Ich gehöre zu jenen Personen, denen "Eden weint im Grab" zwar sehr wohl etwas sagt, aber mehr nun auch nicht. Nach der kürzlich veröffentlichten Rezension zu Alexander Paul Blakes Soloalbum "Die Rückkehr ins goldene Zeitalter" war ich jedoch sehr gespannt, was mich da erwartet! Der erste Eindruck verrät, dass hier sehr poetischer, morbider Dark Metal geboten wird, der in seiner Grundstruktur jedoch relativ einfach gehalten ist. Wer komplexe Songstrukturen sucht, wird mit dieser Veröffentlichung wohl kaum große Freude haben, da hier – wie es auch der erste Anschein vermuten hat lassen – der rein lyrische Part im Vordergrund steht und dieser einfach auch seinen Raum benötigt. Würde man diese Komponente nun auch noch klanglich "kompliziert" ummanteln, wäre das Chaos wohl perfekt und das Thema verfehlt, aber bei "Geysterstunde I" greift das Konzept absolut.
Sound- und spieltechnisch finde ich an dem Werk nichts auszusetzen, wobei ich in diesem Fall ohnehin gerne auf eine Bewertung dieser Punkte verzichtet hätte, da sich mir das Album als wohltönendes, poetisches "Bilderbuch" präsentiert, das schlicht eine Geschichte zu erzählen und es nicht nötig hat, sich durch technische oder kompositorische Extravaganz zu beweisen. Lausche ich nun zum Beispiel den Klängen von "Moritat des Leierkastenmanns" und schließe dabei die Augen, sehe ich einen verkommenen, alten Rummelplatz bei Nacht, bei dessen Anblick einem ein Schauder über den Rücken läuft. Als ebenso stimmiges Stück bezeichne ich "Tango Mortis", das mir in gleicher Weise und von Beginn an zu gefallen wusste. Man kann also sagen, dass "Eden weint im Grab" hier eine absolut stimmige Platte abgelifert haben, die durch die grandiosen Texte und nahezu perfekte Umsetzung zum Leben erweckt werden.
Schwer beeindruckt haben mich aber auch "Der Galgenvogel" und "Taphephobie", die keine Lieder im klassischen Sinne darstellen, sondern klanglich untermalte Gedichte, die – ganz im gewohnten, morbiden Stil der Gruppe – von Alexander Paul Blake in seiner düsteren, schauderhaften Stimme vorgetragen werden. Generell sei gesagt, dass das Werk auch hauptsächlich von diesem stimmlichen Können lebt, da es im Großen und Ganzen aus kompositorischer Sicht eben sehr simpel gehalten ist.
Wie man es letzten Endes dreht und wendet, der Name ist Programm, da das Album absolut nach dem klingt, was die Titulierung verspricht: Ein poetisches Spektakel zu Mitternacht. Trotz meiner grundsätzlich anderweitigen musikalischen Ausrichtung, konnte mich das Album selbst nach mehrmaligem Hören nicht langweilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass eingefleischten "Eden weint im Grab"-Fans deren aktuelle Veröffentlichung gefallen wird, aber auch allen anderen offenen Musikliebhabern lege ich dieses Album nahe und wünsche ihnen den selben Effekt, den ich hier erfahren durfte.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 8 / 10