Defeated Sanity Chapters Of Repugnance (2010) - ein Review von Azmodes

Defeated Sanity: Chapters Of Repugnance - Cover
1
1 Review
3
3 Ratings
9.17
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


Azmodes
20.06.2010 12:19

Ah, DEFEATED SANITY. Eine Referenzband für jeden, der mal wieder all den Kreisen und Rechtecken im Flatland einen Besuch abstatten möchte. Nach ihrem zweiten vollwertigen Album "Psalms Of The Moribund" haben sich die Bayern mühelos als eine ernstzunehmende Größe im Bereich ultrabrutalen technischen Death Metals etabliert. Dies nicht ungerechtfertigt, denn so war dieses Album doch eine vorbildliche Demonstration wie man Technik, Hörtauglichkeit und extreme Brutalität in den Mixer wirft ohne lächerlich oder gezwungen zu wirken. Viele polarisierte das Machwerk aber auch. Den einen waren beispielsweise die Growls zu lächerlich tief, gleichförmig und in ihrer Drone-haftigkeit kaum mehr auszumachen, den anderen passten sie wiederum wie Gesäß auf Kübel genau richtig zum Sauropoden-Charakter der Band.

"Chapters Of Repugnance" heißt nun das neueste Werk des Dachsbacher Dinosauriers und bietet an sich keine großartigen Innovationen gegenüber "Psalms Of The Moribund", was man natürlich sowohl positiv, gleichgültig als auch negativ sehen kann. Lediglich A.J. Magana growlt in meinen Ohren im Schnitt weniger tief und ist rein klanglich zwar besser wahrnehmbar als von vor drei Jahren, verliert dadurch aber auch etwas an Gewicht.

Den Anfang macht das überaus clever und subtil betitelte 'Introitus'. Der instrumentale Opener schleicht sich ganz unauffällig mit Fade-in Gefrickel und Schlagzeug-Gerumpel in Richtung Trommelfell um gegen Ende hin mit einem typischen Monsterbreakdown die Präsenz des Albums kundzutun. So weit, so gut.

Das nachfolgende 'Consumed By Repugnance' zelebriert dann genau das, was schon auf "Psalms Of The Moribund" Programm war. Jeder Fan dieser Scheibe wird bei den zermalmenden "lower-than-thou"-Gitarren, den typischen schnellen Tempowechsel und einem im tiefsten Kellergeschoss beheimateten Knurrhals freudig aufjauchzen, beziehungsweise grunzen. Vokalistisch gibt es wieder nur wenig Differenzierbarkeit. Der Werwarzenschweintenor kuschelt sich eher kameradschaftlich zu den walzenden Gitarren dazu, unternimmt allerdings auch manchmal eigene beängstigend animale Ausflüge und rhythmisch eigenständige Kurzodyseen ('Calculated Barbarity'). Das ist in der Regel auch bei Genrekollegen wie DISGORGE (bei denen Growler A.J. Magana auch früher geröchelt hat) oder DEVOURMENT nicht sonderlich anders und untermalt für mich persönlich den Mammutcharakter der Musik angemessen. Den Sänger hin und wieder (öfters/oft/immer) schamlos als Mittel zum hirnplättenden Zweck zu missbrauchen ist nun ja beim heftigeren Death Metal nichts Neues und soll hier nicht als Kritikpunkt gelten.

Zwischen dem auralen Mühlstein trifft man immer wieder mal technische Intermezzos, wo auch das Schlagzeug vordergründig und polyrhythmisch protzen darf. Wird die Band dann mal besonders langsam, fährt der brachiale Double-Bass hoch und reduziert uns zusammen mit den stumpf-schönen gedämpften Riffs zu einem glückseligen Haufen Urschleim. In dieser Hinsicht bleibt die gut dosierte Dualität von jazziger Instrumentierung und geradlinigem Gekloppe erhalten. Die Band verstrickt sich wie schon früher nicht in ihrer Quasi-Verkopftheit und besinnt sich schön oft auf eine im Kontext fast rockige Groovigkeit, wie das Ende von 'Engulfed In Excruciation' beispielsweise demonstriert.

Alle, die schon den Vorgänger nicht mochten und trotz aller Fertigkeit den zu tief brummelnd-gurgelnden Growler und die Chugga-Chugga-Gitarren nichtssagend fanden, werden auch mit "Chapters Of Repugnance" nicht bekehrt werden. Wem jedoch genau diese Mixtur aus 110%iger Brutalität und technischer Fähigkeit gefiel, kann unbesorgt zugreifen. Ich gehöre jedenfalls zur zweiten Gruppe und kam voll auf meine Kosten. Blissfully flattened am I.

Im Kontext der Band-Diskographie ist "Chapters Of Repugnance" als Album brutalen Todesmetalls ein voller Erfolg und braucht sich nicht großartig vor dem vorzüglichen "Psalms Of The Moribund" verstecken. Wahrnehmbare Mankos sind lediglich die ein wenig zu rar gesähten herausstechende Momente, die dem Vorgänger noch etwas mehr Individualität neben all dem Dampfwalzengebaren verliehen haben und der leichte Rückschritt im Gesangsbereich. Ein durchwegs starkes Album sind die widerlichen Kapitel nichtsdestotrotz.

Somit ein sich von selbst verstehender Kauftipp für Fans der Band und Death-Metal-Hörer, die ihr Genre gerne bis an die wahrnehmbaren Grenzen noch hörbar ausgelotet haben wollen.

Anspieltipps: Engulfed In Excruciation, Consumed By Repugnance, Lurid Assimilation

http://powermetal.de/review/review-Defeated_Sanity/Chapters_of_Repugnance,16255.html

Punkte: 8 / 10


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