Und tatsächlich überraschte mich die Band enorm, verarbeitet sie doch etliche Bausteine, die mir generell so gar nicht zusagen (die Growls nicht griffig genug, Tastengedudel und vereinzelt Cleanvocals sanft wie Zuckerwatte). Aber dann der Knaller! So, wie DEMENTIA diese Bausteine zusammensetzen, funktioniert "Dreaming In Monochrome" vorzüglich. Schon als DEMENTIA im Opener 'Darkness Rising' das erste Mal aus dem ersten Raster ausbrachen, fand ich den Track spannend. Eine Mischung aus Death Metal, der Sperrigkeit durch die progressiven Elemente und dazu die schleppende, doomige Erhabenheit ... Das hat schon was. Noch deutlicher wird dies beim folgenden 'Ghosts', welches sich nicht nur durch etliche Facetten der Musiklandschaft walzt, sondern zugleich auch noch kompositorisch eine regelrechte Ohrenweide darstellt. Und dies alles, ohne die von mir eigentlich nicht gemochten Elemente unter den Teppich zu kehren. Ganz im Gegenteil!
'Abyssal Fall' ist dann die bisher schnellste Nummer, die mit ihren "gerade mal" sechs Minuten auch jener Track ist, der am direktesten auf den Punkt kommt. Doch selbst hier bleibt man alles andere als eintönig auf seiner Schiene verhaftet. So taucht hier mal eine herrlich melodische Lead-Passage auf, um dort in ein frickeliges Solo zu münden. Der Klargesang zieht scheinbar unscheinbar an einem vorbei, doch am Ende war es genau das, was den Song so stark gemacht hatte. 'Monologue' hievt DEMENTIA in Sphären, welche die Band aus Baden-Württemberg den Stempel "die ORDEN OGAN des Death Metal" verleihen könnten, würde da nicht so viel DARK TRAQUILLITY und MY DYING BRIDE durchschimmern. Die knapp zwei Minuten Stille am Ende des Songs nerven allerdings ungemein.
Dass dies jedoch alles wie ein kurzes Vorspiel für den eigentlichen Hauptakt sein sollte, liegt quasi auf der Hand, denn DEMENTIA haben sich sicher etwas dabei gedacht, den Titelsong als finalen Track aufzusparen. Erst nach dem Genuss eben diesem kann man "Dreaming In Monochrome" versuchen, in seiner Gänze wirklich zu erfassen und die paar Tage, in denen ich diesem Album lauschen konnte, werden diesem Epos eigentlich nicht wirklich gerecht. Der Projektor beginnt zu rattern, die Streicher setzen ein und dann wird der Hörer in die tiefschürfenden Klangwelten der Truppe hineingezogen und trotz der Länge vergeht die Zeit wie im Fluge. Wie kann man so etwas in Worte fassen? Das geht eigentlich kaum, aber ich will es dennoch mal versuchen: Stellt euch vor, da kocht jemand mit Zutaten, die ihr eigentlich nicht mögt und am Ende schmeckt euch das Ergebnis überraschenderweise dermaßen gut, dass ihr euch sogar einen Nachschlag holen wollt!
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Punkte: 8 / 10