Eisbrecher Eiszeit (2010) - ein Review von DarkForrest

Eisbrecher: Eiszeit - Cover
1
1 Review
3
3 Ratings
7.50
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Rock: Industrial Rock


DarkForrest
03.03.2021 20:37

Anfang 2010 war es mal wieder so weit: Eisbrecher hatten ein neues Album in der Pipeline und natürlich stellte sich damit auch die Frage, mit was für einer Single es sich ankündigen sollte. Obwohl das besagte Album "Eiszeit" kommerziell ein ordentlicher Erfolg werden und die Band erstmalig in die Top 10 der deutschen Charts katapultieren sollte, gab es darauf gar nicht mal so hammerviele Hits im klassischen Sinne. Vielleicht ist das der Grund, warum es ähnlich wie vorher bei "Sünde" mal wieder nur eine einzige Single obendrauf gab.

Wenn man jetzt auf "Eiszeit" den einen Song sucht, der nicht nur einigermaßen gut klingt und Lust auf mehr macht, sondern wahrscheinlich auch bei möglichst vielen Fans gut ankommt und das Album einigermaßen repräsentiert, dann kommt man tatsächlich am ehesten auf… "Eiszeit". Auch wenn ich es immer etwas dämlich finde, der Single denselben Namen zu geben wie dem Album, verstehe ich zumindest, warum die Entscheidung hier naheliegend ist. Trotzdem ist sie nicht ganz unproblematisch. Aber bevor wir schauen, warum ich das finde, vorher noch ein kurzer Blick auf die Tracklist.

"Kurz" trifft es gut, denn die ist wirklich überschaubar. Mit dem Titeltrack vom neuen Album und einem Remix ist das Ding ziemlich schnell abgefrühstückt. "Eiszeit" ist hier wirklich nur in seiner ursprünglichen Version zu hören - also kein Radio-Cut, kein Remix, kein Long-Cut oder was man sonst noch damit anstellen kann. Der Remix wurde "Segne Deinen Schmerz" (ebenfalls vom "Eiszeit"-Album) gewidmet, welches damit de facto mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, als der eigentliche Titelsong. Trotzdem ist diese Grundlage erstmal gar nicht so schlecht durchdacht. Sowohl "Eiszeit" als auch "Segne Deinen Schmerz" sind vergleichsweise gute Songs des Albums, mit dem Remix wurden [SITD] betraut, die sich auf "Sünde" schonmal ganz positiv als Remixer für Eisbrecher-Songs hervorgetan haben und der Remix ist sogar exklusiv und ausschließlich auf "Eiszeit" (also der Single) drauf. Damit ist das Ding hier wenigstens im Gegensatz zu "Kann Denn Liebe Sünde Sein" nach Release des Albums nicht komplett obsolet geworden.

Nun kann man von "Eiszeit" (also dem Album) sicher eine andere Meinung haben als ich, aber wirklich hochwertige Songs waren mir dort doch etwas rar gesät. Das heißt aber nicht, dass nicht doch die eine oder andere ganz nette Nummer drauf war, die eine interessante Single abgegeben hätte. "Eiszeit" (also der Song) ist eher auf ganz klassische Art ein Eisbrecher-Hit und eignet sich perfekt als Titeltrack oder neues Konzertmaterial. Darüber hinaus finde ich aber, dass man nicht so wahnsinnig viel aus dem Song basteln kann. Auch hier wurde damit ja nicht viel mehr gemacht, als ihn ein weiteres Mal als Titel zu verwenden - hier eben für die Single. Das wirkt etwas faul, langweilig und tut der Single sicher auch nur bedingt gut.

Aber okay: der eigentliche Song ist dennoch wirklich ordentlich gemacht. Das Album hat zwar kein festes inhaltliches Konzert, aber laut Alexx sollen gesellschaftliche und zwischenmenschliche Kälte eine besondere Rolle spielen. Kaum ein Song spiegelt das so gut wieder wie "Eiszeit". Eine sehr eisige Atmosphäre wird die ganze Zeit über aufrecht erhalten und der etwas härtere Sprechgesang in den Strophen ergänzt sich perfekt mit dem melodischen Refrain. Außer vielleicht noch den bewusst repetitiven "Nein, das darfst du nicht!" - Lines hat der Song zwar gar nicht mal so viele Innovationen zu bieten, die man bei Eisbrecher jetzt noch nie gehört hat, aber er erfüllt seinen Zweck verdammt gut.

Auch "Segne Deinen Schmerz" ist einer der besseren Songs auf "Eiszeit", der aber eine ziemlich ähnliche, höchstens vielleicht beatlastigere Richtung, einschlägt. Dummerweise ist das aber auch ähnlich wie "Eiszeit" ein Song, der nicht nur gut so, wie er ist, sondern auch einer, bei dem ich wenig Remixpotenzial sehe. Und leider können da auch [SITD] keinen Remix draus zaubern, dem ich irgendwas abgewinnen kann. Auch hier wird leider mal wieder wirklich der sicherste und einfachste Weg gegangen und der sieht natürlich weder so aus, dass man da ein interessantes Elektro-Instrumental mit Elementen des Originals macht, noch dass man mit dem kränksten EBM-/Indriallärm einen totalen Brecher erschafft, der euch auf der Tanzfläche das Hirn rauspustet. Stattdessen hat man sich mal wieder einfach nur darauf geeinigt, den Song mit sehr generischen und poppigen elektrosounds zu untermalen und dann "Remix" dahinter zu schreiben. Dass Eisbrecher eh nicht gerade gewagte Remixes auf ihre Singles hauen ist schon klar, aber dieses Machwerk hier ist schon hart langweilig und weder eine gute Alternative zum Original, noch ein guter Grund, bei der Single zuzugreifen.

Damit bleibt die "Eiszeit"-Single doch etwas hinter den Erwartungen zurück. Als Konzept bleibt nicht mehr als die einfachste und risikoärmste Methode, im Vorfeld Hype auf das kommende Album zu generieren, wo vielleicht sogar gerade Eisbrechers 2010'er Werk ein paar Ansätze geboten hätte, den einen oder anderen etwas speziellen und ungewöhnlichen Songs in's Rampenlicht zu rücken. Davon abgesehen bleiben unterm Strich halt genau zwei Songs: ein ziemlich guter und ein ziemlich langweiliger. Damit ist die Single am Ende weder besonders gut, noch besonders furchtbar, aber auf jeden Fall auch nicht besonders spannend.

Punkte: 5 / 10


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