Dystopia Human = Garbage (1994) - ein Review von Janeck

Dystopia: Human = Garbage - Cover
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8.00
∅-Bew.
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Hardcore: Crustcore, Sludge


Janeck
21.12.2015 10:45

Intensive Musik gibt es genügend, hässlicher und schmerzhafter intensiver Verstands-Terror hingegen ist eine musikalische Seltenheit.
DYSTOPIA spielen ganz weit unten im menschlichen Abschaum mit, wenn es um lustvolle Schmerzen und zugefügtes Leid geht. Diese Zusammenstellung aus einer EP und zwei Split-Veröffentlichungen aus den Jahren 1992 und 1994 gehört zu den wirkungsvollsten Folterinstrumenten aus meinem Hobbykeller. Nebenbei bemerkt, geht der Preis für den wohl besten Titel eines Musikalbums an DYSTOPIA.
Auf "Human = Garbage" gibt es keine Gnade, keinen einzigen hübschen Ton, keine noch so kleine Melodie oder "menschlichen" Gesang. Leidensharmonien aus den tiefsten menschlichen Abgründen, einmalig asozial eingespielt und von jedem Musiker verkörpert und gelebt, dabei hässlich und abstoßend wie es nur geht. Ohne doppelten Boden und nichts zum festklammern. Freier Fall. Ein ekelhaftes und stinkendes Gebräu aus kaum verdauter saurer Kotze aus der Nase, Sludge, heißem Eitergrog, Punk, undefinierbaren Rentner-Sekret-Ausscheidungen, Crust, tiefdunklem und extrem bitterem Ohrenschmalz und leicht unterschwelligem Grindcore mit fauligem Verwesungsduft.
Im schleppenden Tempo wüten und hacken sich DYSTOPIA durch die grausamen Songs, die oft mit hochfantastischen Samples daherkommen und von verstörendem Kreischen, barbarischem Brüllen und bestialischen Selbstverstümmelungsschreien der verschiedenen Bandmitglieder zu endgültigen und brauchbaren Foltermethoden empor steigen.
'Stress Builds Character' pisst blutigen Urin auf alle BETHLEHEM-Veröffentlichungen. Dieser extrem rohe Songanfang mit diesem Bass voller Tristesse, diese todesnahe und hauchdünne Gitarre aus dem Totenreich und dann der einsetzende Todeskampf, welcher immer bedrohlicher und lauter wird und die Pulsader anschwellen lässt:
"I am so tired.
Sometimes I feel so tired.
I can't eat, I can't sleep.
So tired.
The pressure builds and builds.
Seems like theres no release.
The things I see go unnoticed by some.
Fills my eyes and heart.
Anger and guilt and frustration.
And depression makes waking up every day harder and harder.
Where's my fitness to the world with my chance to survive.
I got to get money so I can have a home.
So I can breathe, eat and live in this society.
I don't even like money,
And I got to work everyday just to feed myself.
God it makes me sick.
I just wanna curl up into a hole and die in this.
This isn't worth it.
I need a raise man!
I can't survive on this faith anymore.
I can't live on this.
I'm hungry.
And I've had service,
And I can't eat daddy.
God I am the creator of hell.
And I have seen all hell,
And I have seen no arms, no limbs no brains.
You don't care, you don't love me!
I only love myself.
No one will love me like I love thee."
Wie ich damals geschwitzt habe, als ich den Song zum ersten mal gehört habe. Ich glaube, dieses Stück gehört zu den intensivsten Songs, die ich kenne. Depression auf höchster Perfektion eingefangen, pure Selbstzerstörung und musikalischer Suizid. Der zweite Teil des Songs ist dann konzentrierte seelische Grausamkeit. Es wird geschrien, Blut und Magensäure bis zum Zusammenbruch ausgespuckt, geschrotet und gewalzt bis die Gedärme zerquetscht sind und dabei alles vergewaltigt und gnadenlos geschändet wird, was Ohren hat.
Mit 'Hands That Mold' gibt's dann feiste Snare-Action in einem schweinischen geilen Sound. Wie wunderbar schwer dieser Sound ist und dann wieder diese total abgefuckten Schreie und Textzeilen wie: "Industry fucks nature like some kind of whore". Jeder Song besitzt dieses Unbehagen, diese kranke Atmosphäre und abgrundtiefe Selbstzerstörungswünsche. Das Ding ist scharf und gefährlich, beinhaltet extrem verstörende Texte und ist in seiner Intensität wahrlich einzigartig und eigenartig. Ich höre das Ding eigentlich relativ selten, da es einem wirklich den Tag versauen kann, aber oberflächlich betrachtet, und das mache ich jetzt einfach mal, ist "Human = Garbage" wirklich abschreckender menschlicher Abfall in Ton gepresst. Doch, ja, ich liebe dieses Werk und die Texte ganz hart!

Punkte: 8 / 10


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