Bereits mit dem Opener "Eigenwach" wird einen die tief-emotionale und vielseitige Stimme "Evigas" präsentiert, wie sie in Verbindung mit der instrumentalen Seite des Albums nicht passender sein könnte. Zwar haben "Dornenreich" bereits sehr viele geniale Stücke auf Ihrem Konto, wie zum Beispiel die Dauerbrenner "Reime faucht der Märchensarg" oder "Flammenmensch", aber mit "Her von welken Nächten" haben sie in meinen Augen die perfekte Mischung aus Black Metal und den typischen "Dornenreich"-Klängen, wie wir sie von heute kennen, niedergelegt. Tragische, traurige Melodien paaren sich mit den schweren, drückenden Teilen des Albums und ufern immer wieder in teils aggressive, teils melancholische Passagen aus.
Besonders gelungen ist hier das Gleichgewicht zwischen diesen jeweiligen Teilen. Wenn man sich denn darauf einlässt, können sich die Umbrüche innerhalb der Stücke wie eine emotionale Achterbahn anfühlen. Ebenso perfekt in das Gesamtwerk eingebunden sind die Klargesänge, die auf diesem Album besonders passend verteilt beziehungsweise verwendet wurden.
Auf dem Werk sind Klassiker wie "Ich bin aus mir", "Wer hat Angst vor Einsamkeit", "Grell und dunkel strömt das Leben", "Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz" und "Trauerbrandung" vertreten, die allesamt zeitlose Musikstücke sind, die mich persönlich bislang noch nicht langweilen konnten. Die Einzigartigkeit hinter diesen Liedern ist es, die beim Hören das schafft, was sehr viele Musiker leider erfolglos versuchen zu zelebrieren: Verzaubern, fesseln, berühren. Das ist es, was die vorliegenden neun Tracks nur allzu perfekt können und dieses Album so bewundernswert machen.
Mehr gibt es meiner Ansicht nach über diese durch und durch gelungene Scheibe nicht zu sagen. Der Klang ist roh wie kräftig, die Stimme schwer wie zärtlich, die Melodien fesselnd wie befreiend, und das alles in einer mehr als ausgewogenen Mischung. Jeder, der sich als "Dornenreich"-Fan bezeichnet, sollte das Album zumindest gehört haben. Wem "Her von welken Nächten" aber nicht gefällt, sollte sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob er in diesem Genre richtig aufgehoben ist...
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 10 / 10