprogramm zur vorherigen Single. "1000 Narben" hatte insgesamt ganz nette Songs zu bieten, war als Konzept für eine Single aber eine ziemlich blöde Idee. "Rot Wie Die Liebe" hat vom Ansatz her schon deutlich mehr Hand und Fuß, kann mich inhaltlich aber nur bedingt überzeugen. "1000 Narben" hat das Album schon so gut repräsentiert, dass es gar keine eigenständigen Songs zu bieten hatte, "Rot Wie Die Liebe" ist insgesamt deutlich ruhiger als "Schock".

Von daher könnte die Single vielleicht sogar genau das richtige für alle Leute sein, die "Die Hölle Muss Warten" mochten, aber keine Lust haben, sich das härtere "Schock" zu holen. Hier bekommt ihr zwei vergleichsweise softe Songs in… naja unterschiedlicher Qualität. Ich für meinen Teil bin zufrieden aber nicht begeistert.

Punkte: 6 / 10


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