Vielleicht ist das lange Warten eben genau dem Erstlingswerk geschuldet, denn dessen Fußstapfen sind doch ziemlich gewaltig. Und so ist es auch ganz gut, dass die Band um Soundtüftler Mario Schumacher und Lyriker (und Psychologieprofessor!) Frank M. Spinath sich Zeit genommen haben. Doch verlernt haben sie beide nichts.
Es ist schon echt erstaunlich: "Anything That Gets You Through the Night" klingt frisch und unverbraucht und weist dennoch so einige Parallelen zum Vorgänger auf. Wieder geht die musikalische Reise dem Hörer sofort, aber wirklich sofort ins Ohr. Sounds und Sphären, Vocals und Lyrics erzeugen das bekannte Feeling zwischen Klangfaszination, Nachdenklichkeit, 'sich-treiben-lassen' und Melancholie. Und das hat diesmal vor allem sehr viel damit zu tun, dass der Titel das Albums Programm ist. In jedem Track verbirgt sich eine andere tiefgründige Botschaft aus Erwartungen, Hoffnungen, Möglichkeiten, Rettungen bis hin zu Enttäuschung und dem Erwachen. Ja, vom ersten bis zum letzten Track hängt alles zusammen und jenes Konzept lässt den Hörer tatsächlich in eine Traumwelt eintauchen. Eine Traumwelt voller neuer Erlebnisse und ohne lästige Wiederholungen. Jene wünscht man sich erst am Ende, wenn man sagen möchte: was? Schon vorbei? - Einfach Repeat einschalten und noch ein paar Runden drehen lassen, es wird nicht langweilig.
Was soll man nun noch groß an Worten verlieren, wenn einem etwas mehr als 50 Minuten lang der Mund offen stehen bleibt? Die Erwartungen waren echt verdammt hoch und es spricht schon für sich, wenn diese dann (beinahe über-)erfüllt werden. Edge Of Dawn liefern hier ein Referenzwerk ab, an dem sich noch so einige andere Bands orientieren können und auch werden. Es ist fast noch perfekter als der Vorgänger, mindestens aber genauso hypnotisch. Ganz ganz großes (elektronisches) Kino! Nur das Cover ist wirklich mies ;-p
Punkte: 10 / 10