Eisbrecher Die Hölle Muss Warten (2012) - ein Review von Seth_Echoes

Eisbrecher: Hölle Muss Warten, Die - Cover
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2 Reviews
12
12 Ratings
7.54
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Industrial Metal



08.02.2012 21:15

[Auszug aus DER GUTE TON. - das interaktive Onlinemusikmagazin auf Twitter & Facebook]

In solchen Zeiten, wo Kommerz mehr denn je das Musikgeschäft beeinflusst und mitunter auch in Insiderkreisen hochgelobte Bands ganz plötzlich weniger den guten Ton treffen, dafür umso mehr die Kaufgelüste des seichten Musikkonsumenten, ja genau in solchen Zeiten ist der Wechsel zu einem Majorlabel immer etwas kritisch.

Vielen ist es musikalisch nicht unbedingt gut bekommen. Auch Eisbrecher geraten jetzt in das Visier, welches (Pseudo?)Kritiker auf neue Deals der „Big Four“ der Plattenbranche stets richten. Sehen wir’s weniger als Fadenkreuz, sondern viel mehr als Spotlight – Spotlight, das Alex(x) Wesselsky und Noel Pix seit jeher verdient haben, selbst zu gemeinsamen Megaherz-Zeiten bereits. Im coolen Gewand sind sie sowieso immer unterwegs – und das sogar wortwörtlich und in Doppeldeutung. Ganz so kühl scheinen sich die beiden aber auf Die Hölle muss warten aber nicht zu geben, so viel vor ab. Es menschelt gewaltig, was die Musik betrifft. „Kommerz!“ mag der erste Schreihals bereits in die dunklen Kämmerchen seiner Indie-Musiknische brüllen. Mal schauen, ob er das Echo verträgt, dass Eisbrecher hiermit zurückwerfen…

#1 – Tanz mit mir (3:19)
Zugegeben, ich habe die CD auch mit einem gutgemixten Cocktail aus Skepsis und Vorfreude in die heimische Anlage geschoben. Als jedoch das harte Riff einsetzte, und somit in die Kerbe schlug, die Verrückt bereits sauber in den Eisblock gemeißelt hat, überwog die Vorfreude dann. Umso mehr, wenn man dann Alex‘ Gesang wieder hört, der hier in den Strophen tief und rauchig bleibt. Von Kommerz keine Spur – auch wenn der Refrain dann schön ins Ohr geht, ohne an Härte zu verlieren. Klugscheißer würden sagen „Ha! Da ist der Beweis! Ausverkauf!“ – da frage ich mich, ob diejenigen die alten Eisbrecher-Scheiben jemals gehört haben. Die Chorusse… Chori… jedenfalls die tollen Mitsing-Parts, die eine aberwitzige Pluralform haben wie mir scheint, genau diese Parts waren doch schon auf dem Erstlingswerk Eisbrecher oftmals bewusst oder unbewusst als Ohrwürmer konzipiert worden. Egal ob der damalige Titeltrack, Schwarze Witwe, Willkommen im Nichts oder auch das hassgeliebte Fanatica - alle waren bereits beim Debüt radiotauglich produziert. Und es gefiel. Das hört bei der Scheibe auch nicht auf, mit Tanz mit mir auch nicht.

[...]

#4 – Verrückt (3:23)
Die erste Single-Auskopplung des Albums, die den Hype erstmals so richtig in’s Rollen gebracht hat. Das Ding macht Laune! Wie es hier im Refrain aus den Boxen drückt, ja so hätte ich mir die komplette Scheibe gewünscht (Stahlmann haben das besser hinbekommen…). Textlich vielleicht etwas banal, aber zumindest kann man hier von eisbrecherischer Konsequenz reden. Es braucht auch nicht immer poetische Höhenflüge in den Lyrics. Würde insgesamt auch nicht in den Track passen, denke ich. Nee, nee, der passt schon so wie er ist. Und das mehr als gut!

