Wir schreiben das Jahr 1990, die finsteren 80er sind überwunden. Viele große Bands hatten in dieser Zeit ihre ganz großen Ausrutscher - wahrscheinlich in dem irrigen Glauben, Rock sei tot oder Komplexität nicht mehr gefragt. The Who hatten "It's Hard", ZZ Top "El Loco" und die Allman Brothers "Brothers on the Road", um nur mal die ersten Megaflops zu nennen, die mir einfallen. DP haben sich durch dieses Jahrzehnt durch Nichtexistenz und zwei mehr (Perfect Strangers) oder weniger (House of Blue Light) passable Alben gerettet.
Und jetzt? Nachdem z.B. Nirvana, die Peppers und G'n'R rockige Klänge wieder salonfähig gemacht haben, liefern Deep Purple ihr poppigstes und achtzigerstes Album ab - ein Album, das nichts mit Deep-Purple-Sound zu tun hat. Die Instrumentalisten der Mark-II-Besetzung (!) klingen wie eine Begleitkapelle des Sängers und Kajalkünstlers Joe Lynn Turner. Nach dem Weggang von Ian Gillan war Ritchie Blackmore offenbar oberster Bestimmer und Turner war schließlich einst seine Entdeckung für Rainbow. Nur so ist für mich die Dominanz zu erklären, die Turners Gesang auf dem Album hat - und ich mochte ihn schon bei Rainbow nicht.
Ich wollte hier eigentlich auch etwas zu den einzelnen Stücken schreiben, aber ich finde kaum Ansatzpunkte. "Fire in the Basement" hat seine Momente (ohne als ganzer Song überzeugen zu können) und "Love conquers all" ist - da gebe ich "Lord" ausnahmsweise recht - eine großartige Ballade. Der Rest ist in meinen Ohren eine belanglose Soundpampe. Sogar das Coverbild ist kacke.
Dass es für Turner bei Deep Purple keine Zukunft gab, war konsequent - ebenso wie Blackmores Abschied Richtung Mittelalter nach dem Folgealbum. Ohne die Kreativitätsbremse an der Gitarre, konnten die verbliebenen Bandmitglieder, verstärkt um Steve Morse, den Purple-Sound weiterentwickeln und mit "Purpendicular" eine neue, großartige Band-Ära beginnen.
Punkte: 4.5 / 10