Die beiden Vorabsingles "Interdimensional Summit" und "Council of Wolves and Snakes" haben dies direkt bewiesen. Schnell wurden Rufe laut, ob Nightwish schon wieder Sänger gewechselt haben. Nun, der Vorwurf zu nahe am orchestralen Symphonic Metal und zu weit weg vom klassischen Black Metal zu sein ist nicht unbegründet. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die beiden Singles nicht unbedingt repräsentativ für das Album waren. Lediglich, dass die Orchestrierung und der Einsatz von Chören im Vergleich zu den letzten Alben nochmals gesteigert wurde lässt sich anhand der Singles beweisen.
Wie klingt "Eonian" nun aber in Gänze? Was direkt beim ersten Durchlauf auffällt, ist dass sich Shagrath stark zurückgenommen hat. Wo er früher mit seiner markanten Stimme dominiert hat, gibt er nun sehr viel Raum für die Chöre frei, die diesmal nicht nur zur atmosphärischen Untermalung dienen, sondern tatsächlich weite Strecken der Lyrics vermitteln. Ebenso wurde noch mehr Platz für das Orchester geschaffen, auch hier wird mehr wert auf Songstruktur gelegt als nur die atmosphärische Untermalung.
Gleichzeitig gibt es aber, verglichen mit dem Vorgängerwerk "Abrahadabra" wieder vermehrt tiefschwarze Knüppelparts und an neue Satyricon erinnernde Black'N'Roll Parts. Das ist erstmal sehr gut, leider werden diese Passagen oft zu schnell wieder abgebrochen und durch epische Orchestrierung ersetzt. Und hier liegt die Schwäche, das Spiel mit der Dynamik wurde für meinen Geschmack übertrieben. Bevor sich die Metalfraktion an ihren Instrumenten mal richtig austoben darf werden sie wieder für die Symphoniker gebremst. So bekommt man ein Album, das sich an den meisten Stellen auch für einen Filmsoundtrack eignen würde, aber die Nackenmuskulatur der Headbanger bleibt untrainiert.
Der Opener "The Unveiling" lässt sich als Querschnitt für das Album heranziehen. Die düstere Atmosphäre, die schwarzen Black Metal Riffs und die epische Orchestrierung kommen hier super zur Geltung. Aber auch die Dynamikschwankungen, die kaum dass der Song Fahrt aufnimmt auch wieder bremsen.
Das liest sich nun vielleicht negativer als es gemeint ist, denn das Songwriting ist technisch sehr gut, aber für meinen Geschmack liegt eben zu wenig Fokus auf den harten Metalparts. Diese Entwicklung war aber abzusehen, wenn man die letzten Alben verfolgt hat. Insgesamt bekommt man also, was man von Dimmu Borgir 2018 erwartet. An ihre größten Werke (in meinem Fall "Death Cult Armageddon" oder auch "Enthrone Darkness Triumphant") können sie leider nicht anknüpfen, aber sie liefern auch keine Gurke ab.
Für das nächste Album würde ich mir mehr Geknüppel wünschen, dann läuft das wieder.
Sehr schön ist wieder das Artwork, welches besonders auf der Vinylversion zur Geltung kommt. Schlicht und düster gehalten, mit allen Texten im Booklet lässt es keine Wünsche offen.
Punkte: 6.5 / 10