#5 – Herz aus Eis (3:57)
Der obligatorische „kalte“ Track. Seit 2004 gibt es auf jedem Album einen Song, der diese kalte Atmosphäre im Titel trägt. Sei es der 2004’er Polarstern (oder natürlich der Titeltrack), das 2006’er Eiskalt erwischt oder das 2010’er Eiszeit - immer wurde es kalt. Na gut, der Kenner weiß, dass ich die Sünde-Platte ausgelassen habe. Die war aber auch nicht gerade das Gelbe vom Ei(s). Ähnlich wie der Song hier, weshalb ich so viel rundherum erzähle. Eine Dubstep-Basslinie, wenn man so will, zieht einen im Hintergrund durch die fast vier Minuten. Alles irgendwie schon mal gehört – ich bin empört. Schlechter Reim, wa‘? Dann schaut euch mal die Lyrics hierzu an. Da reimt sich zwar nicht viel, schütteln tut’s einen aber trotzdem. Hey, das Kälte-Thema perfekt umgesetzt!

#6 - Prototyp (3:23)
Geil, einfach geil! Alex singt wieder – und das richtig schön. So wie er hier auf die ultimative, selbstzusammengebaute Frau abgeht, so sehr erfreu ich mich auch an den ruckartigen Übergang von Strophe zu Refrain. Mehr davon, sehr viel mehr! Ich hoffe zutiefst, dass der Track auf die Setlist für die Tour kommt. Ein weiteres Highlight des Albums.

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#9 – In meinem Raum (3:13)
„In meiner Brust schlägt ein zweites Herz…“ – ach wie wahr, mein Freund, wie wahr. So geht’s mir auch, wenn ich diese Platte höre. Apropos Herz – dafür ist das Liedchen hier auch gedacht. Ein wenig Gefühl, wieder mit cleanem Gesang und einem, was mich sehr überrascht hat nach den Strophen, intensiven Refrain. Steigern wir uns noch einmal zum Ende des Albums?


[...]
Ich würde zu keiner Zeit sagen, dass sich Eisbrecher mit dem Deal ausverkauft haben. Keinesfalls. Sie sind genauso kommerziell wie früher auch – mal mehr, mal weniger. Eisbrecher hat seit jeher eine radiotaugliche Spielart der Neuen Deutschen Härte propagiert. Und das ist nicht mal als Kritik gedacht, denn es wusste mehr als vielen zu gefallen. Auch solchen, die der Geldmaschinerie in der Musik noch nie etwas abgewinnen konnten.
Was macht dieses Album dann aber so „schlecht“, wenn man die Einzelbewertung liest? Ganz einfach: Es ist alles furchtbar ähnlich. Du hast hier ein paar Highlights, nennen wir sie einfach mal Verrückt, Prototyp und Augen unter Null, vielleicht auch In meinem Raum. Das sind 4 von 13. Die restlichen 9 sind quasi ein Lied. Ich könnte jetzt nach mehrmaligem hören nicht sagen, ob dieses oder jenes Gitarrenriff nun Atem, Rette mich oder Keine Liebe zuzuordnen wäre, Geschweige denn ob es überhaupt ein Riff in den Tracks gab.
Dass Alex jetzt ein wenig mehr singt (und sich der Sound ein wenig Oomph! annähert) will ich da insgesamt nicht mal kritisieren. Denke jedoch, dass das Sony Music insgesamt auch nicht gerade ungelegen kommt. Unter’m Strich kann man also ein konsequentes, wenn auch mittelmäßiges Eisbrecher-Album in’s Regal stellen, dass dem Hype nicht gerecht wird, sich aber nicht gänzlich ausverkauft. Eisbrecher-Freunde werden ihren Spaß damit haben und Erfolg auf größeren Bühnen attestiere ich den Jungs hiermit auch. Noel? Alex? Ihr habt es euch trotz einer harten Kritik von mir redlich verdient nach den vergangenen Alben und das sage ich trotz des folgenden Gesamtfazits:

Die Hölle muss warten von Eisbrecher trifft 7 von 10 guten Tönen.

Die volle Rezension findet ihr wie gewohnt unter http://vio.twoday.net - bereitgestellt vom guten Ton, dem interaktiven Musikmagazin.

Seth "Vio" Echoes

Punkte: 7 / 10


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